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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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hatten mit Aatamis Erfindung also schon zu Beginn des Jahrhunderts ihre Erfahrungen gemacht, und zwar in der Seeschlacht vor Tsushima. Ein entsprechend ausgerüstetes Geschütz war mit starken Bolzen auf dem eisernen Deck eines Dampfkanonenbootes befestigt worden. Die japanischen Kanoniere hatten damit die Flotte der Russen auf dem herbstlichen Meer beschos-sen, und wie es heißt, hatte der ungeheure Lärm der Kanone großen Eindruck auf den russischen Gegner gemacht. Die Geschosse waren jedoch ziellos auf dem Meer und am Himmel herumgesaust, und es hatte nicht viel gefehlt, und das wie wild feuernde Geschütz hätte das gepanzerte Deck des Bootes zerrissen. Die Produktion der Kanone war stillschweigend eingestellt worden. Einige Quellen behaupten, dass der Konstrukteur später Harakiri begangen habe, trotz der Tatsache, dass auch durch sein Verdienst dem Großmachtstreben der Rus-sen Einhalt geboten worden war.
    Als man in der Division von den Erfahrungen der Japaner erfuhr, schickte man den Offiziersanwärter Rymättylä ohne Beifallsbekundungen wieder in die Ausbildung zurück.
    Vor zehn Jahren hatte Aatami am größten Erfinder-wettbewerb der nordischen Länder teilgenommen, den ein schwedisch-dänischer Industriekonzern veranstaltet hatte.
    Der Hauptpreis war mit zweihunderttausend Kronen in bar beziffert gewesen. An dem Wettbewerb hatten sich mehr als zwölftausend Erfinder beteiligt, und ausge-rechnet der Elektriker Aatami Rymättylä hatte den Sieg davongetragen. Seine Frau Laura, Aatami war damals noch verheiratet gewesen, hatte Zweifel an der Genialität ihres Mannes geäußert, als er einen Briefumschlag von einem Kilo Gewicht zur Post getragen hatte. Sie hatte das ganze Unterfangen für lächerlich gehalten, aber wie es manchmal so geht, Aatamis eingereichter Vorschlag, ein System für das automatisierte Setzen von Garten-pflanzen, war absolut überzeugend gewesen, sogar in einem solchen Maße, dass sich auf dem kleinen skandi-navischen Markt niemand in der Lage gesehen hatte, dieses System industriell zu fertigen. Für das Preisgeld hatte Aatami seiner Frau einen Pelzmantel gekauft.
    All das war Kleinkram gewesen, es hatte zwar Spaß gemacht, aber dieses Mal hatte Aatami das Gefühl, einer ganz großen Erfindung auf der Spur zu sein. Zunächst hatte er sich Gedanken gemacht, wie er das Gewicht der Akkus auf herkömmliche Art verringern könnte, ihm schmerzte nämlich der Rücken, weil er die Dinger täg-lich heben musste. Bald jedoch wurde ihm klar, dass die modernen Zinkakkus so weit entwickelt waren, wie es irgend ging: Das Material passte, die Herstellungsweise ebenfalls, der Akku war in sich fertig, hatte aber immer noch ein enormes Gewicht. Wenn man ein leichteres Modell entwickeln wollte, musste man sich dem Problem auf ganz neue Art nähern.
    Während des ganzen düsteren Rezessionswinters hat-te Aatami in seinem Labor endlose Versuche mit den verschiedensten Materialien gemacht, mit Lösungsmit-teln, mit Metallen, mit Kunststoff. Er hatte in die unterschiedlichsten Behältnisse Strom eingespeist, hatte die sonderbarsten Strippen als Leitungen verwendet und sich am Ende entschieden, es mit Gasen zu versuchen. Helium und Wasserstoff hatten allerdings die Eigenschaft, sich leicht zu entzünden und zu explodieren. So war es auch vorhin zu einem Unfall gekommen, der Wasserstoff war explodiert, davon waren die Fenster geborsten, und Aatamis Gesicht war völlig verrußt. Der laute Knall hatte ihn taub werden lassen, erst langsam kehrte sein Gehör zurück. Aatami horchte. Verflixt, von der Zufahrtsstraße her war wieder mal das Geheul der Feuerwehrsirene zu hören, es näherte sich mit rasender Geschwindigkeit, und bald donnerten zwei Löschfahrzeuge auf den Hof der Akku-AG. Aatami eilte hinaus, um den Männern zu versichern, dass keine Gefahr mehr bestehe, kam aber nicht dazu, weil ihn stattdessen der kräftige Strahl aus dem Druckwasserschlauch mitten ins Gesicht traf.

Zwei
     
    Die Feuerwehrmänner spritzten den Werkstattbesitzer ab, bis er klatschnass war. Als die Aufgabe erledigt war, kam es zwischen den Parteien zu einem Wortwechsel, der von Kraftausdrücken nur so wimmelte, dabei ging es um Aatamis laxen Umgang mit dem leicht entzündlichen Material einerseits und die vorschnellen Löscheinsätze der Feuerwehr andererseits. Während der ersten vier Monate des Jahres hatte die Feuerwache von Malmi insgesamt sechsmal aufgrund eines Alarms Löschwagen zu Aatamis Werkhalle geschickt. Es hatte sich
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