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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie dann weit in das verfilzte Gebüsch. Zum Abendessen hatte Palma jedem zwei Dosen Bier spendiert; es waren die letzten, denn die zwei Kisten mit den amerikanischen Bierdosen mußten hier zurückbleiben. »Bei der geringsten Unklarheit soll die Wache Alarm schlagen.«
    »Das wird eine heitere Nacht!« Cascal lachte sarkastisch. »Wenn Alexander Jesus einen Affen im Schlaf murmeln hört, schießt er um sich. Der Urwald ist voll von unbekannten Geräuschen.«
    Ellen Donhoven lächelte müde und winkte ab. »José, Sie sind ein hartnäckiger Mensch. So viele Teufel, um mir Angst zu machen, können in diesem Wald gar nicht wohnen.«
    »Die Unvernunft ist das größte Leiden dieser Welt.« Cascal hob resignierend die Schultern: »Boa noite!«
    »Gute Nacht, José.«
    Cascal schob gerade den Eingang seines Zeltes zur Seite, als er zusammenzuckte und mit eingezogenem Kopf stehenblieb. Über ihnen, irgendwo in dem schwarzen Nachthimmel jenseits des Flusses, klang Motorenlärm auf. Er näherte sich schnell wie ein rasendes Gewitter, das Dröhnen schwoll an und verschwand ebenso schnell in der Dunkelheit. Der Nachhall legte sich über die Stille des Waldes wie ein Zittern.
    Gaio Moco, der vom Fluß trockenes Holz zum Feuer getragen hatte, starrte hinauf in die Schwärze der Nacht. Aus ihrem Zelt fuhren die Köpfe von Campofolio und Fernando Paz.
    »Verdammt, das waren doch Flugzeuge!« rief Palma und zeigte in den Himmel.
    »Das muß ein ganzes Geschwader gewesen sein.« Dr. Forster sah Ellen Donhoven verblüfft an. »Schwere Transportmaschinen, dem Klang nach. Und das mitten in der Nacht über dem Urwald?«
    »Blödsinn!« Cascal hatte sich gefaßt. Mit beiden Armen winkte er ab und schüttelte den Kopf. »Das war eine Gewitterzone.«
    »Mit der Geschwindigkeit? Da müßten sich hier die Bäume biegen … und wir haben fast Windstille.«
    »Flugzeuge! Señores, das wäre doch ganz gegen jede Vernunft.« Cascal lachte rauh, ihm war nicht wohl dabei. »Wo sollen sie denn hinfliegen? Vor uns ist einige tausend Kilometer das Nichts.«
    »Es waren Flugmotoren!« sagte Campofolio hartnäckig. »Ich bin in meinem Leben so viel geflogen, daß ich den Klang genau kenne. Was ist denn auch so wichtig daran? Militär vielleicht. Gute Nacht …«
    Die erste Wache hatte Dr. Forster übernommen. Er wartete neben Ellens Zelt, bis innen das schwache Licht erlosch, dann stapfte er zum Feuer und setzte sich dort auf eine der leeren Benzintonnen. Gaio Moco, ein Mensch, der anscheinend nie müde war, lag auf der anderen Seite der niedrigen Flammen auf dem Boden. Forster warf ihm seine Packung Zigaretten über das Feuer. Dankbar nickte ihm Moco zu. Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte sie wie ein ungeübtes Mädchen, zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt. Nach jedem Zug blies er den Rauch durch die gespitzten Lippen wieder von sich.
    »Gaio, sei einmal ganz ehrlich«, sagte Dr. Forster.
    »Moco kennt keine Lüge.« Der Indio starrte auf seine Zigarette.
    »Hat es einen Sinn, was Señorita Ellen macht? Kommen wir jemals durch diesen riesigen Wald bis zu den Jumas?«
    »Solange ich bei Ihnen bin, ja. Allein nie.«
    »Du kennst das Land genau?«
    »Ich weiß, wo mein Stamm lebt. Es ist neben den Jumas.«
    »Angenommen, dir passiert etwas. Ein Schlangenbiß, Fieber, irgendein Unglück … wie stehen dann unsere Chancen?«
    »Sehr schlecht, Señor.« Moco warf den Zigarettenrest ins Feuer. »Der Wald wird euch verschlingen wie eine Schlange die Maus.«
    »Danke, Gaio.« Dr. Forster stützte den Kopf in beide Hände.
    Zwei Stunden später löste ihn Fernando Paz ab. Dann übernahm Campofolio die Wache, nach ihm setzte sich Palma ans Feuer. Abseits von allen lag Moco auf dem Boden und schlief. Zusammengerollt, kaum atmend, unbelästigt von den Moskitos. Er hatte sich vor dem Schlafen mit dem Saft einer Pflanze eingerieben … man roch nichts, aber für die Moskitos mußte er widerlich stinken. Sie schwirrten in einem Bogen um ihn herum.
    Rafael Palma schlief ein. Man konnte ihm das nicht übelnehmen. Mit großer Wehmut im Herzen hatte er bis kurz vor Antritt der Wache inmitten seiner Vorräte gesessen und hatte ausgewählt, einen Sack gepackt, über die Schulter geworfen, ihn für zu schwer befunden und wieder umgepackt. Was schließlich übrigblieb, waren dreißig Pfund Konserven, dazu kamen noch die Töpfe und die große Pfanne, die er zu einem Bündel zusammenschnürte und sich als Gegengewicht zu dem Sack um den Hals hängte. Die
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