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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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ist«, fuhr die Frau fort. Sie war einen kleinen Schritt an ihren Begleiter herangetreten, doch der reagierte nicht. Vielleicht schwul, dachte Katharina. Vom Aussehen her kam es hin.
    »Ach, erstens kann ich mir das leisten. Und zweitens ist die Reise umsonst, wie du weißt«, antwortete er leichthin.
    »Und du hast wirklich noch immer keine Ahnung, wer dir die Tickets geschickt hat?«, fragte die Frau mit großen, staunenden blauen Augen.
    »Nein. War nicht mal ein Begleitschreiben dabei.«
    »Das ist bestimmt ein Trick. Die sind bestimmt von einer schönen Frau, die dich auf eine einsame Insel locken will …«
    »Kristina, du liest zu viele Krimis. – Ich wette mit dir: Da sucht ein Projekt Investoren. Vermutlich so eine neue Ferienanlage. Oder eines von diesen Timesharing-Modellen.«
    Davon hatte auch Katharina schon gehört: Man investierte in eine Immobilie und konnte sie dafür einen Teil des Jahres nutzen.
    Die junge Frau lachte eine Nuance zu laut: »Bist du denn so wohlhabend? Hast du im Lotto gewonnen?«
    »Nicht direkt, aber ich habe einige gute Aufträge in der Pipeline. Seitdem ist auch meine Bank ständig mit Investment-Plänen hinter mir her. – Aber ich habe bisher nur etwas Gold gekauft.«
    Die junge Frau sah unwillkürlich auf den leeren Ringfinger an ihrer rechten Hand.
    »Ach, können wir noch an einem Buchladen vorbei, wenn wir das Gepäck losgeworden sind?«, fragte sie viel zu fröhlich.
    »Lass mich raten, Krimis kaufen?« Jetzt war es der Mann, der der Frau über die Haare strich. Es sah ein klein wenig grob aus, doch die Frau schloss die Augen und schmiegte sich in die Hand.
    Urplötzlich ließ der Mann los. Gleichzeitig öffnete die Frau wieder die Augen: »Klar. Was denn sonst?«
    Auf dem Skyline-Bahnsteig im Terminal 2 trennten sich ihre Wege. Der Mann hob Katharina noch die Tasche aus der Kabine, was die Frau mit einem verschwörerischen »Mein Ritter!« in Katharinas Richtung quittierte.
    Katharina sah den beiden nach. Früher hatte sie Frauen immer belächelt, die unwillige Männer umschwärmten. Doch jetzt? Schließlich hatte sie sich ebenfalls in den falschen Mann verliebt. So was von falsch. Mörderisch falsch. Seufzend machte sie sich auf den Weg ins Terminal.
    Am Fuß der Rolltreppe passierte sie eine Toilette: Das erinnerte sie an etwas. Rasch ging sie hinein und schloss sich mit dem Kosmetikkoffer in einer Kabine ein. Dann zog sie ihre Pistole aus der Manteltasche und zerlegte sie. Die Einzelteile verstaute sie sehr sorgfältig in den dafür vorgesehenen Geheimfächern. Sie drapierte den Gurken-Vibrator so, dass er gut sichtbar obenauf im Kosmetikkoffer lag. Das sollte lästige Nachfragen beim Zoll ganz schnell unterbinden.
    Sie wusch sich vorsichtig die Hände, um den Verband nicht zu beschädigen und sah in den Spiegel. Im Neonlicht trat ihr Veilchen wirklich deutlich hervor. Kein Wunder, dass die Blondmaus im Reisebüro seltsame Schlüsse gezogen hatte. Katharina zog ihre Puderdose hervor und versuchte, die Schäden abzudecken.
    Plötzlich wurde die Tür zur Toilette aufgerissen. Katharina griff in ihre Manteltasche. Wo war … Verdammt, ihre Waffe hatte sie eben zerlegt.
    Doch die Frau, die burschikos hereinmarschiert kam, würdigte Katharina keines Blickes, sondern steuerte schnurstracks auf eine Kabine zu und schloss energisch hinter sich ab.
    Katharina ließ sich erleichtert gegen das Waschbecken sinken. Dann nahm sie ihr Gepäck und verließ die Toilette. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Beine zitterten.
    Am Emirates-Schalter stand eine endlose Schlange. Verdammt. Hoffentlich schaffte sie das rechtzeitig. Aber … einer der Schalter war leer. Über dem Schalter stand »First Class«. Doch! Damit war sie gemeint. Vergnügt spazierte sie an den neidischen Blicken der Wartenden vorbei, während sie den Umschlag mit den Reiseunterlagen hervorzog. Die Schönheit aus Tausendundeinernacht, die hinter dem Schalter stand, nahm ihr Ticket und ihren Reisepass, tippte auf ihrem Computer, sah Katharina wieder an und sagte etwas. Das Einzige, was Katharina verstand, war das Wort Yamamoto.
    Katharina stockte: »Ich … äh … Könnten Sie noch einmal …«
    Der Blick der Schönheit kühlte ab. »Ich habe Sie gefragt, wo Sie sitzen möchten. Am Fenster oder am Gang?«
    »Verzeihung, aber ich spreche kein Arabisch.«
    »Ich hatte Sie auf Japanisch gefragt«, sagte die Schönheit hochnäsig.
    »Oh!« Was jetzt? Okay, die ungefähr hundertste Notlüge an diesem Tag. »Ich
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