Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
Vom Netzwerk:
Darüber hinaus machte ich es mir zur Aufgabe – vor allem über das Internet und mittels aktueller Reiseführer – die organisatorischen Feinheiten zu infrage kommenden Transport- und Übernachtungsmöglichkeiten, den Einreisevorschriften und Gesundheitsempfehlungen sowie nicht zuletzt die Sicherheitsfrage zu klären.
    An anderer Stelle biss ich mir die Zähne aus. Zahlreichen unserer Freunde, zu meinem Leidwesen ausgerechnet allen voran meinen eigenen Eltern, schien der Reichtum Schwarzafrikas nichts wert, verblasste in ihren Augen. Alles, was mit dem Kontinent zusammenhing, nahmen sie durch die Brille des Phobikers wahr und sahen ausschließlich das, was sie sehen wollten: Stereotype.
    Bürgerkriege, Vergewaltigungen, Blutdiamanten. Kindersoldaten mit drogenvernebeltem Blick und der durchgeladenen Kalaschnikow vor der schmalen Brust. Genozid und übervölkerte Flüchtlingslager. Reiche Eliten, die über bettelarme Slumbewohner herrschen. Ganz Schwarzafrika ein- und dasselbe. Südafrika ist anders? Gerade Südafrika! Johannesburg? Die gefährlichste Stadt von allen! Differenzierung? Nicht ein Hauch.
    Natürlich gab es das alles. Aber doch nicht überall. Und das war es auch nicht, was wir sehen und erleben wollten. Aber was wollten wir eigentlich dort? Diese einfache und doch so schwer zu beantwortende Frage wurde uns von jedem gestellt, der von unseren Reiseplänen erfuhr. Ich mochte sie nicht alleine beantworten. Deshalb ließ ich Michael zu Wort kommen. Er träumte davon, wie sollte es anders sein, einem Löwen zu begegnen. „Aber ohne Zaun dazwischen. Nicht wie im Zoo.“ Und Elefanten wollte er sehen und Zebras und Giraffen und Leoparden und Flusspferde. Eben all jene Tiere aus der Fantasiewelt des Dschungelbuchs, die seine Kindheit seit jeher bereichert hatten. Er sprach mir aus dem Herzen. Ohne Zaun dazwischen, schallte es in meinem Kopf. Das fühlte sich sehr gut an, Löwenrudel hin oder her.
    Wie ein Schwamm sog ich alle Informationen über Safaris auf, die ich finden konnte. Ohnehin Stammkunde in den örtlichen Bibliotheken und Buchgeschäften wurde die Ecke mit der Reiseliteratur mein zweites Wohnzimmer. Ich durchstreifte nächtelang das Internet und versuchte jeden Traveller, den ich kannte und der bereits einmal seinen Fuß auf Afrikas roten Lateritboden gesetzt hatte, auszuquetschen wie eine Zitrone.
    Mit dem Einblick kam der Durchblick. Ich lernte, auf was es ankam. Fand das Okavango-Delta und den Krüger Park, die Viktoria-Fälle und den kriegerischen Stamm der Zulus. Spürte auf, wo die Stolpersteine lagen und sich die Fallstricke versteckten. Wo man getrost flanieren konnte und an welcher Straßenecke man besser nicht links oder rechts abbog. Den marktbeherrschenden internationalen Reisekonzernen schlug ich ein Schnippchen und fand eine Reihe renommierter lokaler Anbieter. Mit ihnen würden wir Wege gehen, von deren Existenz Neckermänner nicht einmal ansatzweise etwas ahnten.
     
    Was folgte, war die Probe aufs Exempel. Und die hieß Camping-Safari in Südafrika mit einem Abstecher zu den Viktoria-Fällen nach Sambia und Simbabwe. Das Nonplusultra des Naturerlebnisses. Vom hechelnden Atem der Löwen nur durch eine Millimeter dicke Zeltbahn getrennt. Würde das Michael nicht von den Socken hauen – im übertragenen, vielleicht sogar tatsächlichen Sinne des Wortes?
    Die Reise wurde ein voller Erfolg. Die Beweisfotos gingen euphorisch von Hand zu Hand. Papas aus dem Zelteingang ragender Kopf, einen Steinwurf weit weg die blutverschmierten Lefzen einer kichernden Hyäne und alles vor dem Hintergrund eines glühendroten Sonnenuntergangs. Natur und Mensch wie auf Bestellung melodramatisch inszeniert.
    Jedoch war nicht alles Gold, was glänzte. Der schwarze Erdteil geizte nicht mit Gefahren. Zwischen dem Feuerholz für das stimmungsvolle Lagerfeuer wimmelte es vor giftigen Skorpionen. Kleine Zangen und großer Stachel – noch 12 Stunden zu leben. Große Zangen und kleiner Stachel – keine Lebensgefahr, aber genug Schmerzen, um sich den Tod herbeizusehnen. Bei einem Ausflug nach Sambia begegnete ich meinesgleichen, ausgeraubt und übel zugerichtet. War in Städten ohne Licht, aber voll mit Prostituierten, die Gesichter von AIDS gezeichnet. An jeder Ecke bittere Armut und Heroinentzug. „Please, thousand kwacha, hey man, hey …”
    Ich hatte nicht nur schöne Fotos und Horrorgeschichten im Gepäck. Weitaus schwerer wog die Erkenntnis, unser Vorhaben, Schwarzafrika abseits ausgetretener Pfade und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher