Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
dem Grundstück, und ich kann Kendall nicht erreichen.“
    „Okay, okay“, sagte Hal und legte auf. Doch Aidan wusste, dass der Mann tun würde, worum er ihn gebeten hatte.
    Er raste die Straße zum Haus entlang und hielt mit kreischenden Bremsen in der Auffahrt, direkt hinter Kendalls Wagen. Sie saß nicht darin, auch Vinnie nicht.
    Er rannte zum Friedhof und holte seine LED-Leuchte hervor. Der Nebel war jedoch so dicht, dass er nicht einmal die Markierungen am Boden sah.
    „Kendall!“, rief er ihren Namen und lauschte auf eine Antwort. In dem Moment hörte er ein Stöhnen und leuchtete mit neuer Hoffnung auf dem Friedhof um sich.
    Eine Putte schien ihn anzusehen, weinend und voller Trauer. Eine Täuschung des Lichts.
    Ein Engel sah verzweifelt gen Himmel, während Aidan sich durch den Nebel kämpfte. Plötzlich erblickte er eine schwarze Masse auf einem der Gräber. Er hockte sich nieder und berührte sie. Sie stöhnte.
    Vinnie.
    „Vinnie, was ist los?“, fragte er panisch. „Wo ist Kendall?“ Doch Vinnie schlug die Augen nicht auf. Er hatte eine klaffende Wunde am Kopf, aus der Blut tropfte.
    Aidan erhob sich und holte sein Handy hervor. Er wählte den Notruf und bat um einen Krankenwagen. Er bemühte sich, möglichst ruhig die Situation zu erklären, während er verzweifelt nach irgendeinem Lebenszeichen von Kendall suchte.
    Der Friedhof war leer.
    „Mr. Flynn?“
    Die zaghafte, verängstigte Stimme war real. Er leuchtete in die Richtung der Stimme und erblickte Jimmy, der zitternd wie Espenlaub dort stand.
    „Es sind die Geister, Mr. Flynn. Es sind die bösen Geister!“ „Wo sind sie, Jimmy? Helfen Sie mir. Wo sind sie?“
    Jimmy deutete in eine Richtung, doch es war gar nicht mehr nötig.
    Weil sie wieder da war. Die Frau in Weiß. Sie stand bei dem Familienmausoleum und winkte ihn heran. Außerdem standen zwei Männer bei ihr, einer in einer braungrauen Uniform, einer in einer tiefblauen. Doch alle drei drängten ihn, sich zu beeilen.
    Und das tat er.
    Kendall kam taumelnd auf die Füße, um sich dem Monster mit dem Messer zu stellen. Sie würde nicht ohne Gegenwehr sterben, doch wie sollte man sich gegen ein Messer wehren?
    „Endlich habe ich dich.“
    Die Stimme klang vertraut. Freundlich.
    „Ich wollte dich schon so lange.“
    „Großartig“, sagte sie und versuchte, das Zittern ihrer Stimme zu verbergen. „Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“
    „Ich wollte es dir schon eine ganze Zeit sagen, doch ich hielt Abstand. Ich dachte, dass du der größte Fehler wärst. Du hast so viel Leidenschaft, doch manchmal muss viel Leidenschaft verleugnet werden. Auf der anderen Seite muss das Genie belohnt werden.“
    „Sie haben Sheila getötet“, sagte sie.
    „Offensichtlich.“
    Diese Stimme … sie kannte sie.
    „Du musst begreifen. Man hält mich in meinem Fach für ein Genie … und mein Fach hat mir viel geholfen. Ich weiß, wonach sie suchen, wenn sie die Toten finden. Und ich weiß, dass, wenn sie die Toten nicht finden, sie auch nicht finden, wonach sie suchen. Und wo sollte man die Toten besser aufbewahren als dort, wo die Toten liegen?“
    „Jon Abel“, sagte sie tonlos.
    „Natürlich.“ Er zog die Kapuze herunter. Er sah so aus wie immer, und das war fast erschreckender als alles andere. Er schüttelte den Kopf. „Ich schätze, ich bin … hungriger geworden in der letzten Zeit. So viele kommen erst zu mir, wenn sie gebrochen, alt und geschändet sind. Der Tod hat etwas Schönes an sich, weißt du. Vor allem der zufällige Tod. Und die Last meines Jobs …“
    „Sie morden schon lange“, sagte sie.
    Er blickte sie finster an. „Wie ich sagte, damals war ich nicht so hungrig. Aber … als ich entdeckte, dass sich eine Gruft unter dem Familienmausoleum befindet, war es plötzlich so einfach.Falsch gedacht, könntest du sagen. Dummerweise habe ich nicht an den Fluss und den Wasserstand gedacht, möchtest du sagen. Nicht wirklich dumm. In all dieser Zeit wurden nur zwei Knochen nach draußen getragen, und wenn es deinen Liebhaber nicht gäbe, hätte niemals jemand davon erfahren. Und weißt du, die Frauen, die ich … soll ich sagen, liebte? Sie waren tot besser dran. Ihre Leben waren klein und unwichtig. Sie gehörten nicht zu der Art Frau, die man vermisst.“
    „Sheila wird vermisst“, schnappte sie.
    „Nun ja, aber Sheila … war notwendig. Sie interessierte sich allzu sehr für diesen Ort und seine Geschichte. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, dass sie dieses kleine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher