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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
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am Ende sind, daß sie krepieren, wenn wir ihnen jetzt nicht helfen …?«
    »Ich kann nicht auftauchen! Ich darf das Boot nicht zeigen! Ich darf nicht helfen! Jemanden an Bord nehmen – nur daran zu denken ist schon absurd!«
    »Sie haben doch einen Bruder, Jack?« fragte Dr. Blandy leichthin.
    »Hören Sie auf, Doc!« Nicholson preßte die Hände fest zusammen.
    »Ihr Bruder macht Dienst auf einem Torpedoboot, das weiß ich. Angenommen, der Kahn säuft ab, und man sieht ihn treiben, und der ihn sieht, taucht weg und läßt ihn ersaufen. Wie finden Sie das?«
    »Ich habe nichts gesehen, Doc!« sagte Nicholson unerbittlich.
    »Und das beruhigt Ihr Gewissen?«
    »Wer fragt nach meinem Gewissen?«
    »Ihre zweite Stimme, die bessere in Ihnen!« Dr. Blandy drückte auf einen Knopf, es war zufällig der richtige. Das Sehrohr fuhr aus. Nicholson hinderte ihn nicht daran. Dr. Blandy suchte wieder den orangefarbenen Punkt in den Wellenbergen, dann hatte er ihn im Fadenkreuz und starrte ihn an.
    »Einwandfrei eine Rettungsinsel. Geschlossen! Man kann sie deutlich erkennen. Sie treibt auf uns zu.«
    »Laienhaft ausgedrückt. Ich lasse gleich auf zweihundert Fuß fluten … auch eine Kurskorrektur um ein paar Grad schadet nicht.«
    »Sie laufen sich nicht davon, Jack!« Dr. Blandy gab das Sehrohr frei und zeigte auf das Okular. Nicholson schüttelte den Kopf wie ein unartiger Junge. »Auf der Spitze des Segeldaches brennt die rote Notlampe! SOS, Commander! SOS! Rettet unsere Seelen! Ich weiß, wie knallhart Sie sind … aber das bleibt in Ihrem Blut, Jack! Das zerfrißt Sie eines Tages langsam wie Säure: Ich habe mit klarem Verstand Menschen in Not verrecken lassen … Verdammt, fragen Sie den Admiral.«
    »Doc, die Antwort des Admirals kennen Sie doch im voraus! Unter Wasser bleiben!«
    »Was seid ihr bloß für Menschen!« Dr. Blandy hieb gegen das Gestänge des Sehrohres und dann gegen die Wand des Turms. »Was ich in Vietnam noch verdrängte, bringen Sie mir jetzt bei: Ich beginne euch Militärs zu hassen!«
    »Sie tragen auch die Uniform, Herr Marine-Oberarzt.«
    »Wenn Sie's sehen wollen, Jack … ich zieh sie aus und lasse sie durch den Lokus absaufen.«
    Nicholson stand auf, ging zum Sehrohr und blickte nach oben. Die Rettungsinsel war jetzt so deutlich, daß er das Zucken der roten Notruflampe und das geschlossene, sich im Wind immer wieder blähende Dach erkennen konnte. Das unsinkbare, mit Preßluft aufgeblasene Nylonding hüpfte über die Wellenkämme und trieb auf die viel trägeren Eisschollen zu. Dann wurde es kritisch … Eisschollen können messerscharfe Kanten haben, die bei einem Zusammenprall die Luftkammern der Rettungsinsel aufschlitzten.
    Commander Nicholson fuhr das Sehrohr ein. Dann drückte er auf einen Knopf im Schaltpult vor sich und betätigte den Hebel der Sprechanlage. Chief Engineer McLaren und Chief Navigator Collins sowie Oberleutnant Cornell und Leutnant Curtis waren in Konferenzschaltung gemeinsam zu hören.
    »Alles fertigmachen zum Auftauchen!« sagte Nicholson ruhig. »Irgendwelche Fragen in den Abteilungen?«
    »Nein, Sir …«, antworteten vier Stimmen im Chor.
    Alsbald klingelten im ganzen Boot die Signale. Selbst wer bis jetzt geschlafen hatte, zuckte hoch und rutschte aus seinem Bett. Gibt es denn so etwas? Träumen wir? Ist der Alte verrückt geworden?
    Auftauchen? Wirklich auftauchen? Die Sonne sehen, einen Himmel, einen Horizont? Frische Luft einsaugen? Köstliche, reine Meeresluft?
    »Dem Alten küß ich die Hämorrhoiden!« brüllte Jimmy Porter, als das Geklingel ihn in die Seele traf wie ein heißer Weiberkuß. »Er läßt auftauchen! Boys, laßt uns dem Eisenkopp alles bisherige verzeihen. Wir tauchen auf!«
    In die Fluttanks der POSEIDON I zischte der Gegendruck und trieb das Wasser hinaus. Die Lenzpumpen arbeiteten, das für einen Laien ewig ein Geheimnis bleibende Zusammenspiel aller elektronischen und computergesteuerten Mechanismen funktionierte reibungslos. McLaren schnalzte mit der Zunge. Kinder, ist das ein Schatz von einem Boot! Es läßt sich über und unter Wasser dirigieren wie ein Spielzeugauto.
    Der Turm durchstieß die Meeresoberfläche, dann folgte der schlanke, graue, stählerne Leib. Ein schönes Ungeheuer schwamm auf der rauschenden See.
    Commander Nicholson und Dr. Blandy öffneten das Luk. Die Sonne schien in den Turm. Sie schlug Oberleutnant Cornell beinahe wie ein Hammer gegen die Stirn.
    »Erlaubnis zum Betreten der Brücke!« rief er zu Nicholson
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