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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz
Autoren: Heather Graham
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seinen letzten Satz nicht mehr um. „Ich melde mich, wenn ich etwas weiß.“
    Als er fort war, ergriff Hal Vincent das Wort. „Ich werde ein paar Männer hierher beordern, um die Gegend zu durchkämmen.“ Er war ein großer Mann, gut eins fünfundneunzig groß und dünn, doch jede Faser seines Körpers bestand aus Muskeln. Seine Haut schimmerte kupferfarben, und er hatte grüne Augen. Sein weißes Haar trug er kurz geschoren. Sein Alter war schwer zu schätzen. Aidan dachte, dass er mit hundert wohl nicht viel anders aussehen würde. Geboren in Algiers, Louisiana – direkt auf der anderen Seite des Flusses –, kannte Hal die Gegend wie seine Westentasche. Er war ein guter Polizist, verlässlich, kein Schwätzer.
    „Danke, Hal“, sagte Jonas. Er blickte zu Aidan und zuckte die Achseln. „Du weißt … es könnte unter Umständen … ein alter Knochen sein.“
    „Ja, möglich“, stimmte Aidan zu. „Aber vielleicht auch nicht.“Er versuchte, jeden sarkastischen Unterton zu unterdrücken.
    „Wir starten die Suche und unterrichten dich.“ Hal blickte auf die Uhr. „Ich habe inzwischen Feierabend und könnte ein Bier vertragen. Hat jemand Lust mitzukommen?“
    „Klingt gut“, erwiderte Jonas. Er hatte eigentlich im Westen eingesetzt werden wollen, war aber nach New Orleans beordert worden und hatte sich zur eigenen Überraschung in die Gegend verliebt. Schließlich hatte er ein Mädchen von hier geheiratet und war ins French Quarter gezogen. „Aidan?“
    Aidan schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Ich bin schon spät dran. Ich will meine Brüder weiter flussabwärts treffen.“
    „Ich hörte, dass Sie die alte Plantage am Mississippi geerbt haben“, sagte Hal.
    Aidan verzog das Gesicht. „Ja, und was für ein Erbe.“ „Man weiß nie“, sagte Hal. „Der Ort hat eine sagenhafte Geschichte. Es gibt eine Legende, Geister, das ganze Programm. Es verfällt alles, doch noch stehen die ursprünglichen Ställe, das Räucherhaus, sogar die Sklavenquartiere. Wenn Sie etwas damit anfangen wollen, tun Sie es bald. Die örtlichen Denkmalschützer werden Ihnen bald die Bude einrennen.“
    „Na ja … Ich weiß noch nicht, was wir tun werden. Das ist einer der Gründe, weshalb wir uns heute treffen“, erwiderte Aidan neutral.
    „Ich hörte, dass ihr drei zusammen ins Detektivgeschäft eingestiegen seid“, sagte Jonas. „Wie läuft es?“
    „Gut“, erwiderte Aidan kurz.
    „Kaum zu glauben. Leute aus Florida, die das alte Haus übernehmen“, sagte Hal. Aidan war nicht sicher, wie er das meinte. „Lass uns Bier trinken gehen, Jonas. Aidan, wir melden uns, wenn wir irgendwas über Ihren Knochen erfahren.“
    Aidan nickte, und sie stapften alle durch den Dreck zurück. Bei ihren Wagen angekommen, winkten sie einander zu. Die anderen beiden Männer fuhren Richtung Stadt.
    Aidan fuhr weiter flussabwärts.
    Zwanzig Minuten später war er bei seinen Brüdern.
    Alle drei standen da und starrten das Haus auf dem Hügel an, der nicht wirklich als Anhöhe durchging.
    Aber das Gebäude war auch nicht wirklich ein Haus. Nicht mehr. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung hingen Schindeln vom Dach, Säulen waren zerbrochen, und die Farbe bröckelte und blätterte ab. Das Ergebnis wirkte wie die Kulisse für einen Horrorfilm.
    Dass sich ein Sturm ankündigte, machte die Sache nicht besser. In der Ferne grollte der Donner, und der Himmel hatte eine merkwürdige Farbe angenommen. Doch zumindest linderte das kommende Unwetter die Hitze. Eine kühle Brise brachte sogar ein leichtes Frösteln mit sich. Und die Dunkelheit schien ein Eigenleben zu führen: Sie fegte über den Himmel und legte sich über die Bäume, sie kroch wie Nebel den Boden entlang und bildete einen schattigen Schleier, der nach Gewalt und Fäulnis roch.
    Aidan war der älteste der drei Brüder und mit gut einem Meter und neunzig der größte von ihnen. Sein Gesicht war wettergegerbt, und er hatte von allen dreien den eindrucksvollsten Körper. Durch seine Zeit beim Militär war er durchtrainiert und wachsam. Er verfügte über hervorragende Reflexe und hatte ein gewisses Misstrauen seiner Umwelt gegenüber zurückbehalten, was ihm eine unnahbare Aura verlieh. Er hatte mal ganz gut ausgesehen, nahm er an. Er hatte blaue Augen, die viele inzwischen als eisig bezeichneten, und tiefschwarzes Haar. Serena hatte ihn unwiderstehlich genug gefunden. Er vermutete, dass es mehr seinem Verhalten als seiner Erscheinung zuzuschreiben war, dass Menschen auf Distanz zu
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