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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an den seichten Stellen mit langen Stangen stoßen.«
    »Gondolieri im Urwald«, grinste Campofolio. »O mia bella Venezia! Aber der Vorschlag ist gut. Sehr gut.«
    Auch Fernando Paz war begeistert. Palma und Alexander Jesus waren sich immer einig und nickten mit leuchtenden Gesichtern.
    »Einbaum … gut!« sagte Guapa. »Nur weg von diesem gottverfluchten Land!«
    Der einzige, der widersprach, war José Cascal. Der Vorschlag Mocos durchkreuzte erneut seine Pläne. Giftig sah er den Indio an.
    »Und die Stromschnellen?« fragte er. »Wir wissen aus Luftaufnahmen, daß oben am Fluß eine Kette von Stromschnellen kommt mit bizarren Wasserfällen. Da hält sich kein Einbaum mehr. Wir werden weggetrieben wie trockenes Holz.«
    »Die Stromschnellen umgehen wir«, sagte Dr. Forster. Er sah, daß Ellen den Vorschlag Mocos wie den rettenden Schluck Wasser vor dem Verdursten aufnahm. »Wir tragen die Boote über Land an den Fällen vorbei und setzen hinter ihnen die Fahrt fort. Unter Garantie geht das schneller als zu Fuß durch den Urwald.«
    »Haben Sie schon einmal einen Baumstamm geschleppt?« schrie Cascal. »Dazu in dieser Wildnis? Auch ausgehöhlt würde er Sie glatt in die Erde stampfen.«
    »Ich werde leichtes Holz nehmen«, entgegnete Moco ruhig. »Holz vom Muahua. Es schwimmt wie Kork …«
    José Cascal ballte hinter dem Rücken die Fäuste. Es hat keinen Sinn, dachte er, weiterhin human zu sein. Es hat keinen Sinn, dem Notwendigsten auszuweichen.
    Der Indio muß verschwinden. Er ist die Seele dieser Bande. Töte ich die Seele, ist der Körper hilflos. Ohne Moco ist selbst eine Ellen Donhoven keine Heldin mehr.
    Er zuckte mit den Schultern, brummte: »Man wird mir später recht geben« und ging in sein Zelt.
    Der Tod Mocos war an diesem Morgen beschlossen.
    Zunächst aber gingen alle daran, die Einbäume zu bauen. Moco und Palma streiften durch den Wald und suchten die richtigen Stämme aus, fällten sie, schlugen die Äste ab und kamen dann mit den langen Stammstücken ins Lager. Ohne Anstrengung trugen sie allein die dicken, runden Stämme, die aussahen, als könnten sie von vier starken Pferden nicht über die Erde geschleift werden. Dr. Forster und Campofolio staunten. Sie hoben die Bäume ebenfalls hoch und hatten wenig Mühe, sie zu tragen. Ausgehöhlt mußten sie wirklich leicht wie Kork sein, ähnlich dem unsinkbaren Balsaholz. Für Cascal war das kein Naturwunder mehr, er kannte das Muahua-Holz, aus dem die Indios ihre pfeilschnellen Kanus schnitzten. Mit der Strömung, mitten auf dem Fluß, schwammen sie in ihren Einbäumen jedem Motorboot davon.
    »Wie lange wird es dauern, bis wir weiter können?« fragte Ellen, als Moco die Stämme, aus denen einmal Boote werden sollten, auf niedrige Böcke gelegt hatte und mit einem Beil die Umrisse der Höhlung einritzte.
    »Einen Monat, vielleicht auch zwei, Señorita.« Moco sah über den nahen Fluß. Die anderen hatten aus dem Gestrüpp einen freien Lagerplatz gehauen und begannen, sich für längere Zeit einzurichten. Palma und Alexander Jesus bauten einen Herd aus Flußsteinen. Wer gut ißt, hat auch immer Mut, war die Ansicht Palmas.
    »Zwei Monate!« Cascal raufte sich theatralisch die Haare. »Bis dahin sind wir hier verschimmelt!«
    »Wir haben Zeit, viel Zeit.« Ellen Donhoven lächelte Moco dankbar zu. »Bau uns schöne Boote, Gaio –«
    Es war klar, daß diese langen Tage nicht ohne Zwischenfälle vorübergingen. Während Moco, Palma, Guapa und Paz an den Einbäumen arbeiteten, mit bloßen, schweißnassen Oberkörpern, die Moco mit seinem unbekannten Pflanzensaft einrieb, der alle Mücken fernhielt, saß José Cascal herum und hinderte, wo er nur konnte. In kürzester Zeit haßte ihn jeder, und Dr. Forster sagte einmal zu ihm:
    »Señor Cascal, Sie mögen anderer Ansicht sein als wir, Sie mögen sogar als Beamter ausnahmsweise ein eigenes Denken besitzen, das alles respektieren wir. Aber es ist unmöglich, daß Sie immer wie ein Bremsklotz die Arbeit hemmen.«
    »Sie werden sehen, wohin das alles führt«, sagte Cascal bitter. »Keiner von uns wird den Blödsinn überleben. Wir alle sind begeisterte Selbstmörder, Irre.«
    ***
    Der Bau der Einbäume ging gut voran. Ein Stamm war schon so weit ausgehöhlt, daß Moco ihn zu Wasser lassen konnte, um eine Probefahrt durch die Bucht zu unternehmen. Er schwamm vorzüglich, war nur etwas kippempfindlich. Cascal grinste breit.
    »Wenn Sie in den Rhein oder die Elbe kippen, ist das weiter nicht gefährlich«,
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