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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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Die Windrichtung war nicht zu erkennen, denn das Fenster bot nur fahles Licht, keinen Ausblick.
    Aatami bat um Papier und Bleistift. Er äußerte auch den Wunsch nach einem Mobiltelefon, doch dem wurde nicht entsprochen. Der Inhaftierte wurde immerhin eines schwerwiegenden Vergehens bezichtigt, somit konnte man ihm nicht die Möglichkeit einräumen, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.
    Seine Versuchsakkus durfte Aatami behalten, nachdem die Polizisten sie zuvor genauestens untersucht und durchleuchtet hatten, um auszuschließen, dass darin Drogen versteckt waren.
    Aatami musste drei Tage und Nächte in seiner Zelle verbringen, es waren die ruhigsten seines Lebens. Endlich hatte er Gelegenheit, sich richtig auszuschlafen, und nachdem er das ausgiebig getan hatte, konnte er sich, ohne dass ihn jemand störte, auf seine elektro-chemischen Berechnungen konzentrieren. Der Erfinder vervollkommnete seine Akkuidee immer weiter. Er war überzeugt davon, dass er einen wichtigen Beitrag zur Lösung der globalen Umweltverschmutzung in Händen hielt. Im Polizeigefängnis von Pasila wurde ein Mann festgehalten, der nichts Geringeres tun würde, als alle drohenden Ölkrisen zu verhindern. Aatami vertiefte sich mit Eifer in seine Planungen, das Papier füllte sich mit komplizierten Formeln und Berechnungen. Hin und wieder lugten die Polizisten durch den Spion in die Zelle und bedauerten den armen Kerl dort drinnen, der offensichtlich seinen Verstand verloren hatte, ein Unternehmer, der unter dem wirtschaftlichen Druck zerbrochen war und mit einem irren Glanz in den Augen unbegreif-liche Zahlenreihen auf Papierbögen kritzelte. Die Rezession beutelte das Volk wirklich zu arg, konstatierten sie mitleidig. Zum Glück hatten sie dem Burschen vor Einschluss die Hosenträger und die Schnürsenkel abge-nommen.
    Die Tage vergingen bei der Entwicklung der Erfindung recht angenehm, aber die Nächte in der Einzelzelle zogen sich in die Länge, denn nicht immer fand Aatami Schlaf. Aus einer der unteren Etagen klang Gepolter herauf, im Fenster spiegelten sich schwach die Lichter der Stadt. Während Aatami so in seiner Betonhöhle lag, musste er an die alte, zerlumpte Bettlerin denken, die er bei seinem Besuch in Seurasaari beobachtet hatte, und er fragte sich, wo sie jetzt sein mochte. Ob es ihr gelungen war, die Kristallvase, die sie aus dem Museum gestohlen hatte, zu verkaufen?
    Aatami begann sich den Weg auszumalen, den das Präsent zurückgelegt hatte. Die Vase stammte vermutlich aus der Produktion irgendeiner nordkoreanischen Glasfabrik und war zu einem wahren Musterexemplar geworden. Die glutheiße Fabrik, die in einem Tal zwischen nebelumhüllten Bergen stand, hatte eine teuer aussehende Perle des Glasdesigns hervorgebracht. Den Koreanern hatte das Herz geklopft, als sie die herrlichen Formen und schimmernden Farben betrachtet hatten. Vielleicht hatte der Glasbläser als Auszeichnung für sein Werk eine Medaille bekommen, wie sie die Kommunisti-sche Partei der Volksrepublik an verdienstvolle Werktä-tige zu verleihen pflegte. Dann hatte der finnische Staatspräsident Urho Kekkonen dem Land einen offiziellen Besuch abgestattet. Soweit Aatami sich erinnerte, hatte Finnland sogar eine Papierfabrik dorthin geliefert. Die Maschinen waren allerdings im Vorratslager verrottet, denn die technischen Kenntnisse der Koreaner hatten nicht ausgereicht, die Fabrik zu montieren. Die Jugend des Landes verbrachte ihre Zeit bei den staatlich organisierten Demonstrationen, bei denen sie den Par-teivorsitzenden und Staatschef Kim Il Sung hochleben ließ. Auch als Kekkonen einflog, wurden Volksmassen mobilisiert, die Hurrarufe für ihn hallten nur so über die Plätze und durch die Regierungspaläste. Die Kristallvase wartete bereits. Bestimmt war sie in einer exotischen Holzkiste verpackt.
    Kekkonen brachte die Vase nach Finnland. Sie wurde in seiner Residenz Tamminiemi jedes Mal hervorgeholt und zur Schau gestellt, wenn Staatsgäste aus sozialisti-schen Ländern zu Besuch kamen. Manchmal, wenn Kekkonen besonders in Stimmung war, griff er nach der Vase und goss Wodka hinein. Auf ex, Gospodin Kossy-gin! Und jetzt befand sich diese historische Besonderheit in den Händen einer verrückten Diebin. Ob die Alte die Vase unter ihrem Bett im Wohnheim für obdachlose Frauen versteckte und nur manchmal des Nachts her-vorholte, um Trockenblumen hineinzustecken? Falls seine Erfindung ihn reich machen sollte, so beschloss Aatami, dann würde er die Alte ausfindig
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