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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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überwiegend auf eigene Faust zu bereisen, würde Michael nicht von vornherein überfordern. Risiken gab es, das schon. Höher als andernorts, aber sie schienen kalkulierbar. Durften nicht kleingeredet, mussten vielmehr genau lokalisiert, analysiert und eliminiert, sprich umgangen werden. Es lag einzig und allein an mir, eine sichere Reiseroute auszuwählen und einen harmonischen Reiseablauf zu gewährleisten. Nicht nur unser beider Glück, nein, unser beider Leben lag in meinen Händen. Vabanquespiele waren nicht gefragt.
    Ich war gefordert als Vater und als Globetrotter. Meine ganze Lebens- und Reiseerfahrung, jede einzelne Faser meiner selbst, musste in die Waagschale, alles, was ich in den vergangenen mehr als 20 Jahren gelernt hatte, um in der Fremde nicht nur zu überleben, sondern dabei auch noch ungeheuren Spaß zu haben. Dazu gehörten planerische Um- und Weitsicht genauso wie ein größtmögliches Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse eines Neunjährigen im Extremzustand einer Abenteuerreise. Inmitten anders aussehender Menschen, geprägt von einer Kultur, die fremder nicht hätte sein können. Nur wenn es mir gelang, den Zusammenprall der Kulturen abzufedern und selbst in Gegenwart von Elend und erdrückender Armut, von Inhumanität und himmelschreiender Ungerechtigkeit meine eigenen Bedürfnisse zu kontrollieren und wenn nötig zurückzustellen, würde es mir gelingen, Michael einen bereichernden Aufenthalt zu ermöglichen.
    Michael war noch sehr jung und leicht verwundbar, und es lag alleine an mir, auf ihn aufzupassen und vor Schaden zu bewahren. Ich musste nicht nur ihn, ich musste uns beide unverwundbar machen. Zumindest so gut wie. Unsere Trophäe: Ein Orden am Band – Afrika pur, emotional, unvergesslich, unsterblich, verschmolzen mit uns bis ans Ende unserer Tage.
     
    Ab jetzt ging es ins Detail. Ab jetzt lief die Uhr für unseren Countdown. Es waren noch fünf Monate bis zum Beginn der Sommerferien. Und Ferienbeginn hieß Reisebeginn. Kein Tag durfte vergeudet werden. Südafrika stand bereits fest. Nach Südafrika fuhren viele, es gab eine Menge Weiße, deren Stadtteile sicher, sauber und infrastrukturell ausgestattet wie in Europa waren. Das ließ sich gegenüber Michaels von Zweifeln besessenen Omas und Opas gut verkaufen. Dass es auch jede Menge Schwarze gab, deren Stadtteile oft alles andere als sicher und sauber waren und nicht einmal Ansätze einer Infrastruktur aufwiesen, war ihnen zwar bekannt, wollte jetzt aber niemand mehr hören. Sie sehnten sich vielmehr nach beruhigenden Geschichten über majestätische Elefanten und Nationalparks mit Ebenen so weit das Auge reicht, nach Lagerfeuerromantik und Trommeln im Busch. Von Strauchdieben auf dem Weg ins Paradies wollten und mussten sie nichts wissen. Nur zu bereitwillig ließen sie sich und ihre latent schlummernden Ängste von uns sedieren.
    Aber wir suchten noch etwas anderes. Ein Stück grenzenloses Abenteuer ohne Zaun. Südafrikas Nachbarland Botswana strotzte geradezu vor unbegrenzten Freiräumen. Und wartete mit einem alljährlich wiederkehrenden Spektakel auf, das seinesgleichen sucht. Im Herzen des Landes, inmitten der Kalahari, erreichte zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts das Überschwemmungsgebiet des Okavango-Deltas seine größte Ausdehnung. Ein Refugium epischen Ausmaßes für Abenteuertouristen, Naturliebhaber, Tierschützer, Jagdgesellschaften, Wilderer. Für alle gab es – gern gesehen oder nicht – Zelt-Camps in freier Natur, mit dem fernen Horizont als einziger Grenze. Das war genau das, was wir suchten.
    Die Flugtickets waren schnell gebucht, Spezialveranstalter gab es reichlich. In Südafrika wollten wir auf uns allein gestellt vorankommen, ohne fremde Hilfe und immer der Nase lang. Für Botswana griffen wir auf Altbewährtes zurück: Der Reiseveranstalter „Livingstone Trails“ aus Johannesburg hatte mich bereits bei meinem Aufenthalt in Sambia und Simbabwe gut beraten. Auf ihn würden wir auch in Botswana bauen. Low-Budget, Backpacker-Niveau. Natürlich mit dem Zelt. Für kleines Geld. Viel kleiner, als der billigste deutsche Anbieter es wollte.
    Keine Grenzen hieß auch, keine Schwierigkeiten bei deren Überquerung. Woanders brandaktuell, brauchten wir auf unserem Weg von einem Land in das andere nur unsere Pässe zum Abstempeln vorzulegen. Langwieriges Visaantragausfüllen, Passbilderfertigen, alles in ein Kuvert fummeln und darauf warten, es akkurat zurückzubekommen, blieb uns – zumindest auf unserer
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