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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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Naturzusammenhänge und ist auf Einfalt statt auf Vielfalt programmiert.
    Die Gleichstellung von Industrie und Landwirtschaft ist absurd. Der bisherige Höhepunkt der verfehlten Landwirtschaftspolitik war das Welthandelsabkommen von 1994. Ohne Revision dieser Gleichstellung kann die Landwirtschaft nicht gesunden. Lebensmittel sind keine Autos.

10. Vielfalt statt Einfalt
    Die beiden folgenden Skizzen sollen noch einmal den engen Zusammenhang zwischen bäuerlicher Kulturlandschaft und Artenvielfalt auf der einen Seite sowie Agrarindustrie und Artensterben auf der anderen Seite dokumentieren. 4 )
     
     
     
    Der ökologische Landbau hat eine hohe Bedeutung für den Naturschutz und die Artenvielfalt. Auf biologisch bebauten Flächen haben wir eine bis zu viermal reichere Tierartenvielfalt als beim konventionellen Landbau. Von jeder Pflanzenart hängen im Durchschnitt zehn bis 20 Tierarten ab.
    Blühende Pflanzen wie Luzerne sind eine segensreiche Insektenwiese. Wer auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, schützt Kornblumen und Ackerrittersporn. Heere von Nützlingen helfen uns, wenn wir ohne Insektizide auskommen. Und schonende Bodenbearbeitung mit organischem Dünger lockt Regenwürmer an, fördert die Fruchtbarkeit und verbessert das Trinkwasser.

    Ökologischer Landbau ist bester und preiswertester Natur- und Klimaschutz, schafft neue, abwechslungsreiche Arbeitsplätze und macht den ländlichen Raum attraktiv für zukunftsfähigen Tourismus.
    Wir haben die Natur den Maschinen und der Chemie unterworfen, und die Natur reagiert auf den menschlichen Größenwahn durch Tornados und Hurrikans, durch Überschwemmungen und Verwüstungen, durch das immer größer werdende »Ozonloch«, den Treibhauseffekt und das dramatische Artensterben. Die größte Rückversicherung der Welt, die Münchner Rück, musste in den letzten zehn Jahren die Summe ihrer Schadenszahlungen verachtfachen. Die »Naturbeherrscher« stehen vor ihrem Offenbarungseid. Die »wissenschaftliche« Generalentschuldigung, Naturzerstörung sei der natürliche Preis für technische Entwicklung, ist falsch und längst widerlegt. Wir leben weit unter unseren technischen, geistigen und ethischen Möglichkeiten. Die Chemielandwirtschaft ist ebenso veraltet wie Zehnliterautos oder Großkraftwerke mit einem Wirkungsgrad von lediglich 30 Prozent.
    Der ökologische Landbau, wie von Karl Ludwig Schweisfurth oder Gräfin Bernadotte auf der Bodenseeinsel Mainau praktiziert, Modelle einer solaren Marktwirtschaft, Beispiele einer ökologischen Verkehrswende, Solararchitektur und Wassersparmodelle beweisen grundsätzlich, dass erfolgreiches Wirtschaften mit der Natur und im Einklang mit den Gesetzen der Natur möglich ist.
    Den heutigen Weltkrieg gegen die Natur werden wir nur beenden können durch praktische Friedensarbeit, das heißt durch
    • Frieden mit dem Boden,
    • Frieden mit dem Wasser,
    • Frieden mit der Luft,
    • Frieden mit den Tieren und
    • Frieden mit den Pflanzen.
    Die wunderschöne Insel Mainau zum Beispiel war vor wenigen Jahren noch eine penetrante Pestizidinsel. Heute ist diese landwirtschaftliche Perle des Bodensees ein Vorbild für ökologischen Landbau, an dem sich jährlich 1,3 Millionen Touristen erfreuen. Sie erleben eine Verbindung von naturfreundlicher Landwirtschaft mit einer Holzhackschnitzelanlage, die Ökoenergie gewinnt, einem Energiepavillon mit Informationen zur solaren Energiewende und einem beispielhaften Palmenhaus mit wechselnden Blumenausstellungen bei mediterranem Flair. Ein Paradies für Menschen, Tiere und Pflanzen.
    Auf der Nachbarinsel Reichenau lernte ich einen Bauern kennen, der nur auf einem kleinen Feld Gemüse ökologisch anbaut, auf seinen großen Gemüsefeldern aber kräftig Gift spritzt. Das Gemüse der Insel Reichenau wird bis hin zu den großen Märkten in München verkauft. »Warum bauen Sie nur auf einem kleinen Feld Ökogemüse?«, fragte ich diesen Bauern. Etwas verlegen gestand er: »Das Ökogemüse essen wir in unserer Familie selbst. Das Pestizidgemüse verkaufen wir auf den Märkten.«
    Eines der gefährlichsten Vorurteile lautet: Die Menschen sind nicht lernfähig und nicht lernwillig, nicht veränderbar und nicht veränderungswillig. Doch für unsere Zukunft gilt: Entscheidend ist, was wir tun , nicht, was wir wissen. Noch entscheidender ist, dass wir endlich tun, was wir wissen.
    Dann haben wir die Wahrheit und Wirkmächtigkeit des folgenden Goethe-Wortes begriffen:
    »Nimmer sich beugen,
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