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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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die Autokonzerne produzieren überwiegend Zehnliterautos, einige auch 20-Liter-Autos, die ökonomisch und ökologisch zu den größten Fehlkonstruktionen des Industriezeitalters gehören. Es gibt nicht nur Rinderwahn, sondern auch einen Autowahn. Bis zu diesem Zeitpunkt ist in Deutschland noch kein einziger Mensch an BSE gestorben - aber 400000 Rinder sollen geschlachtet werden. Jährlich sterben in Deutschland durch den Autowahn 7500 Menschen auf den Straßen, 30000 sterben an den Folgen von Autoabgasen und im Jahr 2000 sind über eine halbe Million Menschen im Autoverkehr verunglückt. Tausende von ihnen sitzen ein Leben lang im Rollstuhl.
    Doch die Forderung »Schlachtet die Autos« habe ich noch nie gehört! Unsere Wahrnehmung ist schizophren. Der Rinderwahn ist in Wahrheit ein Menschenwahn. BSE ist überall.
    Umweltpolitik und Klimaschutz sei zu teuer, heißt es immer noch auf den internationalen Konferenzen der Vereinten Nationen. Dieselben Vereinten Nationen leisten sich eine Umweltbehörde, die UNEP, geleitet von Klaus Töpfer, die mit einem Jahresetat auskommen muss, der gerade mal ein Viertel des Etats der New Yorker Feuerwehr beträgt. Wie teuer es für unsere Kinder und Enkel wird, wenn unsere Generation nicht endlich Umwelt und Klima besser schützen lernt, diese entscheidende Frage stellt - außer dem unermüdlich mahnenden Klaus Töpfer - niemand.
    Die frühere Gesundheitsministerin Andrea Fischer hat darauf hingewiesen, dass in Deutschland allein durch falsche Ernährung jährlich 114 Milliarden Mark ausgegeben werden müssen. Und dennoch hält die Mehrzahl der Konsumenten Biolebensmittel für zu teuer. Rinderwahn ist eben überall - hauptsächlich in unseren Köpfen, nicht nur in denen der Politiker. Würden wir zum Beispiel noch Fleisch essen, wenn wir die Tiere, deren Fleisch wir auf unserem Teller haben, selbst schlachten müssten?

5. Alle sind betroffen
    Von BSE ist jede und jeder betroffen. Denn viele Arzneimittel und noch mehr Supermarktprodukte enthalten Rinderbestandteile. Jetzt rächt sich, dass wir Lebensmittel wie Industrieprodukte produziert haben. BSE ist die logische Folge von industriellem Zusatzfutter und wahllosen Medikamenten zur Leistungssteigerung. Der Giftcocktail, den wir Tieren verabreicht haben und der jetzt zu uns zurückkommt, besteht aus Pestiziden, Klärschlämmen, verendeten Tieren, Abfällen wie Gülle oder Altölen, Dioxinen, Frittieröl und Schwermetallen. Diese Tiermehlpampe wird zunächst an Tiere verfüttert und so in deren Hirn abgelagert. Der Stoffwechsel kann diese artfremden Stoffe weder erkennen noch ausscheiden. Es kommt zu dem, was BSE eigentlich ist, zu einer Vergiftung, sagt der klinische Toxikologe Max Daunderer. Über Wurst, Brühen und Fleisch zum Beispiel gelangen diese deformierten Eiweiße ins menschliche Gehirn. Die gesundheitlichen Folgen sind Alzheimer, Gemütsveränderungen und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, genannt Rinderwahn.
    Die größte Gefahr geht allerdings von unserer Selbstvergiftungskultur aus: Amalgam, Dioxine, Pestizide, Drogen und Nikotin. Die Folgen dieser Selbstvergiftung sind Krebs, Immunschäden, Hirnschäden, Zahngifte. Die heutige Umweltvergiftung ist längst zur modernen Geißel der Menschheit geworden.
    Die Politik könnte die krisenbedingte Sensibilisierung nutzen, um neue soziale und ökologische Rahmenbedingungen zu setzen. Warum zum Beispiel sind noch immer nicht alle Kantinen und Restaurants der öffentlichen Hand auf Bio umgestellt? Wenn alle Universitäten, das Bundestagsrestaurant, die Landtagsrestaurants und alle Rathauskantinen, die Restaurants des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der Bundeswehr, der Bahn-AG, der Finanzämter und Arbeitsämter ihre Einkäufe auch nur zu 20 Prozent auf biologisch erzeugte Lebensmittel umstellten, dann wäre das Ziel von Renate Künast - 20 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2010 - leichter zu erreichen. Dann müssten nämlich viele Restaurants, Cafés, Hotels und Reiseunternehmen ebenfalls rasch in die Bio-Offensive gehen. Das öffentliche Bewusstsein dafür ist vorhanden.
    Neulich habe ich im Speisewagen des ICE die Kellnerin gefragt, welche Essen zur Zeit am meisten bestellt werden. Ihre Antwort: »Die Bioland-Angebote.«
    Welche Mensa in Deutschland stellt als Erste zu 100 Prozent auf Bio um? In welcher Autohauskantine gibt es als Erstes nur noch Biogemüse - bei BMW oder VW? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kluge Politik könnte einen Wettlauf zur Agrarwende initiieren.
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