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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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diesen Agrarwüsten keinen Platz mehr und verschwinden für immer.
    • Dünger und Pflanzenschutzmittel vergiften das Wasser. Flüsse und Seen kippen um. Die Flüsse transportieren Nitrate und Pestizide ins Meer.
    • Das Grundwasser, unser wertvollstes Lebensmittel, ist gefährdet. 116000 verschiedene Chemikalien werden zurzeit eingeleitet. Was das langfristig für das Wasser und uns bedeutet, weiß kein Chemiker der Welt.
    • Die Trinkwasseraufbereitung wird immer aufwändiger. 1870 wurde das Wasser in Deutschland einmal gefiltert. 1955 musste es bereits dreimal chemisch aufbereitet werden, und heute achtmal, um wieder trinkbar zu sein!
    Sind Bauern also ein verantwortungsloser Haufen von Umweltsündern? Fest steht: Die meisten Bauern haben von dieser Entwicklung nicht profitiert, sondern stehen unter Zugzwang.
    • Seit 1950 haben über 1,1 Millionen Höfe in Deutschland aufgegeben.
    • Vier Millionen Menschen waren 1950 noch in der deutschen Landwirtschaft beschäftigt - heute sind es nur noch 600000.
    • Jährlich geben zirka 15000 Höfe auf.
    Profitiert haben von diesem Prozess:
    • Die Großbauern, die immer größer wurden.
    • Die chemische Industrie, denn in den letzten 35 Jahren stieg der Verbrauch an Chemie und Kunstdünger auf unseren Äckern um das Fünffache.
    • Die Lebensmittelindustrie, die Bauern immer mehr zu Zulieferern degradiert.
    • Seit neuestem auch die Gentechnikindustrie, die nach dem Motto arbeitet: schöner, größer, haltbarer.
    Wer Natur zerstört, erntet hohe Erträge und damit hohe Subventionen. Landwirtschaftspolitik heißt seit 40 Jahren: konzentrieren, spezialisieren und intensivieren. Die so entstandenen Monokulturen brauchen Schutz gegen Schädlinge. Das ist zwar gut für die chemische Industrie, aber schlecht für die Umwelt.
    Über 140 Millionen Tiere leben inzwischen in Deutschland für die Schlachtbank. Das Futter für die gigantischen Tierfabriken kommt nicht mehr vom eigenen Acker, sondern wird in großen Mengen aus der Dritten Welt importiert. Zum Teil wird deutsche Gülle, die in riesigen Mengen anfällt, nach Indonesien exportiert. Ein ökologischer Kreislauf der ganz besonderen Art.
    Nie ist mir der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit so klar geworden wie in den Zeiten von Rinderwahn und Schweinepest, von Intensivlandwirtschaft und unbezahlbaren Kosten unserer Krankheitsreparatur. Und noch nie waren die Konsumenten hinsichtlich ihrer Ernährung so verunsichert wie heute.
    Kein Wunder, denn in den letzten Jahrzehnten wurden die Merkmale von Lebensmitteln ausschließlich den Bedürfnissen des Handels und der Agrochemie angepasst. Wie die österreichischen Autoren Wolfgang Hingst und Josef Ortner in »Die Bio-Bibel« schreiben: »Bürokratische Euro-Schild-Bürger legten 1979 mit Winkelmaß und Zirkel die Krümmung der Gurken fest (je gerader sie sind, desto besser passen sie in die Kiste), normierten die Schale und die Größe der Tomaten. Transport- und Lagerfähigkeit sind das Wichtigste, nicht die Inhaltsstoffe.«
    Es geht mir darum, Wege aus der Landwirtschaftskrise zu Gunsten unserer Gesundheit zu finden. Es geht mir weniger darum zu zeigen, was in der Chemielandwirtschaft alles falsch gemacht wird, sondern hauptsächlich darum, was von Ökobauern richtig gemacht wird. Rinderwahn ist kein unabwendbares Schicksal.
    Für die moderne Landwirtschaftspolitik gilt, die Bauern bei ihren Stärken zu packen! Landwirte haben nicht vergessen, dass sie die geborenen Naturschützer sind oder sein sollten. Aber sie werden durch eine fatale Politik von der Agrarchemie abhängig gemacht.
    Ich habe Bauern erlebt, die über ihre alten landwirtschaftlichen Methoden beinahe verzweifelten. Einige - in England zum Beispiel - haben während der BSE-Krise Selbstmord begangen, aber andere folgten ihrem Gewissen und haben sich auf alte Tugenden im Umgang mit der Natur besonnen und sind Ökobauern geworden.
    Häufig war ich bei Ökobauern und bei ihren Verbänden eingeladen und habe ihre Erfolge und ihre neue Freude an ihrer Arbeit erlebt. Vor allem in Österreich, wo es mehr Ökobauern gibt als in allen EU-Staaten zusammen, habe ich viele glückliche Bauern kennen gelernt - meistens junge Bäuerinnen und Bauern. Aus Land-Wirten wurden Lebens-Wirte. Sie wollten nicht mehr die Letzten von gestern, sondern die Ersten von morgen sein.
    »Mensch, werde wesentlich«, hat Friedrich Nietzsche gefordert. Auf eine neue positive Landwirtschaftspolitik übertragen heißt diese
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