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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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ersten Afrikareise – vorerst erspart.
    Was uns nicht erspart blieb, war eine gewissenhafte medizinische Vorsorge. Gesund sein und gesund bleiben war die Devise. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Fangen wir mit dem gesund sein an. Ich selbst hatte in meiner Kindheit ein Bild des Jammers abgegeben, quasi die verkörperte Antithese von Gesundheit.
    Michael ist das blanke Gegenteil. Sonnenstich oder Sonnenbrand? Fehlanzeige. Wenn ich mich krebsrot wie eine Zwiebel schäle, glänzt er schon in Mahagoni. Magenschmerzen, Übelkeit, Verdauungsprobleme? Sein Innenleben ist aus Stahl. Was ich damit sagen will: Wäre Michael nicht von Mutter Natur mit einer beispiellosen gesundheitlichen Konstitution ausgestattet worden, wir hätten von unseren Reisen an die Grenzen der Zivilisation nicht einmal zu träumen brauchen. Was aber, wenn er trotz allem unterwegs krank wurde? Diese Frage stellte uns jeder, der erfuhr, wohin wir wollten. Natürlich war eine plötzliche Erkrankung von Michael oder mir niemals auszuschließen. Angesichts einer beunruhigend geringen Ärztedichte – in Deutschland kommen auf tausend Einwohner zehnmal mehr Mediziner – würde unsere Reiseapotheke einen besonders hohen Stellenwert einnehmen. Im Falle einer ernsthaften Erkrankung bliebe nichts als die Flucht in urbanere Gefilde.
    Vor allem aber hieß es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Panikmache war kein guter Ratgeber. Es lief alles auf eine einzige Frage hinaus: Welche Krankheiten konnten uns als Reisende tatsächlich gefährlich werden und welche existierten zwar potenziell, kamen aber als realistische Gefahrenquelle nicht infrage? Ich wollte mich bei dieser brisanten Analyse nicht allein auf meine eigenen Erfahrungen und ein paar Internetrecherchen verlassen. Was, wenn mich Googles Algorithmen in die Irre führten? Was ich wirklich brauchte, war ein Profi. Schließlich wurden es zwei professionelle Ratgeber, die uns in puncto Infektionskrankheiten und Notfallapotheke berieten. Erst als Hausarzt Dr. G. und Facharzt Dr. L, der erfahrene Tropen- und Reisemediziner, Entwarnung gaben, durfte ich aufatmen, war die Absolution erteilt.
     
    Weiter ging es auf der Liste. Spiegelstrich Impfstatus: Häkchen dran, in Klammern: Standardimpfungen vollständig, auch Hepatitis A und B bereits vorhanden, Gelbfieber nicht notwendig. Spiegelstrich Malaria: Häkchen dran, in Klammern: nicht verhältnismäßig, nur zwei Tage in Malariazone. Was diese beiden Punkte anging, meinte es das südliche Afrika gut mit uns. Bei unseren späteren Reisen würden wir jedoch nicht mehr so billig davon kommen. So arbeitete ich mich durch bis R wie Reiseapotheke. Was ein wenig unpräzise wiedergab, um was es sich dabei eigentlich handelte. K wie Kleinod hätte den Nagel eher auf den Kopf getroffen: In diesem 25 x 40 x 15 Zentimeter großen Kunststoffnecessaire fand sich neben dem üblichen Verbandszeug ein überlebensnotwendiges Sammelsurium an Kanülen, Spritzen und starken Schmerzmitteln, an diversen Mittelchen für und gegen eine rasche Entleerung des Darms, ein steriles Set mit Schere, Skalpell und Pinzette sowie einem Nagelzwicker für kleinere und größere chirurgische Eingriffe. Ein Potpourri aus fiebersenkenden, entzündungshemmenden, desinfizierenden, antibiotischen, die Wundheilung fördernden, den Kreislauf stabilisierenden und Blut verdünnenden Medikamenten – jeweils für Kinder und Erwachsene. Ein Set blitzschnell aushärtender Zahnfüllpasten einschließlich der zum Einbringen notwendigen zahnmedizinischen Werkzeuge, kalorien- und fettreiche Notrationen und, last, but not least, Rettungsdecke, Rettungsschere und Betäubungsmittel jeglicher Stärke, Konsistenz und Wirksamkeit. Okay, die Rettungsschere und die Betäubungsmittel nehme ich wieder zurück, aber sonst war alles darin enthalten, was nach einem Flugzeugabsturz über der Kalahari überlebensnotwendig war. Ein Mehr an Vorsorge, an Gewissensberuhigung war nicht möglich.
    Jetzt ging es ans Packen. Da war ich selbst der Profi. Nach Jahrzehnten des Reisens saß jeder Handgriff, waren Rucksack und Reisetasche blitzschnell und picobello sauber eingeräumt. Bequem im heimeligen Wohnzimmer oder bei absoluter Finsternis unter der Regenplane während eines tropischen Schauers. Wichtigstes Utensil für eine Afrikareise und ganz besonders für eine Camping-Safari: Die Stirnlampe – jederzeit im Nu griffbereit, notfalls auch blind zu finden. Zweitwichtigstes Utensil: Ein Set Kerzen – für den allabendlichen
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