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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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Das wäre auch international ansteckend. Aber dafür brauchen wir die entsprechenden Politikerinnen und Politiker, und die wiederum werden von uns gewählt. Also, bitte!

6. Die Agrarwende ist möglich
    Die BSE-Krise erweist sich als das »Tschernobyl« der europäischen Landwirtschaftspolitik. »Schluss mit den Agrarfabriken«, fordert der Kanzler. 20 Prozent Ökobauern will die neue Verbraucherministerin Renate Künast. Geht das?
    Seit 1950 hieß das Motto der deutschen und europäischen Landwirtschaftspolitik: »Bauern brauchen wir eigentlich gar nicht - wir haben ja Aldi!« Kein Berufsstand wurde von der Politik so hoch subventioniert und zugleich so in die Irre geführt wie die Landwirte. 50 Prozent des gesamten EU-Haushalts sind Subventionen für die Landwirtschaft. Erst wurde die Überschussproduktion subventioniert und dann deren Vernichtung. Und schließlich, damit sich der wahnsinnige Teufelskreis schließt, bekommen die Bauern noch Geld für Flächenstilllegung.
    Seit 1950 erlebt Europa das größte Bauernsterben der Geschichte - zugleich wurde der Boden, das Wasser, die Luft und die Tiere in einer Weise traktiert, die zur Katastrophe führen musste. Die Mythen der alten Landwirtschaftspolitik werden jetzt entmythologisiert. Die alte Landwirtschaft hat Millionen Menschen durch schlechte Ernährung krank gemacht und die Volkswirtschaft - allein in Deutschland - mit jährlich über 100 Milliarden Krankheitskosten belastet.
    Welche Chancen ergeben sich aus dieser Krise? Zunächst ist festzuhalten, dass das Geld, das heute in die alte Landwirtschaft gesteckt wird, für die ökologische Agrarwende ausreicht.
    Das von mir entworfene Szenario basiert auf einem Gutachten von Professor Arnim Bechmann vom Zukunftsinstitut Barsinghausen. Es belegt: Bis 2030 kann es in der EU ausschließlich Ökobauern geben.
    Der Stufenplan hat sich folgende Ziele gesetzt:
    2010: 20 Prozent Ökobauern
    2020: 50 Prozent Ökobauern
    2030: 100 Prozent Ökobauern.
    EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler hält diesen Plan für realisierbar. Voraussetzung: Landwirte, Verbraucher und Politik nutzen die jetzige Krise wirklich als Chance. Die Bauernverbände signalisieren immerhin erstmals seit 40 Jahren Wendebereitschaft.

    Wie realistisch das Bechmannsche Szenario für die Agrarwende bis 2030 ist, zeigt die Entwicklung des ökologischen Landbaus in der EU zwischen 1985 und 1999.
    Diese Aufwärtsentwicklung hatte Arnim Bechmann schon 1987 in seinem Buch »Landbau-Wende« prognostiziert. Am Beispiel der Schweiz und Österreichs sowie an vielen Einzelbeispielen in Deutschland wird demonstriert, dass die neue Vision in ganz Europa umgesetzt werden kann. Das alte Vorurteil, kleine Bauernhöfe seien grundsätzlich gut, große Bauernhöfe grundsätzlich schlecht, muss freilich überwunden werden. In Thüringen gibt es ökologische Höfe mit 2000 Hektar und mehr, die beispielhaft biologischen Landbau betreiben, und dabei ökonomisch erfolgreich sind. Dasselbe gilt für Supermarktketten, die ausschließlich ökologisch erzeugte Lebensmittel verkaufen. Wenn Europa beweist, dass die Agrarwende möglich ist, kann sie auch weltweit gelingen.
     
    Instrumente, mit deren Hilfe die 100-prozentige Agrarwende möglich wird:
    • Ein Max-Planck-Institut für ökologischen Landbau gründen.
    • Neue Lehrstühle und Studienfächer für ökologischen Landbau schaffen.
    • Eine Bundesforschungsanstalt für ökologischen Landbau und entsprechende Landesforschungsanstalten einrichten.
    • Fachhochschulen für ökologischen Landbau gründen.
    • Günstige Darlehen beim Umstieg in den ökologischen Landbau zur Verfügung stellen.
    • Die Einfuhr von Kraftfutter aus der Dritten Welt verbieten.
    • Unwürdige Formen der Tierhaltung sanktionieren.
    • Neue Vermarktungsstrategien für Biolebensmittel schaffen.
    • Verstärkte Verbraucheraufklärung betreiben.
    • Die Landwirtschaftskammern demokratisieren.
    • Journalisten für den Urberuf und die Basisproduktion einer Gesellschaft interessieren.
    Die Kosten für all das wären auf jeden Fall deutlich geringer als für die katastrophale heutige Landwirtschaftspolitik. Richtiges Wirtschaften ist immer kostengünstiger als falsches.
    Die grüne Revolution wird aber erst vollendet, wenn die Landwirte von morgen auch Energiewirte werden. Die Europäische Kommission erwartet, dass Bauern in etwa 40 Jahren ein Drittel aller Energie über Biomasse vom Wald und Acker produzieren können. Das bedeutet, dass nicht
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