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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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unterstützt werden muss. Das sind inzwischen Unsummen.«
    Er erzählte, dass in Finnland ein Schuldensanie-rungsgesetz für überschuldete Bürger und Betriebe geplant werde, doch das komme für Aatamis Akkufirma zu spät.
    »Wasserstoff ist leider ein sehr unbeständiges Gas, damit kommt man unter diesen Bedingungen kaum klar. Aber ich sehe deutliche Anzeichen dafür, dass ich noch etwas Neues finden werden, glauben Sie mir«, sagte Aatami.
    »Auch die Straßengebühr steht noch aus.«
    »Ich habe mit dem unterschiedlichsten Elektrodenma-terial experimentiert, mit Aluminium, Nickel, Zink und sogar mit Lithium.«
    Der Gerichtsvollzieher äußerte sich nicht weiter zu den Schulden, da er bemerkte, dass der andere mit seinen Gedanken ganz bei der Elektrochemie war. Juutilainen nahm einen Versuchsakku in die Hand und schwenkte ihn.
    »Darin gluckst es.«
    »Natürlich tut es das, schließlich ist da flüssiger Stickstoff drin.«
    »Nichts für ungut, aber warum nehmen Sie nicht anstelle der Flüssigkeit einen festen Stoff?«
    »Das habe ich längst probiert, Sie haben sich nur vor-hin nicht die Mühe gemacht, zuzuhören.«
    »Ja, aber probieren Sie es doch mal mit Stoffen aus der Tier-und Pflanzenwelt. Warum begeben Sie sich nicht auf das Gebiet der organischen Chemie? Könnten Sie nicht bei Ihren Versuchen zum Beispiel Öl, Torf, Sägemehl oder meinetwegen Leberauflauf verwenden?«
    Aatami war sich nicht sicher, ob ihn der Stadtvogt vielleicht veräppeln wollte. Er schloss die Versuchsakkus im Schrank ein und führte seinen Gast ins Freie.
    »Falls man mich in die Enge treibt, kann alles Mögli-che passieren«, warnte er.
    Der Gerichtsvollzieher sagte, dass er nicht die Absicht habe, eine Kuh, die man melken kann, zu töten oder auch nur darauf hinzuwirken.
    »Der Unternehmer ist das Vieh des Fiskus, das man weiden und melken muss bis zum Schluss. Wir Gerichtsvollzieher werden verachtet und gehasst, man spuckt auf uns, unsere wahre Rolle hingegen wird nicht anerkannt.«
    Juutilainen erzählte, dass vorrangig während einer Rezession wie der jetzigen die Gerichtsvollzieher die Macht und die Pflicht von Bütteln, Scharfrichtern hät-ten, das könne man erkennen, wenn man die Selbst-mordstatistiken verfolge.
    »Ich habe mir angewöhnt, alle Todesanzeigen über Personen, die ich dienstlich kannte, aus der Zeitung auszuschneiden. Wenn ich meine Kundenkartei mit diesen Todesanzeigen vergleiche, sehe ich da einen gewissen ursächlichen Zusammenhang. Auf meine Art bin ich Herr über Leben und Tod, letztendlich hängt von mir ab, wer den Strick nimmt oder sich erschießt.«
    Juutilainen betonte, dass er mit allen Mitteln und bis zuletzt versuche, das Leben beziehungsweise den Geld-verkehr zu erhalten. Er verglich seine Tätigkeit mit der einer Intensivstation im Krankenhaus, wo die Ärzte und Schwestern für das Leben und gegen den Tod kämpften. Geld ist wie Menschenblut, der Patient stirbt, wenn er keine Bluttransfusion bekommt, ein verschuldeter Mensch geht zugrunde, wenn er kein Geld bekommt. Zusammenbrüche gibt es in den unterschiedlichsten Formen, die Leute nehmen sich das Leben, begehen Raubstraftaten, morden, werden verrückt. »Wenn in eine x-beliebige finnische Nervenklinik ein Mann mit einem Geldkoffer käme, der jedem Insassen sagen wir mal hunderttausend Mark bar in die Hand drücken würde, dann würde sich die Klinik auf einen Schlag leeren. Geld ist eine Arznei, die auch den irrsten Kopf wieder zu Verstand bringt, das garantiere ich.«
    Die Männer waren an der Verladerampe angelangt. Zwei dicke Ratten krochen aus dem Steinsockel des Gebäudes, sausten über die Straße und verschwanden im Labyrinth eines Schrottplatzes.
    »Die Ratten verlassen die Werkstatt«, konstatierte Aatami Rymättylä.
    »Ich bin Psychiater und professioneller Helfer im wahrsten Sinne des Wortes, ich betreibe ökonomische Psychologie, und sie ist die wirksamste und geht am tiefsten in den Menschen hinein«, äußerte Juutilainen.
    Der Gerichtsvollzieher schritt zu seinem Auto, wobei er den Dreckpfützen auswich. Er schwor, dass er nur ein Beamter sei, der seine Arbeit mache, ein psychologischer Exekutor, gewiss, aber er vertraue darauf, dass es Firmenchef Rymättylä noch gelingen werde, das Problem des neuen, leichten Akkus zu lösen.
    »Ich verspreche, Sie nach der heutigen Pfändung kein weiteres Mal in diesem Frühjahr zu behelligen. Wäre es Ihnen recht, wenn ich die nächsten Akkus kurz vor Mittsommer pfände?«
    Aatami
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