Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
Vom Netzwerk:
deutschen Bundeskanzlers zu Gunsten der Gentechnik. Dazu das Basler Wirtschaftsinstitut Prognos: »Würde man vergleichen, wie viele Arbeitsplätze durch die Gentechnik geschaffen und wie viele überflüssig werden, wäre sie unter dem Strich ein Arbeitsplatzvernichter.«
    Gentechniker stören sich an der Vielfalt der Natur - sie wollen die Einheitspflanze, das Einheitstier und den Einheitsmenschen. Fließbandproduktion war schon immer profitabel. Dazu brauchen sie geklonte Pflanzen, geklonte Tiere und schließlich geklonte Menschen. Wer stoppt die Zauberlehrlinge der Schöpfung?

3. Vorsorgen statt nachsorgen
    Gesundheitliche Vorsorge ist preiswerter und besser als heilen und reparieren. Was hat die BSE-Krise der Wirtschaft und Landwirtschaft gebracht? Zunächst eine minimale Ersparnis, dann Milliarden Euro Kosten und schließlich Millionen toter Tiere und viele tote Menschen. Am Ende dieses Desasters steht die Existenzbedrohung von Bauern, Futtermittelherstellern, Fleischfabriken und Metzgereien. War es das wert?
    Einer der wenigen deutschen Politiker, die BSE rechtzeitig ernst nahmen, war der frühere Gesundheitsminister Horst Seehofer. Er sagte schon1994 in einer ARD-Sendung, dass »BSE das Aids des 21. Jahrhunderts« werden könnte - weniger in Entwicklungsländern, sondern eher in den Industriestaaten.
    Früher wurde eine Kuh 20 Jahre alt, gebar 17 Kälbchen und lieferte jährlich 4000 Liter Milch. Heute liefert sie 10 000 Liter Milch - aber zu welchem Preis? Sie ist nach fünf Jahren gehunfähig, hat Euterkrankheiten und keine Widerstandskraft mehr gegenüber Seuchen. BSE war wahrscheinlich nur ein Vorbote der Seuchenkatastrophen, die wir uns selber eingebrockt haben. Die Natur schlägt zurück.

4. Politik gestalten
    »Das Kapital ist herzlos und die Politik machtlos« - ob diese Formel zutrifft, bestimmen wir selbst. Politik ist möglich - mithilfe von intelligenten Verbraucherinnen und Verbrauchern. Auch die Vertreter und Profiteure der chemischen Industrie werden lernen müssen, dass menschliches, tierisches und pflanzliches Leben mehr ist als chemisch manipulierbare Biomasse.

5. Primat der Ökologie
    Ökonomisten sagen: Wenn das Öl zu Ende ist, steigen wir um auf Kernspaltung, und wenn das nicht mehr geht, auf Kernfusion und danach wird uns schon wieder etwas einfallen. Den jeweiligen Müll entsorgen sie in einem schwarzen Loch, das nur in ihrer Vorstellung existiert.
    Ihr zweiter entscheidender Denkfehler ist, dass sie Ökologie für eine vernachlässigbare Nebensache halten.
    Der in Politikerreden so gern gebrauchte Slogan von der »Versöhnung von Ökonomie und Ökologie« ist verräterisch. Die Ökologie ist nicht nur Milliarden Jahre älter als die »moderne Ökonomie«, sie stellt der Ökonomie den Rahmen ihres Handelns zur Verfügung. Die Ökonomie ist der Ökologie zweifelsfrei untergeordnet, auch wenn wir diese Hierarchie noch nicht wahrhaben wollen.
    Deshalb gilt: Ohne Ökologie keine Ökonomie! Ökologie in der Landwirtschaft heißt folglich, so zu wirtschaften, dass auch morgen und übermorgen noch gewirtschaftet werden kann.
    Symptomatisch ist, dass es in den heutigen wissenschaftlichen Denkschulen kaum Ansätze für eine ökologische Ökonomie gibt. Die Agrarökologie muss endlich raus aus ihrer Nische. Die gesamte ökologische Szene muss ihre intellektuellen und ethischen Batterien neu aufladen. Es geht um nicht weniger als um die Abwehr des biologischen und ökologischen weltweiten Holocaust. Die moderne Industriewirtschaft und die industrielle Agrarwirtschaft sind zu einem selbstmörderischen System verkommen, das bereits die gesamte Schöpfung bedroht. Wir haben die Landwirtschaft industrialisiert. Nachhaltig wirtschaften aber heißt Industrie zu »verlandwirtschaftlichen«.
    Der Babykosthersteller Claus Hipp hat - als er vor vielen Jahren auf Ökoprodukte umstellte - noch vom damaligen Landwirtschaftsminister gehört: »Das bringt doch nichts.« 1997 wurde er von der Zeitschrift »Capital« zum »Ökomanager des Jahres« proklamiert und heute sagt er: »Unsere Babyprodukte sind zwanzig Prozent teurer als andere, aber sie werden trotzdem angenommen. Warum sollte der Sinneswandel nur bei Babynahrung funktionieren?«

6. 100 Prozent ökologische Landwirtschaft
    Individuelle Vorsorge reicht nicht, generelle Vorsorge ist effizienter. Deshalb brauchen wir keine halbe, sondern eine ganze Agrarwende. Die BSE- und MKS-Krise hat gezeigt: Um sich davor zu schützen, reicht es nicht, dass einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher