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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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britischen Zuhause davon gelaufen, ließ sie sich durch die Welt treiben. Drogenreichen Jahren in Indien waren freiheitsentziehende in Thailand gefolgt, schließlich Afrika. Von West nach Ost, bis in den Süden, nach zerbrochenen Träumen und vor die Hunde gegangenen Beziehungen jetzt ein paar Zimmer für Low-Budget-Traveller in einer heruntergewirtschafteten Villa mit Pool und Tennisplätzen. Es reichte für das Notwendigste, musste reichen.
    Klara war auf Anhieb begeistert von Michael, der mit seinen neun Jahren und dem lässig über eine Schulter gehängten Tagesrucksack einen richtigen Herzensbrecher abgab. Wie überall in der Welt wollte auch im Kreis der Backpacker jeder cooler und hartgesottener sein als der andere. Doch gegen einen, der all die Herausforderungen und Strapazen einer Rucksackreise durch den schwarzen Kontinent – oft großspurig als Grenzerfahrungen wahrgenommenen – bereits im Kindesalter zu meistern verstand, ließ sich nur schwer anstinken und nötigte hier wie überall, wohin wir kamen, gehörigen Respekt ab. Das genoss ich natürlich und sonnte mich bereitwillig in dem von Michael abfallenden Glanz.
    Klara gewann Michaels Herz gleich zweimal. Mit nichts weniger als einer entflohenen Schlange und einem geladenen Trommelrevolver. Aber der Reihe nach. Zuerst hieß es, einzuchecken. Die Pässe waren kopiert, das Gästebuch ausgefüllt und das Bare übergeben. Wir wollten nur schnell unser Hab und Gut ins Zimmer schmeißen, um ausgehungert, wie wir waren, das nächste Fast-Food Restaurant leer zu fressen. Bis unser Blick auf ein liebevoll eingerichtetes Terrarium neben der Rezeption fiel. Auch bei genauem Hinsehen ließ sich nicht erkennen, welch exotisches Reptil hier sein Zuhause haben könnte. Vielmehr schien es, als wäre der drahtbespannte Holzkasten leer. Klara hatte eine Erklärung parat. So beiläufig wie nur irgend möglich bat sie uns: „Falls ihr eine Schlange seht, dann ist das meine. Sie ist seit gestern verschwunden. Es handelt sich nur um eine ungiftige Afrikanische Hausschlange, dunkelbraun und etwa so groß.“ Dabei hielt sie ihre beiden hochgereckten Zeigefinger etwa einen guten halben Meter auseinander. „Die Arme ist bestimmt sehr verängstigt und versteckt sich sicher in einem der Räume hier im Haus. Tut ihr bitte nichts, sondern holt mich oder Sindia, das Hausmädchen, damit wir sie einfangen können.“
    Ach so, die Arme. Es war aber auch ein Graus, welch mannigfache Herausforderungen ein Schlangenleben in Südafrika bereithalten konnte. Während ich für Michael übersetzte, sprangen ihm förmlich die Augen aus dem Kopf. Er war das erste Mal in Afrika und konnte kaum glauben, was er da hörte. Vorsichtig wie die Afrikaforscher Stanley und Livingston suchten wir anschließend unser Zimmer nach der Schlange ab. Schoben achtsam Stühle und Betten zur Seite, hoben behutsam jedes einzelne Kissen hoch und linsten auf Knien rutschend bis in den verstecktesten Spalt, um das scheue Reptil bloß nicht über die Maßen zu erschrecken. Aber alle Mühen waren vergebens, das gute Stück blieb unauffindbar.
     
    Den Revolver bekamen wir dafür schneller unter die Nase gehalten, als uns lieb war. Er gehörte Dave, einem Schwarzen aus Soweto, der ihn aus dem Handschuhfach seines mehr als 20 Jahre alten 5er BMW hervor geholt hatte, in dem er ihn neben einem Schlagring und einem Butterfly-Messer „als letztes Mittel für den Fall der Fälle“, wie er es süffisant nannte, griffbereit und mit voller Trommel aufbewahrte. Dave war trotz seiner sicher mehr als 150 Kilo Lebendgewicht kalt wie ein Fisch und wäre er uns nicht von Klara als zuverlässiger Führer durch Downtown Johannesburg und nach Soweto empfohlen worden, ich wäre niemals mit Michael zu ihm in den Wagen gestiegen.
    Auch wenn die Innenstadt von Johannesburg nicht ausdrücklich zu den sogenannten No-Go-Areas zählte, konnte ein Tourist keine größere Dummheit begehen, als nach Einbruch der Dunkelheit oder an Feiertagen, wenn die Gegend von allen verlassen einer Geisterstadt glich, durch die Straßen zu laufen.
    Noch ehe auch das letzte Büro verrammelt, der letzte Rollladen herunter gezogen und auch vor dem nichtswürdigsten Kabuff ein mit Pumpgun bewaffneter Wachmann seinen Platz eingenommen hatte, verwandelten sich die von Arkaden flankierten Avenuen in das Refugium der Gangs.
    Sie hatten Downtown Johannesburg untereinander aufgeteilt und ermöglichten es einer Armada von Drogendealern, Rauschgiftsüchtigen,
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