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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz
Autoren: Heather Graham
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immer Cousins, was die Korrespondenz für beide gefährlich machte. Brendan hatte von „The Beast“ Butler geschrieben, dem örtlichen Befehlshaber der Union, und dass er die Familie gewarnt habe, den Kontakt mit den Unionstruppen um jeden Preis zu vermeiden.
    Und wenn diese Warnung von einem Offizier der Union kam … nun, Sloan wollte gar nicht darüber nachdenken, was das bedeutete.
    Er zögerte einen Moment und wusste, dass er nach Norden reiten sollte. Seine Aufklärungsmission hatte ergeben, dass sie heftige Scharmützel zu erwarten hatten, wenn die Truppen sich dem Bezirk näherten.
    Doch er war so nah …
    So nah an seinem Zuhause.
    So nah bei Fiona.
    Er könnte sich eine Stunde fortstehlen. Nur eine Stunde.
    Eine Schar Soldaten würde einen sofortigen Vergeltungsschlagprovozieren, doch er allein konnte unbemerkt durch die Reihen schlüpfen.
    Nein. Er befand sich im Krieg und hatte seine Befehle. Doch trotz der Warnungen in seinem Kopf trieb er mit einem Schenkeldruck sein Pferd an und ritt gen Süden.
    Bald erstreckte sich die lange, von Eichen beschattete Auffahrt vor ihm. Aus diesem Blickwinkel wirkte das Haus noch immer wunderschön. Elegant, im klassischen Stil errichtet und mit einer durchgehenden, offenen Eingangshalle, damit die Brise, die kühle Luft vom Fluss brachte, besser zirkulieren konnte. Die umlaufenden Veranden im ersten und zweiten Stock waren noch immer mit Efeu bewachsen, durch das einige Blüten durchschimmerten. Als Kind hatte er beim Bau des Hauses mitgeholfen. Es war seine Heimat, und beim bloßen Anblick überkam ihn ein Gefühl von bittersüßer Nostalgie.
    Er ritt nicht die vordere Auffahrt hoch, sondern machte einen Umweg durch das angrenzende Gehölz und kam an überwachsenen, verwahrlosten Feldern vorbei. Sloan band Pegasus an einen Baum und bahnte sich dann einen Weg zu den Ställen hinter dem Haus. Ihr Verwalter Henry war dort, ein magerer Mann mit indianischem, haitianischem und vermutlich deutschem Blut, ein freier Farbiger und der wahre Chef des Anwesens seit Sloan überhaupt denken konnte.
    „Henry?“, fragte er mit leiser, aber drängender Stimme. Henry, der gerade einen Sattel reparierte, sah lächelnd auf.
    Sein Gesicht wirkte alterslos und stark. „Sloan?“ Sloan kam hinter einem Ballen Heu hervor.
    Henry ließ die Lederahle fallen und stand auf. Beide Männer umarmten einander. Doch Henry löste sich rasch, seine Miene war düster.
    „Da sind ein paar Soldaten oben im Haus“, warnte er Sloan leise. „Sie sind gerade heute Morgen angekommen.“
    Sloan runzelte die Stirn. „Soldaten? Warum?“
    „Warum?“, wiederholte Henry bitter. „Weil es ihnen nungehört, nachdem New Orleans sich ergeben hat.“
    Sloan verzog das Gesicht. Im Moment wollte er nicht über die Warnung vor „The Beast“ Butler nachdenken. „Was ist mit all den anderen? Ist noch jemand da? Von Ma habe ich gehört. Brendan schrieb mir letzten Sommer, dass sie gestorben ist.“ Selbst wenn er früher davon erfahren hätte, hätte er nicht an ihrem Begräbnis teilnehmen können. Er hatte die Schlacht von Sharpsburg beobachtet. „Aber was ist mit Fiona und Missy und George? Sind sie noch hier?“ Missy und George waren schon ebenso lange bei der Familie wie Henry.
    „Ja, sie sind noch hier“, erwiderte Henry und wirkte unangenehm berührt. „Aber Miss Fiona sagte, ich solle hier draußen bleiben und mich fernhalten, bis sie mich ruft.“
    Sloan blickte Henry an. Da er Fiona kannte, wusste er sofort, warum sie ihm den Befehl gegeben hatte. Sie befürchtete, dass es nicht gerade die Elitesoldaten der Konföderierten waren, die zum Haus gekommen waren. Sie wusste nicht, was sie von ihr verlangen würden, und wollte nicht Henrys Tod riskieren, falls sie sich selbst verteidigen musste.
    Sloan blickte in die Ferne. Henry wirkte noch immer sehr unbehaglich. Was zur Hölle ging hier vor?
    „Henry, was ist los? Was zum Teufel ist los?“, verlangte er zu wissen.
    „Nichts. Nichts. Es ist nur … nun, es ist lange her, dass Sie zu Hause waren. Fast ein Jahr.“
    Sloan starrte ihn an. „Was hat das mit alldem hier zu tun?“, fragte er.
    „Brendan … er ist im Moment auch nicht hier. Er ist fort. Wenn er hier ist … Nun, dieser Ort gehört seiner Familie, deswegen lassen die Truppen ihn in Ruhe.“
    „Und?“
    „Er ist seit einer Weile nicht mehr hier gewesen.“ Henry atmete tief durch. „Das ist nicht gut. Das ist einfach nicht gut. Die Yankees sind eine Sache. Darunter sind gute Männer,
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