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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hörer vom Kommandopult und hörte den Admiral im fernen Norfolk so klar, als spräche er im Bordtelefon.
    »Sir, ich habe ein Problem«, sagte Nicholson. Jetzt konnte er endlich tief aufatmen und sogar seufzen. Adam war wie ein Vater zu seinen Boys.
    »Schaden am Reaktor, Jack?« fragte Adam.
    »Viel schlimmer, Sir!« Nicholson atmete noch einmal tief durch. »Ich stehe vor der Entscheidung, fünf Mädchen an Bord zu nehmen und …«
    »Sind Sie verrückt geworden, Jack?« Die Stimme des Admirals hob sich etwas. »Nach der letzten Meldung liegen Sie zwischen Island und Norwegen … Am allerwenigsten von Ihnen habe ich erwartet, daß Sie einen Koller bekommen.«
    »Wir haben eine Rettungsinsel aufgefischt, Sir. Von der Belle Marie. Die letzten Überlebenden scheinen diese fünf Mädchen zu sein. Doc Blandy gibt ihnen nur noch eine Stunde, wenn wir sie nicht an Bord nehmen und behandeln.« Ich lüge, dachte Nicholson. Vielleicht zum erstenmal in meinem Leben lüge ich bewußt. Eine Stunde sage ich. Aber vielleicht ist das wirklich die Wahrheit.
    »Sie kennen Ihren Befehl«, hörte er den Admiral sagen. Das klang sehr kühl.
    »Sir, es handelt sich hier um eine Ausnahmesituation.«
    »Über die Sie als Commander zu entscheiden haben unter der Berücksichtigung, daß kein Fremder an Bord kommt.«
    »Das bedeutet den Tod der fünf Mädchen.«
    »Dramatisieren Sie den Fall bitte nicht, Jack.« Adams Stimme hatte einen fast beleidigten Ton. »In Ihrer Gegend muß es doch mehr Schiffe geben als nur Sie!«
    »Bis sie hergerufen sind, sind die Mädchen längst ein Eisklumpen. Doc Blandy sagt –«
    »Was Ärzte sagen, weiß ich!« Adam dürfte bei diesen Worten sein Gesicht verzogen haben. »Entweder betrachten sie Patienten als Hysteriker oder als Todkranke! Doc Paul soll einmal zeigen, daß er mehr kann, als nur Tripperspritzen zu geben! Commander –«
    »Sir?« Nicholson straffte sich. Das ›Commander‹ knallte förmlich im Hörer.
    »Ich erwarte von Ihnen Pflichterfüllung. Nicht mehr. Nicht weniger. Verstehen wir uns, Jack?«
    »Ganz klar, Sir.«
    Nicholson legte den Hörer auf und preßte dann beide Hände flach gegen sein Gesicht. So saß er eine Weile wie versteinert, und er war der einsamste Mann der Welt. Erst eine Stimme am Luk riß ihn zurück in die Wirklichkeit. Der kleine Duff blickte hinunter auf seinen Kommandanten.
    »Sir, Sie sollen an Deck kommen … bitte.«
    Nicholson nickte. Bitte … das klang, als bettele ein trauriger Bub. Er setzte seine Mütze wieder auf und kletterte die Eisentreppe hoch. Von der Plattform aus sah er, wie seine Offiziere und der bärenstarke schwarze Slingman die Rettungsinsel auf Deck gehievt hatten. Dr. Blandy ließ gerade die Sanitätsmaate fünf Tragen holen.
    Hochaufgerichtet, die Hände um den Rand des Brückengitters geklammert, blickte Nicholson über sein Boot. Meine Offiziere haben gegen meinen Befehl gehandelt, überlegte er völlig nüchtern. Die Mädchen sind an Bord. Nach dem Navy-Strafrecht ist jeder Offizier sofort zu verhaften und einzuschließen. Eine Rückkehr für einen Prozeß und eine Aburteilung ist aber unmöglich. Mir bleibt nur die Möglichkeit, sie dem nächsten Schiff der US-Navy zu übergeben. Und Admiral Adam muß ich Meldung machen: Meine Offiziere, an der Spitze meine beiden Chefoffiziere, haben meinen Befehl ignoriert. Was Adam sagen wird, ist klar … aber was mache ich mit einem Atom-U-Boot ohne die technischen Chiefs und ohne die wichtigsten Offiziere?
    Er sah, wie Oberleutnant Cornell und Dr. Blandy das erste Mädchen aus der Rettungsinsel hoben: ein zierliches Geschöpf mit roten Haaren. Sie legten es auf das Deck, bis von unten die Sanitäter mit den Tragen kamen. Dann hoben Leutnant Curtis und Chief McLaren einen zweiten Körper heraus, ein langbeiniges Mädchen mit ebenso langen blonden Haaren. Die Sonne streifte dieses Haar und ließ es funkeln wie Gold.
    Fähnrich Duff, der bis jetzt stumm hinter Nicholson gestanden hatte, räusperte sich.
    »Was ist, Herbert?« fragte der Commander, ohne sich zu bewegen.
    »Wir haben abgestimmt, Sir. Die Entscheidung war einstimmig … Wir sind bereit, die Verantwortung zu –«
    »Ihr?« Nicholsons Stimme war plötzlich rauh. »Euch wird man in den Hintern treten! Geradestehen für alles muß ich!«
    »Wir sind auf Ihrer Seite, Sir.«
    »Davon habe ich aber etwas, du Tor!«
    Nicholson kletterte auf Deck und kam langsam auf die Gruppe zu. Das vierte Mädchen wurde gerade aus der Rettungsinsel gehoben,
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