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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ungewohnt ist das.«
    »Sie haben hier am Fluß eine Hütte?« fragte Cascal schwer atmend.
    »Ja.«
    »Davon weiß aber keiner etwas.«
    »Es gibt so viel Unbekanntes auf der Welt, da ist eine Hütte am Rio Tefé bestimmt äußerst unwichtig.«
    »Seit wann leben Sie hier?«
    »Ist der vom Einwohnermeldeamt?« Cliff faßte Ellen Donhoven um die Taille. Er tat es so selbstsicher, daß Dr. Forster voll Schadenfreude die Augen zusammenkniff. Jetzt wird er Ellen kennenlernen, dachte er. Jetzt wird sie ihm eine runterhauen.
    Aber Ellen tat nichts dergleichen. Sie ließ den Arm um ihren Körper, nur ihr Kopf zuckte etwas zurück. Dr. Forster ballte die Fäuste. Die erschreckende Wahrheit, die er Cascal nicht glauben wollte, wurde jetzt demonstriert: Jede Frau unterwirft sich der vollkommenen Männlichkeit. Auch Ellen bildete darin keine Ausnahme.
    »Sehen wir uns den Kranken einmal an«, sagte Cliff Haller.
    »Sind Sie Arzt?« fragte Dr. Forster spitz.
    »Nein. Muß man, um einen Kranken anzusehen, Arzt sein?«
    Ohne sich um die anderen zu kümmern, zog er Ellen zu den Zelten, und sie folgte ihm willig. Campofolio trat wütend ein Stück Holz zur Seite.
    »Da haben wir ja ein Prachtexemplar aufgegabelt!« sagte er. »Das kann noch lustig werden.«
    »Aber er hat einen Motor.« Alexander Jesus verdrehte die Augen. »Wir brauchen nicht mehr zu laufen …«
    »Auf jeden Fall ist er eine dunkle Existenz.« Cascal nahm sein Gewehr unter den Arm. »Den Behörden ist nicht bekannt, daß hier oben am Fluß eine Ansiedlung besteht. Ich werde ihn mir genau unter die Lupe nehmen, diesen Mr. Cliff. Wer sich im Urwald verkriecht, muß Grund dazu haben.«
    Cliff Haller übernahm von dieser Stunde an das Kommando. Widerstandslos ließ es Ellen Donhoven zu. Ihr Wesen schien wie durch einen Schock verändert. Was Cliff befahl – sie war die erste, die es ausführte.
    Rafael Palma wurde auf das Boot Hallers getragen. Sein Bein brannte, als läge es im Feuer, aber die Schwellung ging zurück. Dr. Forster gab ihm starke Schmerzmittel, aber sie wirkten nur kurz – das Gift schien alle Nerven zu entzünden, und Palma knirschte mit den Zähnen vor Schmerz, die Tränen liefen ihm über die Wangen. Alexander Jesus benutzte jede freie Minute, wieder für ihn zu beten.
    Trotz der Dunkelheit, die inzwischen hereingebrochen war, fuhr Cliff Haller ab. Er nahm die zwei am weitesten vollendeten Einbäume ins Schlepp – in ihnen hockten Moco, Cascal, Paz, Guapa, Campofolio und Dr. Forster, während Ellen zu Cliff ins Boot stieg und sich neben den weinenden Palma setzte. Ganz langsam fuhren sie den nachtschwarzen Fluß hinauf.
    »Er ist verrückt!« keuchte Cascal. Er war bleich vor Angst. Mit beiden Händen klammerte er sich an dem Rand seines Einbaumes fest. »Nachts auf dem Fluß! Hier wimmelt es von Sandbänken, ganz knapp unter der Oberfläche. Die kann er gar nicht alle kennen. Wenn wir mit unseren Booten da anstoßen und umkippen …«
    Er schluckte. Auch die anderen starrten in das schwarze Wasser. Zehn Sekunden dauert der Tod, dachten sie. Dann sind wir nur noch Skelette in einer vor Mordgier kochenden Masse von Piranhas.
    Nach drei langen Stunden blinkte Licht über das Wasser. Ein schwacher Schimmer nur – ein schmaler, tastender Leuchtfinger.
    Cascal und Dr. Forster sahen es zuerst. »Licht!« Cascal stieß Dr. Forster an. »Das muß die Hütte sein. Licht. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Daß die Fahrt endlich zu Ende ist.«
    »Daß er nicht allein ist!« Cascal zog das Gewehr an sich. »In der Hütte wartet jemand auf ihn …«
    Das Haus lag in einer schönen, flachen Bucht des Rio Tefé. Im Umkreis von dreißig Metern war der Urwald gerodet, und das Holz hatte anscheinend das Material für den Bau geliefert. So romantisch der erste Eindruck war, bei näherem Hinsehen erwies sich die Behausung als eine elende Hütte, mit geflochtenem Reisig bedeckt, das man durch abgeschälte Rinden regenfest gemacht hatte. Um so erstaunlicher war das Material, das unter Schutzdächern neben dem Haus lagerte: Benzinfässer, Motorersatzteile, Werkzeuge aller Art, gute, neue Fischnetze, Reusen. Drei große Petroleumlampen brannten am Eingang und neben den Schuppen und warfen einen schwachen Schein bis zu dem Anlegesteg am Ufer. Cliff Haller zeigte mit ausgestrecktem Arm auf dieses winzige Fleckchen Zivilisation in einer unbekannten Wildnis.
    »Es ist keine große Hazienda, die ich bieten kann«, rief er Ellen durch das Motorgeknatter zu. »Aber ich habe
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