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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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Rymättylä fand, dass Gerichtsvollzieher Juutilainen letztlich ein anständiger Büttel sei. Bis Mittsommer waren noch zwei Monate Zeit. Diesen Gedanken fand er beruhigend.
     

Vier
     
    Die Zugvögel trafen ein! Alle armen Leute holten ihre ramponierten Autos aus dem Winterschlaf und setzten sie instand, in Erwartung der sommerlichen Freuden. In diesem Frühling gab es in Finnland fast eine halbe Million Arbeitslose, und entsprechend hoch war auch die Anzahl schrottreifer Autos. Sie wurden natürlich nicht verschrottet, sondern die Besitzer setzten alles daran, sie fahrtüchtig zu halten. Wer arbeitslos war, hatte Zeit, an seinem Auto zu basteln. Die Folge davon war, dass sich das Akkugeschäft zu beleben begann. Bei Aatami wurden alte, aufgeladene Akkus nachgefragt, und auch neue wurden gekauft. Nach langer Zeit floss wieder Geld in die Kasse der Akku-AG, sogar so viel, dass Firmeninhaber Aatami fünfhundert neue Akkus ordern konnte. Er konnte ein paar der überfälligen Rechnungen bezahlen, und, was das Beste war, es stand wieder Kostgeld zur Verfügung. Sieben Sprösslinge: die Drillinge, die drei ehelichen Kinder und dazu noch Pekka … das war kein Pappenstiel. Für die Unterhaltszahlungen gingen monatlich zwanzigtausend Finnmark drauf, bar auf die verschiedenen Krallen. Eine solche Verantwortung ist hart für einen Mann. Es ist also wahr, dass die Liebe ihren Preis hat, aber ist sie ihn wert? In den flüchtigen Momenten brennenden Begeh-rens gewiss.
    Aatami Rymättylä liebte seine Kinder ernsthaft und aufrichtig. Sowie er ein bisschen Geld beisammen hatte, versuchte er als Erstes, die Rückstände bei den Unterhaltszahlungen abzutragen. Denn der Berg wuchs schnell, ein Ein-Mann-Betrieb wirft keine Reichtümer ab, und die monatlichen Zahlungen von zwanzigtausend plus Zinsen schienen manchmal übermächtig.
    Einmal pro Woche sah Aatami seine Kinder, und eini-ge Mal im Jahr verbrachten sie einen ganzen Tag miteinander. Im Mai, wenn der Vergnügungspark Linnanmäki öffnete, pflegte er alle um sich zu sammeln (außer Pekka, der bereits erwachsen war und auf dem Grenzposten in Salla Dienst tat) und mit ihnen einen Ausflug dorthin zu machen. Diesen Luxus konnte er sich jetzt nicht leisten, denn für sechs Rangen all die unzähligen Tickets zu kaufen war einfach zu teuer. Aatami vereinbarte mit den Müttern der Kinder, dass er mit der ganzen Horde das Freilichtmuseum Seurasaari besuchen würde, Proviant und Getränke würde er mit-nehmen.
    Aatami stand an diesem Sonntag früh auf. Er hatte reichlich eingekauft: Brötchen, Käse, Schinken, Kartof-felchips und Limonade. Er machte kräftige Wegzehrung zurecht, schnitt Tomate und Gurke auf, bestrich auch einige Brötchen mit Marmelade. Als der große Proviant-berg fertig war, packte er ihn mitsamt der Getränke in eine riesige Kühltasche, steckte ein paar Tüten Lakritze mit hinein und holte dann seine Kinder ab.
    Es wurde ein herrlicher Tag in Seurasaari. Das Wetter war sonnig und der Wind wehte nicht sehr stark. In den kleinen, mit säulenförmigen Fichten bewachsenen Buchten war es fast heiß. Die Drillinge Anneli, Annikki und Aulikki, erst fünf Jahre alt, trugen adrette Kleid-chen und Schleifen im Haar. Ihre Zöpfe flogen im Wind, während sie auf den Uferfelsen und den Sandwegen herumtollten. Aatamis eheliche Kinder – Liisa war mit dreizehn die Älteste, dann folgte der elfjährige Tauno und schließlich die neunjährige Leena – passten auf die kleinen Drillinge auf, Liisa und Leena spielten gern die große Schwester und auch ein bisschen die Mutter. Tauno hielt sich an den Vater und versuchte, inmitten der juchzenden Mädchenschar männlich kühlen Verstand zu demonstrieren. Der Bursche warf Steine ins Meer und verriet, dass er niemals heiraten werde.
    »Es kommt ja sowieso zur Scheidung, und was wird dann aus den Kindern?«
    Aatami beobachtete seinen spielenden Nachwuchs und nickte zerstreut. Das Zusammenleben mit einer Frau hatte einiges für sich, zweifellos, doch erwuchsen daraus auch allerlei Konflikte.
    Als sie die Insel zur Genüge durchstreift und sämtliche alten Häuser und Ställe besichtigt hatten, lagerten sie sich am Meeresufer, um zu essen. Aatami öffnete die Kühltasche. Die Mädchen verteilten den Inhalt, jeder bekam seine eigene Portion. Vater und Kinder waren ausgehungert, sie aßen alles auf und leerten sämtliche Limonadenflaschen. Die Möwen kreischten, die Wellen plätscherten am Ufer. Zum Schluss verfütterten die Ausflügler ihre
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