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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagte er hämisch. »Da schwimmt man einfach nebenher. Aber wenn Sie in den Rio Tefé kippen, dann könnten Sie Weltmeister im Schwimmen sein, die Piranhas hätten Sie in zehn Sekunden skelettiert! Ins Wasser fallen ist bei uns die Garantie für ein anständiges Begräbnis.«
    »Er ist noch nicht fertig«, sagte Moco und sah Cascal aus seinen dunkelbraunen Augen brennend an. »Das Gleichgewicht ist die größte Kunst beim Einbaumbau. Ich habe es gelernt, ich habe die besten Kanus meines Stammes gebaut.«
    Am neunzehnten Tag geschah wieder etwas. Dieses Mal war nicht Alexander Jesus das Opfer, sondern Rafael Palma, der Koch. Beim Suchen nach Brennholz trat er auf etwas Glattes und wurde gebissen. Er schrie nicht wie Guapa, sondern hüpfte auf dem gesunden Bein zurück ins Lager, warf sich auf den Rücken und zog die Schuhe aus. Oberhalb des Knöchels war deutlich die Wunde zu sehen, die der Schlangenzahn gerissen hatte. Wenig Blut tropfte heraus, aber der Knöchel schwoll bereits bläulich an.
    »Ich friere, Señor«, sagte Palma, als Dr. Forster sofort mit der Operation begann. »Ich friere wie im Winter. Mir klappern die Zähne …«
    »Muß ich sterben?« stammelte Rafael. »Doktor … ich friere … ich friere …«
    »Sie werden überleben.« Dr. Forster schnitt nach einer Betäubung des ganzen Beines den Knöchel Palmas auf. Ellen assistierte ihm, und es war wie damals in Stuttgart, im Krankenhaus, als sie als junge Medizinerin dem Assistenzarzt Dr. Forster die Klammern hielt und die Gefäße abband, die er ihr zeigte. Weit im Gesunden schnitt er das vom Gift bereits durchzogene Muskelfleisch heraus, streute Penicillin in die Wunde, legte einen Drain an und verband dann das Bein.
    Palma lag mit schreckgeweiteten Augen auf der Decke und starrte in den blauen Himmel. Er hatte sich bereits aufgegeben.
    »Bevor Palma nicht ausgeheilt ist, können wir auf gar keinen Fall weiter«, sagte Ellen am Abend. »Richten wir uns also danach ein.«
    Es dämmerte bereits, als Alexander Jesus, der am Fluß nach seinen Rattenfallen sah, in die Höhe sprang und beide Arme zum Himmel empor warf. Schon dachte man, daß ihm wieder etwas passiert sei, als man seinen Schrei hörte.
    »Ein Boot! Ein Boot! Ein Boot mit einem weißen Mann!«
    Cascal sprang wie angeschossen hoch. Er riß sein Gewehr vom Boden und rannte zum Ufer. Die anderen konnten ihm kaum folgen, nur Moco holte ihn ein, mit langen, geschmeidigen Sätzen, katzenhaft lautlos, wie ein Tier.
    »Das ist doch unmöglich!« rief Paz im Laufen. »Wo soll hier ein Weißer herkommen?«
    »Denken Sie an die Patronenhülsen!« rief Dr. Forster. »Da – hören Sie …«
    Nun war es deutlich zu hören: das schwache, helle Tuckern eines kleinen Außenbordmotors. Welch ein Klang in dieser grünen Wildnis, welche Musik aus der fernen Zivilisation. Ein Motor! Ein Boot mit Motor!
    »Es knattert!« brüllte Campofolio und tanzte herum wie Guapa. »Ein Motor! Wir haben wieder einen Motor!« Und dann sang er ›O sole mio‹ und rannte singend zum Fluß. Er war eben ein Italiener.
    Am Ufer winkte Alexander Jesus mit seinem Hemd und brüllte: »Hierher! Hierher!« José Cascal schoß zweimal in die Luft, und Moco entzündete schnell ein Feuer und warf nasses Gras darüber. Der weiße, dichte Qualm zog fett über den Fluß.
    »Er kommt!« schrie Campofolio, der durch ein Fernglas blickte. »Er winkt uns. Mein Gott, hat der Schwarze gute Augen. Es ist tatsächlich ein Weißer.«
    Langsam näherte sich das kleine Boot der Bucht. Der Mann, der hinten an dem Außenbordmotor saß und nun das Gas wegnahm, trug einen grünen Anzug, gleich einem Tarnanzug der Armee, und einen geflochtenen Hut. Er war groß und breit, sauber rasiert und strahlte eine Kraft aus, die anscheinend kein fieberverseuchter Urwald brechen konnte.
    Als er den Hut abnahm, weil er am Ufer eine Frau stehen sah, leuchtete sein dichtes Haar golden in der Abendsonne.
    Ein unsympathischer Mensch, dachte Dr. Forster. Vom ersten Augenblick an spürte er die Gefahr, die von diesem Manne ausging.
    ***
    Das Boot knirschte auf dem Ufersand, der Motor verstummte. Mit einem großen Satz sprang der Mann an Land und verbeugte sich leicht vor Ellen Donhoven, als habe man sich eben auf einem Tanzparkett miteinander bekannt gemacht und nicht durch einen vielleicht lebensrettenden Zufall an einem Urwaldfluß.
    Aber er kam nicht dazu, ein Wort zu sagen. José Cascal warf sich ihm in den Weg und zwang ihn mit dem Gewehr, stehenzubleiben. Auch Dr.
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