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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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unwider-stehlicher Kraft durch das harte Grundgestein tief hin-ein ins Erdinnere, ins brodelnde Eisen, in Tiefen, in denen nur der klare Verstand weilen kann.
    Das war pures Glück, berauschende Erfüllung, es er-schütterte den ganzen Körper, das Licht des Verstandes blendete die Augen, die Genialität nahm das ganze Ich gefangen, die Welt draußen wurde klein, verlor an Bedeutung.
    Viele Tage und Nächte hintereinander rechnete und experimentierte Aatami, vergaß alles um sich herum. Er verspürte weder Hunger noch Durst, sehnte sich nicht nach Schlaf und nach menschlicher Nähe. Er magerte ab, bekam hohle Wangen, sein Haar wurde strähnig und die Nägel wuchsen. Er war wie ein Schamane, in den übersinnliche geistige Klarheit geströmt war, die er unermüdlich aus seinem Stift aufs Papier fließen ließ.
    All das dauerte sechs lange Tage, und am siebenten Tag ruhte Aatami aus. Er wusste, dass er den Weg ins Paradies gefunden hatte, in das er die ganze Menschheit würde führen können.
    So entwickelte Aatami Rymättylä eine neue Verbindung, ein Gemisch aus Lignin, ätherischen Ölen und einigen anderen Stoffen, das unglaublich prachtvolle Eigenschaften für die Speicherung von Elektroenergie aufwies. Das Beste bei alledem war, dass das Gewicht des neuen Akkus nur vier oder fünf Prozent des Gewichts eines modernen Bleiakkus betragen würde. Bei der Polarisation entwickelte sich keine Wärme, und es entstand auch kein Energieverlust. Der neue Akku würde in jeder Hinsicht sehr viel besser als die neuesten und besten handelsüblichen Produkte sein. Aatami wusste, dass er eine historische Erfindung gemacht hatte. Wenn ein Mann alles gibt, ist der endgültige Sieg nicht unmöglich. In der ersten Juniwoche wurde in Aatamis Akku-AG wegen unbezahlter Rechnungen das Telefon abgeschaltet. Im Hinblick auf den Stand der Arbeit war das eine gute Tat von der Telefongesellschaft, dadurch hatte Aatami die nötige Ruhe für die theoreti-schen Berechnungen und die praktischen Experimente. Er stellte zwei Versuchsakkus von der Größe eines Federkastens her, die er in der Lebensmittelfabrik von Hyrylä fest in Folie einschweißen ließ. Die fertigen Ak-kus lud er mithilfe von Dreiphasenstrom voll auf. Die Anzeigenscheibe des Zählers drehte sich während des Aufladens wie ein Kreisel, die Kilowatt flitzten willig aus dem Starkstromkabel in den Behälter mit der Plastik-oberfläche. Der Erfinder montierte einen der Akkus in sein eigenes Auto. Das Amperemeter am Armaturenbrett wäre von der Kraft der Ladung fast zersprungen. Aatami konnte mit der bloßen Kraft des Anlassers kilometerweit fahren, ohne dass ein nennenswerter Verbrauch zu verzeichnen war. Das wäre ein Anlass für Freudenträ-nen gewesen, doch das einsame Genie war zu aufgeregt, um vor Glück zu weinen.
    Aatami fuhr nach Imatra zur Elektroauto-Fabrik El-cat, die den Konzernen Imatran Voima und Neste gehör-te, dort wurden in Serien von wenigen Hundert Stück Lieferwagen mit Elektroantrieb gebaut, die hauptsäch-lich für den Einsatz bei der Post und in den Kommunen vorgesehen waren. Aatami bekam die Erlaubnis, seine Erfindung in einem Elektroauto zu erproben. Der Lieferwagen funktionierte ausgezeichnet mit dem flachen Akku, der kaum größer als eine Schokoladentafel war. Man fragte Aatami, wie das möglich war. Befanden sich in der Schachtel Lithiumbatterien? Wie lange würde das Auto mit der Ladekapazität fahren können?
    »Ich wollte nur mal was ausprobieren, die Sache ist nicht weiter von Belang«, wiegelte der Erfinder ab. Er löste seinen Akku aus dem Elektrosystem des Wagens und steckte ihn schleunigst wieder ein.
    Als Aatami am Nachmittag nach Tattarisuo zurückkehrte, sah er schon von weitem, dass seine Halle in Flammen stand. Die Akkuwerkstatt brannte fröhlich vor sich hin, niemand löschte, kein einziges Feuerwehrauto war in Sicht. Aatami rannte in die benachbarte Auto-werkstatt und bat den Mechaniker, die Feuerwehr zu alarmieren. Der Mann im ölverschmierten Overall und mit Pferdeschwanzfrisur erklärte verdrossen:
    »Das habe ich mehrmals getan, aber sie haben gesagt, dass sie nicht kommen. In der Zentrale hängt angeblich ein Zettel an der Wand mit dem Hinweis, dass in der Akkuwerkstatt von Tattarisuo nicht mehr gelöscht wird. Auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers.«
    Die Flammen rauschten im heftigen Wind. Schwarzer, bleihaltiger Rauch stieg zum klaren Frühsommerhimmel auf. Alles verbrannte, die Halle war nicht mehr zu betre-ten. Hunderte Akkus
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