Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
der Funker und ein Obermaat – beide mit hungrigen Blicken. Im Boot war es bereits bekannt geworden: Längsseits liegen schiffbrüchige Weiber! Jetzt weiß der Alte plötzlich nicht mehr, ob er ein Mann ist oder bloß ein beweglicher Teil des U-Bootes.
    »Funkgast meldet sich, Sir!« brüllte der Maat, als er auf Deck stand.
    »Stellen Sie die Verbindung zur Basis her. Verlangen Sie Admiral Adam! Adam persönlich, keinen anderen!« Nicholson steckte die Hände in die Taschen seiner gefütterten Uniformjacke. Sie waren ihm plötzlich im Wege, außerdem zitterten sie leicht, was niemanden etwas anging. »Wenn er nicht im Dienst ist, lassen Sie ihn suchen! Ich habe Zeit.«
    »Ich nicht, Sir!« fuhr Dr. Blandy dazwischen.
    »Aye, aye, Sir!« brüllte der Funkgast, rannte zum Turm zurück und verschwand.
    »Sie haben auch Zeit, Doc!« Der Commander machte ein Zeichen. »Kommen Sie wieder rüber!«
    »Ein Sauhund, wer seine Patienten in dieser verzweifelten Lage verläßt!« schrie Dr. Blandy. Dann schwieg er. Auch Nicholsons Lage ist jetzt verzweifelt, das muß man anerkennen, dachte er. Fünf Mädchen an Bord von Amerikas geheimstem Schiff aufzunehmen, ist unmöglich. Aber ebenso unmöglich ist es, fünf Mädchen wissentlich dem Tode auszuliefern. Und sie werden sterben. Dr. Blandy hatte noch übertrieben, als er von drei Stunden sprach. Die Unterkühlung war nahezu tödlich, die steifgefrorene Kleidung ein solcher Kältepanzer, daß man überhaupt keine Überlebenszeit mehr nennen konnte.
    »Genügt es Ihnen«, sagte Nicholson, »wenn wir Ihnen Decken, Batterieheizgeräte und alle Medikamente, die Sie brauchen, hinüberreichen?«
    »Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Ein vereister Mensch ist keine vereiste Schraube, Sir! Man muß ihn anders behandeln.«
    »Dann aktivieren Sie Ihre Fantasie, Doc.« Der Commander blickte über das zuckende rote Lämpchen hinweg auf das Meer hinaus. Die Wellen rollten lang. Es waren die Nachwehen jenes Sturms, in dem ein Schiff, das einmal La Belle Marie hieß, gesunken war.
    Sie sind nicht älter als Mitte Zwanzig, dachte Nicholson. Alle fünf. Vielleicht auch jünger. Wenn ich früh geheiratet hätte, könnte jede von ihnen meine Tochter sein. Aber ich habe nie geheiratet. Meine Braut war immer ein Schiff, meine Heimat die Marine. Ein Scheißleben für achtzehntausend Dollar Jahresgehalt, werden viele sagen. Ich habe mich aber immer wohl dabei gefühlt.
    »Wenn Sie länger in sich hineindenken, Jack«, schrie Dr. Blandy aus der Rettungsinsel, »können Sie bald mit jedem professionellen Killer Brüderschaft trinken!«
    »Für diesen Satz beantrage ich gegen Sie ein Ehrengerichtsverfahren, wenn wir wieder an Land sind, Doc!« sagte Nicholson ruhig. »Es muß doch möglich sein, die Mädchen außerhalb des Bootes so hochzupäppeln, daß sie wieder seeklar werden. Wir werden alle Schiffe, die in der Umgebung sind, und seien es Fischtrawler, ansprechen und wegtauchen, sobald sich ein Mast zeigt. Das ist eine Rettung ohne Risiko für uns!«
    »Kommen Sie rüber, Sir.« Dr. Blandys Stimme war wie mit Rost belegt. »Die Mädchen liegen in Eiswasser. Bevor sie den Einstieg schließen konnten, ist die Insel, zehn Zentimeter hoch, voll Wasser geschlagen worden. Dann waren sie zu erschöpft, es wieder auszupumpen. Himmel und Arsch, jede Minute, die wir vergeuden, kann für die Mädchen das Todesurteil sein! Sie müssen an Bord. Nur im Bordlazarett kann ich sie retten. Ist das jetzt klar, Sir?«
    Im Turm erschien wieder der Funkgast. »Verbindung zur Basis, Sir!« brüllte er. »Admiral Adam ist dran.«
    »Ich komme.«
    Nicholson wandte sich ab. Doch Dr. Blandys gewaltige Stimme wirkte wie ein Nackenschlag.
    »Sagen Sie dem Admiral, daß es die neueste Aufgabe der US-Navy ist, Mädchen zu töten!«
    Nicholson zog den Kopf ein. Er sah Oberleutnant Cornell und Leutnant Curtis an, sah zwei ausdruckslose Gesichter, doch in ihrem Blick lag eine versteckte Drohung. Er passierte Chief McLaren und Chief Collins, die ihr Haupt senkten, als er sie fragend anstarrte. Und er sah den kleinen Fähnrich Duff, aus dessen Pupillen ihm das helle Entsetzen entgegenschrie.
    Niemand darf uns sehen, dachte Nicholson. Wir sind verurteilt, ein atomgespicktes Gespenst der Meere zu sein. Für diese Aufgabe sind wir dreihundert aus Tausenden herausgesucht und zurechtgeschliffen worden, und jetzt werfen uns fünf Mädchen in einem Gummifloß um! Welche Ironie zwischen Theorie und Tatsachen!
    Er kletterte in den Turm, nahm den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher