Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
älterer Bauart wurden vernichtet, ebenso die gesamte Buchhaltung der Firma, der Was-serboiler im Duschraum zerplatzte in der Hitze, Aatamis Bettzeug und seine Unterhosen erhoben sich als Rauch in die Wolken. Ein fürstliches Feuer!
     

Sechs
     
    Wenn es jemandem richtig schlecht geht, denkt er, schlimmer kann es nicht kommen, aber das stimmt nicht. Während das Feuer in der Halle mit voller Kraft wütete, trieb der scharfe Wind die Höllenflammen über die Straße, und so fing auch Aatamis Auto Feuer. Der Besitzer selbst konnte sich mit knapper Not in Sicherheit bringen. Die Reifen schmolzen auf dem Asphalt, die Fenster zerbarsten, die Innenverkleidung brannte wie Zunder, das Armaturenbrett aus Kunststoff rann als flüssige Masse auf den Fußboden, mit ihm das Hand-schuhfach und Aatamis schweinslederne Geldbörse, die fürchterlich stank und qualmte. Aus der Halle waren Explosionen zu hören, als die Gasflaschen zersprangen.
    Adieu Tattarisuo!
    Aatami besaß rein gar nichts mehr, keine Werkstatt, kein Auto, kein Geld, keinen Arbeitsplatz, kein Zuhause. In der Brusttasche seines Jacketts steckten zwei kleine Versuchsakkus und ein Bündel Papiere, die mit chemischen Formeln bekritzelt waren. Bar jeglicher Habe verließ er die Brandstätte und wanderte die Straße entlang. Zerstreut beschloss er, erst mal in die Stadt zu gehen. Er musste notgedrungen zu Fuß gehen, denn er hatte keinen Pfennig Geld in der Tasche.
    Ein Löschfahrzeug kam ihm endlich entgegen. Aatami winkte lässig mit der Hand in Richtung der Brandstätte. Als er eine halbe Stunde getrabt war, erreichte er den Friedhof Malmi. Dort ruhten viele arme Männer, wie er wusste. Aus der Stadt kam ein Polizeiauto, das Aatami anhielt. Den Polizisten teilte er mit, dass seine Werkstatt in Tattarisuo vorsätzlich angezündet worden sei. Wie sich zeigte, waren die Polizisten genau dorthin unterwegs. Hatten sie vielleicht zufällig Firmeninhaber Aatami Rymättylä vor sich? Das traf sich gut! »Wir können gleich wieder umkehren«, erklärten sie. Genau den Herrn Rymättylä wollten sie nämlich aus Tattarisuo abholen. Es hatte eine anonyme Anzeige gegeben, der zufolge er seine Halle selbst und vorsätzlich in Brand gesteckt hatte.
    Es gelang Aatami nicht, die Polizisten von seiner Unschuld zu überzeugen. Die Anzeige sei absolut falsch, erklärte er. Er sei zu dem Zeitpunkt, da die Halle ange-zündet worden sei, in Järvenpää gewesen. Wer würde schon seinen eigenen Arbeitsplatz abbrennen? Die Polizisten glaubten ihm nicht. Von der Dienststelle Pasila aus riefen sie immerhin in der Elektroauto-Fabrik an. Dort bestätigte man ihnen, dass der betreffende Herr in der Fabrik gewesen sei, aber an den genauen Zeitpunkt konnte sich niemand mehr erinnern. Ein richtiges Alibi ergab sich aus dem Telefonat nicht. Nach Meinung der verhörenden Beamten hätte Aatami sehr wohl die Zeit gehabt, zurückzukehren und seine Halle abzufackeln. Der anonyme Anrufer hatte berichtet, dass Aatami finanzielle Probleme habe, mit anderen Worten, dass er kurz vor der Pleite stehe. Das Motiv für die Brandstiftung war also gegeben: Versicherungsbetrug.
    »Wir können Sie leider nicht auf freien Fuß setzen«, bedauerte der Diensthabende. »Es gibt in der Sache zu viele Ungereimtheiten, sodass wir Sie für ein paar Tage in Gewahrsam nehmen müssen. Wir müssen Sie nochmals befragen und die Fakten prüfen.«
    Aatami kam diese Regelung sehr gelegen, wusste er doch sonst keinen Ort, an den er hätte gehen können. Er hatte keine Angehörigen, Vater und Mutter waren tot, die Schwester wohnte in den Turkuer Schären, die Exfrau war wieder verheiratet, die Werkstatt war abgebrannt. Für einen Mann, der vor dem Nichts stand, war eine öde Zelle immer noch besser als die Straße.
    Sehr karg war das neue Zuhause, das Aatami bezog. Es war ein Verschlag von etwa zehn Quadratmetern, an der Wand gab es eine Betonliege, darauf eine Matratze und eine Decke. Der Tisch war an der Wand festgeschraubt, ebenso die zwei Stühle. Das Fenster hatte kein Gitter, es war vielmehr aus milchigem Panzerglas. Der Weg in die Außenwelt war durch eine Stahltür versperrt, in der sich ein Spion und eine größere Klappe für die Essensausgabe befanden. Der einzige Komfort bestand in einem Wasserspender, dem man Trinkwasser entnehmen konnte, und einem Klobecken. In die Wände hatten die früheren Bewohner ihre gallebitteren Grüße geritzt. Aatamis Einzelzelle befand sich in der vierten Etage der Polizeistation von Pasila.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher