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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stand und überlegte, wie man den dicken Fisch fangen könnte – ob mit einer Angel oder nach Eingeborenenart mit einer Lanze –, fuhr herum. Er sah seinen Freund im Kampf mit einer riesigen Anakonda, einer ungiftigen, aber ungemein starken Schlange, von der man weiß, daß sie kleine Schweine und andere mittelgroße Tiere in einem Stück verschlingt und hinunterwürgt. Zischend riß sie jetzt ihr breites Maul auf und streckte den Kopf hocherhoben Palma entgegen, während sie mit ihrem Leib den armen Alexander Jesus zu erwürgen drohte.
    »Hilfe!« brüllte Palma. »Hilfe!« Er rannte zum Lager, wo man die schrecklichen Schreie Guapas schon gehört hatte und mit Gewehren und scharfen Macheten zum Fluß lief. »Eine Anakonda! Ein Riesenbiest! Sie erdrückt ihn … schnell, schnell!«
    José Cascal war der erste, der die Bucht erreichte. Vergeblich versuchte er, den Kopf der Schlange so ins Visier zu bekommen, daß sein Schuß nicht auch Alexander Jesus traf. Immer war der schreiende Neger im Weg … er hieb sinnlos auf den glatten Leib und versuchte, mit seinen Händen den Kopf der Schlange zu greifen.
    Mit drei langen, pantherhaften Sätzen war Moco bei ihm. Die Machete blitzte durch die Luft, es gab einen knirschenden Laut, und der Kopf der Riesenschlange fiel zur Seite. Aber die Muskeln des Leibes erschlafften noch nicht, sie hielten ihr Opfer umklammert. Erst, als Moco und Cascal gemeinsam an dem zuckenden Leib zogen, konnte sich Guapa aus der tödlichen Umklammerung befreien, rollte ein paar Meter über den Boden und blieb dann auf dem Rücken liegen, wie ein an Land geworfener Fisch.
    »Madonna«, wimmerte er. »Por amor de Deus! Bete ich nicht immer zu dir?« Dann weinte er wie ein kleines Kind, und Palma gab ihm von der vorletzten Büchse Bier zu trinken.
    Dr. Forster maß später die Schlange nach – sie war sechs Meter vierzig lang und so dick wie ein männlicher Oberschenkel. Der einzige, der sich über die Anakonda freute, war Rafael Palma. Bereits am Abend gab es Schlangensteak, mit Paprika bestäubt. Aber wenn es auch noch so köstlich schmeckte: Dr. Forster, Ellen und Campofolio kostete es große Überwindung, die Bissen hinunterzuwürgen. Palma strahlte. Er kannte elf Rezepte für Schlangenfleisch. Wo in aller Welt gab es noch solch einen Koch wie ihn?
    Nach diesem neuen Erlebnis Alexander Jesus' sah Ellen ein, daß der Fußmarsch durch den Urwald, und wenn er ein Jahr dauern würde, nicht von der Zeit abhängig war, sondern von den Nerven der Menschen. Bei allem männlichen Mut gab jetzt auch Fernando Paz dem verschlossenen Cascal recht: »Es wäre besser, umzukehren und sich in Tefé neu auszurüsten«, sagte er. »Noch ist das möglich. Mit dem Boot, zugegeben, das hatte einen Sinn … aber was wir jetzt unternehmen, ist mittelalterlich. Zurück, neues Benzin einladen und noch einmal vorwärts … dann klappt es. Was meinen Sie, Pietro?«
    Campofolio, als Italiener immer Kavalier, schielte zu Ellen Donhoven. Er sah ihre abweisende Miene und befand sich in einem großen seelischen Konflikt. Innerlich gab er zu, Angst zu haben, aber welcher Mann zeigt das in Gegenwart einer schönen Frau?
    »Wenn man allein die Klugheit walten ließe …«, wich er aus.
    »Klugheit ist jetzt das einzige, was uns retten kann!« Dr. Forster legte den Arm um Ellens Schulter. Er spürte ihre Abwehr … sie machte sich steif. »Seit Tagen wissen wir, daß wir ins Unendliche laufen ohne einen Funken Hoffnung. Seit Tagen reden wir darüber, aber wie die Hammel ziehen wir weiter. Ellen – Sie Dickkopf, wollen Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen?«
    »Ja.«
    Das war eine klare, einfache Antwort. Gegen sie gab es keine weiteren Fragen mehr.
    Dr. Forster stand auf und ging unruhig vor dem niedrigen Feuer hin und her. Gaio Moco beobachtete ihn von seinem Lager aus. Für ihn war die Welt einfacher. Er kehrte zu seinem Stamm zurück, würde Moco den Zauberer töten, weil er die Leute belog, und dann Ynama, das Mädchen mit den langen Haaren, heiraten.
    Wie arm sind die Weißen, dachte er. Sie machen aus ihrem Leben eine Hölle …
    Am Morgen machte Moco einen guten Vorschlag. Er erklärte Ellen Donhoven, daß man Einbäume bauen sollte.
    »Es wird eine Zeit dauern«, sagte er. »Aber wir haben alle Instrumente zum Bau hier. Ich werde drei Stämme aushöhlen und breite Paddel schnitzen. Wenn wir mit diesen Booten am Flußufer, dort wo die Strömung nicht stark ist, rudern, kommen wir schneller voran als auf dem Land. Man kann sogar
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