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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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Erklärungen hatten da nicht viel geholfen. Wie auch hätte er dieses ungefragt auf der Welt erschienene Mäd-chentrio erklären sollen?
    Trotz allem hätte Aatami seine Ehe gern weitergeführt, an die er sich, auf seine Art, gewöhnt hatte.
    »Verzeih mir! Versuchen wir uns wieder zu vertragen, ein paar zusätzliche Kinder sind doch nicht von Übel …«
    Seine Frau Laura war eine Durchschnittsfinnin, durchaus nicht übel, von Beruf Unterstufenlehrerin, sah auch ganz passabel aus. In ihrer Geisteswelt hatte sie sich dem Unterstufenniveau angepasst, sodass sie in ihrer Arbeit viel Spaß und Erfolg hatte. Aatami hatte daran noch die ein oder andere Erinnerung. Bei einem gemeinsamen Landausflug hatte sie auf ein Bienenhaus gezeigt, das zwischen Feld und Waldrand aufgestellt worden war. Zwanzig große Bienenstöcke hatten da in zwei Reihen gestanden.
    »Schrecklich, welch große Briefkästen die Leute auf dem Lande heutzutage haben«, hatte sie gemeint. Sie hatte es falsch gefunden, dass die Post die arme Dorfbe-völkerung zwang, ihre Sendungen aus solchen Riesen-kästen mitten in der Wildnis abzuholen, und sie hatte Überlegungen angestellt, ob die Leute vielleicht diese Kästen nutzten, um ihre Produkte auf den städtischen Markt zu schicken, oder was sonst der Grund für die riesigen Ausmaße sein mochte. Stellten die Bauern darin Kartoffelsäcke ab, die dann vom Postauto einge-sammelt und mitgenommen wurden?
    »Das sind Bienenstöcke und keine Briefkästen«, hatte Aatami angemerkt.
    »Oh, wie schrecklich, die Bienen stechen bestimmt, wenn die Leute ihre Briefe abholen. Zumindest für Aller-giker ist das sehr problematisch.«
    Nach der Dusche trocknete sich Aatami ab und ver-rieb Wundsalbe auf seinen frischen Blessuren. Salbe und Pflaster gingen bei der Entwicklung des neuen Akkus in rauen Mengen drauf. Das Labor war primitiv und ärmlich ausgestattet, da kein Geld für die Produktentwicklung zur Verfügung stand. Die Arbeit griff au-ßerdem den Geruchssinn und vor allem das Gehör an. Aatami vermutete, dass das Trommelfell in beiden Oh-ren bereits mehrfach geplatzt war. Manchmal hatte er abends rasende Kopfschmerzen, wenn er sich auf der Eckcouch in seiner kleinen Bude zur Ruhe legte. Ihm war dann, als hätte er eine Eisenkugel anstelle des Gehirns in seinem Schädel.
    Er zog sich saubere Unterwäsche und einen neuen Overall an. Sein Verschleiß an Unterwäsche und vor allem an Overalls war leider enorm. Aatami fluchte über die immensen Ausgaben, die ein Unternehmer hatte. Das Finanzamt würde vermutlich misstrauisch auf all die Rechnungen reagieren, die zweifellos für dieses Steuerjahr besonders zahlreich anfielen. Drei Dutzend Overalls für einen Ein-Mann-Betrieb, das war vermutlich in den Augen eines Sachbearbeiters, der die Gege-benheiten nicht kannte, zu viel. Die Behörde würde womöglich vermuten, dass er, Aatami, große Posten Arbeitskleidung zum Beispiel nach St. Petersburg verschob, um sich so illegale Einnahmen zu verschaffen. Da würde es auch nichts nützen, wenn er erklärte, dass die Russen generell und zumindest gegenwärtig gar nicht an Arbeit, geschweige denn an Arbeitskleidung interessiert waren.
    Gegen Mittag war in Aatamis Akku-AG die Ordnung wiederhergestellt. Der Firmeninhaber ging in seine Wohnung. Zur Einrichtung gehörte eine Couch, die aufgeklappt und als Bett zurechtgemacht werden konn-te. Neben der Tür stand ein Schrank, vor der Couch zwei Hocker und ein kleiner Tisch. Unter dem Fenster, das mit einem Gitter geschützt war, brummte ein ausgebeul-ter Kühlschrank, und daneben stand ein zweiter Tisch, bestückt mit einer Kochplatte und einer Mikrowelle. Das war das Heim eines strebsamen Unternehmers, provisorisch, illegal, ein bloßer Schlafplatz. Aatami öffnete den Kühlschrank und nahm die Riesenpizza heraus, die er am Vortag gekauft hatte. Als er sie in die Mikrowelle stellte, hörte er aus der Werkstatt Schritte und Stimmen. Das Ordnungsamt hatte Leute geschickt, um Sachen zu pfänden.
    »Wir sollen hier sechsunddreißig Akkus abholen, sie werden ins Lager der Behörde geschafft, hier ist der schriftliche Auftrag«, erklärte der älteste der Männer. Ihr Fahrzeug stammte von der Helsinkier Kommunaltech-nik.
    Aatami warf einen Blick auf das Papier, er kannte den Text. Er deutete auf die Tür, die ins Akkulager führte.
    »Verflucht, sind die Dinger schwer«, klagten die Män-ner, während sie die gepfändeten Akkus ins Fahrzeug schleppten. Strengt euch ruhig an, dachte Aatami
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