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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Forster und die anderen Männer umringten ihn. Nur Alexander Jesus hüpfte am Ufer vor dem Bug des Bootes herum und schrie: »Madonna, ich danke dir! Du hast mich erhört. Du hast mich erhört.«
    »Wer sind Sie?« fragte Cascal scharf. »Woher kommen Sie? Was tun Sie allein in dieser Gegend? Wie kommen Sie an das Boot? Seit wann leben Sie hier?«
    Der Mann blickte sich verwundert um. Er überragte die anderen Männer um Haupteslänge und blinzelte über deren Köpfe hinweg hinüber zu Ellen. Sein Benehmen, seine Augen, sein breites Lachen hatten etwas entwaffnend Jungenhaftes an sich.
    »Fragt der immer soviel?« lachte er. »Zunächst die einfachste Frage: Das Boot stammt von McHarper & Co. aus Miami und kostete ohne Motor 450 Dollar. Ein unsinkbares Kunststoffboot, gerade das richtige für diese Mistflüsse hier.«
    Ellen Donhoven lachte laut. Cascal wurde violett vor Ärger … Dr. Forster empfand dieses Lächeln wie eine Fanfare, und der Ton schnitt in sein Herz. So hatte sie noch nie gelacht, durchfuhr es ihn. Seit ich sie kenne, hat es diesen Ton bei ihr noch nicht gegeben. Oder beeinflußt mich meine sofortige Abneigung gegen diesen Mann?
    »Wer sind Sie?« schrie Cascal.
    Der Mann winkte über die Köpfe Ellen zu. »Ist Ihre ganze Crew so unhöflich?« fragte er. Dann drückte er plötzlich das Gewehr Cascals hinunter und sah ihn aus grauen, stahlharten Augen an. »Wenn ich mich vorstelle, dann einer Dame zuerst. Señor, in Ihrem Lande habe ich bisher nur Gentlemen getroffen … zwingen Sie mich nicht, auch aus Ihnen einen zu machen.«
    Ehe Cascal etwas erwidern konnte, hatte der Fremde ihn gepackt und wie ein Stück Holz zur Seite geworfen. Dr. Forster und Campofolio fingen den Wankenden auf, dadurch entstand eine Gasse, und der Mann war mit zwei großen Schritten bei Ellen.
    »Cliff«, sagte der Mann. »Cliff Haller ist mein Name. Siebenunddreißig Jahre alt, mehrmals gegen alles Viehzeug geimpft, unverheiratet, Whiskytrinker, Vollwaise und ein Idiot, der den Urwald herrlich findet.«
    »Dann bin ich auch ein Idiot«, sagte Ellen lachend. »Ich bin Ellen Donhoven, Deutsche, auch unverheiratet und habe den Tick, indianisches Pfeilgift für die deutsche Arzneimittelproduktion zu erforschen.«
    »Wie herrlich!« Cliff Haller schlug sich klatschend auf den Schenkel. »Dann können wir jetzt eine schöne kleine Irrenanstalt gründen.« Er drehte sich um und sah sich einer Wand finster blickender Männer gegenüber. Sein Auftreten schien hier nicht der richtige Stil zu sein. Haller fuhr sich mit beiden Händen durch das weizenblonde Haar. »Gentlemen –«, sagte er. »Verzeihen Sie, daß ich lebe. Hätte Ihr Negerbaby nicht wie ein Skalpierter geschrien, wäre ich an Ihnen vorbeigefahren, und wir wären uns nie begegnet. Aber nun bin ich hier.«
    »Und das ist gut so, Mr. Haller.« Dr. Forster sagte es gegen seine innere Überzeugung, aber in ihrer Lage waren persönliche Gefühle ein zu großer Luxus. »Wir haben einen Kranken hier. Schlangenbiß. Ich habe ihn operiert, aber er fiebert. Ihr Motorboot könnte uns unter Umständen sehr helfen. Wenn es schlimmer wird, kann man den Kranken nach Tefé zurückbringen.«
    »Lauter Ärzte, was?« Cliff Haller blickte sich um. Er starrte Moco an und ließ seinen Blick dann über die fast fertigen Einbäume gleiten. »Und ein Indio! Ich nehme an, Sie werden mir gleich erzählen, warum Sie hier mitten in der Hölle Camping machen wie in Florida. Doch erst einmal Klarheit: Nach Tefé fahre ich nicht.«
    »Aber der Kranke …«
    »Entweder wir bekommen ihn wieder auf die Beine, oder er erhält ein schönes Kreuz aus Mahagoni.«
    »Ihr Benehmen ist unerhört!« rief Fernando Paz. José Cascal hob sein Gewehr.
    »Sie sind der Typ eines Mörders«, knirschte er. »Wir werden Sie zwingen, nach Tefé zu fahren.«
    Cliff Haller drehte sich zu Ellen um. Seine grauen Augen hatten einen kindlich-erstaunten Ausdruck. Es war der Blick eines Bären, der sich das Fell kraulen läßt, um dann plötzlich zuzuschlagen.
    »Ihre Männer haben einen Koller, was?« fragte er. »Wissen Sie, wann man Cliff zum letzten Mal gezwungen hat, etwas zu tun? Da war er zwei Jahre alt und wurde zwangsweise aufs Töpfchen gesetzt. Ellen, ich helfe Ihnen. Ich bringe Sie zu meiner Hütte, und dort sehen wir weiter. Das ist eine Einladung –«
    »Ich nehme sie gern an, Mr. Haller.«
    »Nennen Sie mich Cliff.« Haller grinste breit. »Wenn jemand ruft ›Mr. Haller‹, sehe ich mich immer nach anderen um, so
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