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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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in Ordnung, aber von Mäusen, Hunden und Pferden nicht? Das gilt zumindest hierzulande. Wie vernünftig ist es, dass die Rang- und Reihenfolge in Asien umgekehrt ist? Vernunft und Mitleid sind jedenfalls nicht die Antriebskräfte des Homo sapiens sapiens.

9. Gesundheit ist unbezahlbar
    Die Behauptung »Es gibt keine Alternative zum Fleisch« widerlegen etwa eine halbe Milliarde Inder. Sie würzen ihre fleischlosen Speisen so wunderbar und raffiniert - Indien ist das Land, wo der Pfeffer wächst -, dass selbst einem früher so fleischverwöhnten Gaumen wie meinem das Fleisch nicht fehlt. Dass es auch in Europa inzwischen eine ausgezeichnete vegetarische Küche gibt, spricht sich allmählich herum - ebenso die Tatsache, dass Fleisch oder zu viel Fleisch uns selber schadet. Viele Ärzte - hauptsächlich jüngere - sind heute davon überzeugt, dass Vegetarier vergleichsweise selten an Übergewicht, Krebs und Diabetes erkranken. Nach einer umfassenden Studie des Krebsforschungsinstituts Heidelberg leben Vegetarier im Schnitt vier Jahre länger als Fleischesser.
    In den USA werden jedes Jahr mehr Tiere geschlachtet, als die Welt menschliche Einwohner hat. Das erfordert einen riesigen Verbrauch an Energie und Landschaft. Für die Futtererzeugung werden Millionen Tonnen Pestizide verbraucht. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, verbrauchen wir 20 000 Liter Wasser, für ein Kilogramm Getreide aber nur 1000 Liter und für ein Kilogramm Kartoffeln 106 Liter.
    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt: 55 Prozent der Energie eines menschlichen Körpers sollen durch Kohlehydrate, 20 bis 30 Prozent durch Fett und zehn bis 15 Prozent durch Proteine gedeckt werden. Gemüse, Obst und Getreide stecken voller wertvoller Kohlehydrate. Den Bedarf an Fett können wir leicht durch Käse, Milch und Butter oder Speiseöle zu uns nehmen. Für unseren Organismus sind die pflanzlichen Fette wesentlich bekömmlicher als die tierischen. Proteine finden wir sowohl in Eiern und Milchprodukten, als auch in pflanzlicher Nahrung. Fleischlos glücklich? Jeder und jede kann es leibhaftig erleben. Gesundheit ist unbezahlbar wertvoll. Auch wer nicht generell auf Fleisch verzichten mag: Mehr Obst und Gemüse schaden bestimmt nicht.
    Eugen Drewermann ist Vegetarier »aus Liebe zu den Tieren«. Wer jedoch noch Fleisch essen mag, sollte wenigstens darauf achten, dass die Tiere, die er oder sie isst, artgerecht gehalten werden.
    Während ich dies schreibe, macht Renate Künast darauf aufmerksam, dass 80 Prozent der Deutschen bei Umfragen gegen Käfighaltung von Hühnern sind, aber nur zehn Prozent Eier von frei laufenden Hühnern kaufen. Jeder und jede kann es wissen: Ein Ei für 22 Pfennig und ein Brathähnchen für 2,99 Mark ist praktizierte Tierquälerei. Jeder weiß es, aber kaum einen interessiert es wirklich. Erst lodernde Scheiterhaufen und verrückte Rinder haben den Boden für die Agrarwende bereitet. Entscheidend wird freilich sein,
    • dass es Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Agrarwende ernster meinen als bisher und
    • Wählerinnen und Wähler am Wahltag Politiker und Parteien abstrafen, die 2001 zwar alle »Agrarwende« gesagt, aber es wieder einmal nicht ernst gemeint haben.
    Dass Wirtschaftsinteressen heute über alles gehen - auch über Berge von Leichen - ist ein Allgemeinplatz. Dies zu wissen, ist wichtig. Viel wichtiger aber ist es, entsprechend zu handeln.

10. Die Schweine fühlen sich sauwohl
    Die Agrarwende ist ein Segen für Mensch und Tier und die nachfolgenden Generationen. Agrarwende bedeutet regionale Wertschöpfung.
    Der heute noch gängige Tiertourismus in ganz Europa hat als blinde Passagiere jene Erreger zahlloser Krankheiten im Gepäck, die uns so aufgeschreckt haben.
    Agrarfabriken bieten beste Voraussetzungen für BSE und MKS: Das Immunsystem von Tieren in engen Massenställen ist geschwächt, weil ihr gesamter Stoffwechsel verändert ist. Die Alternative ist gar nicht wesentlich teurer, denn eine artgerechte Tierhaltung erhält die Gesundheit der Tiere und erhöht die Milchleistung und Fleischqualität.
    Gerhard Schwarting von der Fachhochschule Nürtingen hat seine Schweine gefragt, was ihnen gefällt. Er hat mit dem »Nürtinger System« einen Schweinekomfort organisiert. In jedem »Industrieschwein steckt noch eine Wildsau«, ließ das Borstenvieh den Forscher wissen. Und: »Wir wollen Beschäftigung und Auslauf.« So weit entfernt von menschlichen Bedürfnissen ist das beileibe
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