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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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giftig. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten, und der Werk-stattkarren war auch nicht frei, denn da hatte er sich sofort hineingesetzt.
    Sowie die Männer weg waren, ging Aatami wieder in sein Zimmer, um sein Mittagessen zu verzehren. Als er sich den glühend heißen Pizzateller aus der Mikrowelle geangelt und Kefir eingegossen hatte, wurde er erneut gestört. Jetzt war es der Gerichtsvollzieher persönlich, der an die Tür der Halle klopfte.
     

Drei
     
    Der Gerichtsvollzieher, Stadtvogt Heikki Juutilainen, 32, begrüßte Firmeninhaber Aatami Rymättylä freundlich.
    »Riecht es hier nach Schießpulver?«
    »Nein, nicht nach Pulver, sondern nach Schwefel und Wasserstoff. Es gab eine kleine Explosion.«
    Sie traten in Aatamis Wohnraum. Dort roch es nach der eben gewärmten Pizza. Aatami stellte einen zweiten Pappteller auf den abgenutzten Couchtisch, schnitt die Hälfte seines Mittagessens für den Gast ab, goss ihm ein Glas Wasser ein und wünschte guten Appetit. Die Pizza war so groß, dass sie für zwei reichte.
    »Quattro stagioni, nehme ich an«, der Gerichtsvollzieher schmatzte genießerisch, als hätte er eine Delikatesse vor sich.
    »Der Käse ist ganz passabel, das andere ist ja nur Grünzeug«, sagte der Gastgeber bescheiden. »Andererseits spart man bei dieser Mahlzeit das Brot und die Butter, die armen Leute in Italien hatten damals wirklich eine vernünftige Idee, als sie die Pizza entwickelten«, fand Aatami.
    »Ob die Pizza wohl schon aus dem Mittelalter stammt?«, sinnierte der Gerichtsvollzieher.
    »Viele Speisen sind älter als die Völker, die sie essen«, vermutete Aatami und dachte an Salzhering.
    Zum Abschluss der Mahlzeit rauchten sie eine Zigarette. Aatami bot auch dem Gerichtsvollzieher seine North State an. Anschließend erzählte er, dass er soeben um sechsunddreißig Akkus erleichtert worden sei. Das Pfändungspapier hatte Juutilainens Unterschrift getragen.
    »Sie haben lange Krallen, das muss ich schon sagen.«
    »Ich hoffe, Sie wissen mein Vorgehen zu würdigen. Nach meinen Berechnungen müssten Sie noch sieben-hundert Akkus auf Lager haben, sofern Sie nicht in jüngster Zeit größere Posten verkauft haben. Für meine Begriffe habe ich recht maßvoll gehandelt, oder was meinen Sie?«
    Aatami gab zu, dass die Anzahl der heute gepfändeten Akkus erträglich gewesen sei, obwohl ihm selbst dieser Verlust sauer aufstieß. Doch letztlich sollte ein Mann sein Leben und seinen Verstand nicht an Akkus hängen. In ihnen schlummerte Strom, kein Grips.
    »Der Kopf des Menschen ist in gewisser Weise ähnlich wie ein Akku, dieser Gedanke ist mir schon oft gekommen«, äußerte Aatami.
    »Verstandesaufladestation heißt es ja auch häufig, wenn von der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie die Rede ist«, bestätigte der Gerichtsvollzieher. Dann wechselte er das Thema und erkundigte sich nach Aatamis Erfindung. Darüber hatten sie sich bereits früher unterhalten. Wie ging es mit der Entwicklung des neu-en, leichten Akkus voran?
    Aatami beschrieb den Weg als vielversprechend, aber steinig. Momentan ging alles schief, doch er war guter Hoffnung, bald den Durchbruch zu schaffen. Ihm fehlte es an Geld und einem Assistenten, das verzögerte die Arbeit, und auch die Feuerwehr machte Schwierigkeiten. Ihre Löschzüge verkehrten vor Ort neuerdings fast so häufig wie die Linienbusse im Berufsverkehr.
    Trotz alledem glaubte Aatami den Schlüssel für seine Erfindung in Bälde in Händen zu halten, während der nächsten paar Wochen oder Monate wahrscheinlich. Aus diesem Grunde wünschte er sich, dass die Vollstreckungsbehörde jetzt nicht kleinlich wäre, sondern ihm die nötige Arbeitsruhe ließe. Das Insolvenzverfahren für seine Firma konnte dann im Herbst eingeleitet werden, falls die Produktentwicklung des neuen Akkus in eine Sackgasse führen sollte. »Ich habe mich bemüht, Ver-ständnis zu zeigen«, beteuerte der Gerichtsvollzieher. Er fand jedoch, dass der Staat seine Vollstreckungsbehörde nicht zum Mäzen für Erfinder machen dürfe, selbst dann nicht, wenn eine Neuerung von globaler Bedeutung zu erwarten wäre. Für diesen Zweck gebe es schließlich spezielle Institutionen und Organisationen.
    Nach der Mahlzeit führte Aatami seinen Gast ins La-bor. Er erklärte, dass in diesem kleinen Raum Großes entstehen werde. Zunächst müsse er sich jedoch neue Geräte anschaffen, um jene zu ersetzen, die bei der Explosion zerstört worden waren.
    »Akkus werden ja bereits seit hundertfünfzig Jahren
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