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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten
Autoren: Arto Paasilinna
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für ihre Nes-ter gegraben, und sie führten in den Räumen der Werkstatt ein lebhaftes Familienleben. Sie organisierten spontane Verwandtentreffen und bewirteten ihre Gäste mit Aatamis Essvorräten. Zu diesem Zweck hatten sie Löcher in seine Kühltasche gefressen und sich auf die-sem Wege bereits mit zahlreichen Lunchpaketen ver-sorgt. In der vergangenen Woche hatten sie, frech wie sie waren, zwischen den Doppelfensterscheiben einen Be-cher Buttermilch umgestoßen und einen bösen Schla-massel hinterlassen. Ihren Haupteingang hatten die Ratten unter der Verladerampe, wohin ein Gang entlang der Wand führte. Dort empfingen sie ihre zu Besuch kommenden Verwandten und fremde Gäste, im Allgemeinen in den Nachtstunden, denn dann geraten die Ratten, genau wie die Menschen, in Feierstimmung.
    Neben dem Akkulager befand sich ein weiterer, größe-rer Raum, das Labor. Genau von dort war Aatami vor der Explosion geflüchtet, mehr durch die Luft als auf seinen Füßen.
    Eigentlich benötigt man in einer gewöhnlichen Mehr-zweckwerkstatt kein Labor. Die Wartung von Akkus und Autobatterien ist theoretisch und auch in der Praxis eine einfache Sache, ganz zu schweigen von der Repara-tur von Auspuffrohren und Ähnlichem. Aatami hatte sich dennoch ein Labor eingerichtet und die entsprechenden Geräte angeschafft, denn er hatte zum Zeitvertreib damit begonnen, einen neuartigen, leichten Akku zu entwickeln. Während der Rezession, als ihm die Kunden nicht gerade die Bude einrannten, wurden ihm die Tage lang.
    Aatami war es sehr ernst mit dieser Sache, obwohl er Außenstehenden versicherte, er mache es nur aus Jux und zum eigenen Vergnügen. Ihn faszinierte die Vorstel-lung, dass es ihm gelingen könnte, einen neuen, extraleichten Akku zu entwickeln und damit einen Wendepunkt im Leben der ganzen Menschheit herbeizuführen. Er würde als Erfinder in die Geschichte eingehen, ein wenig so wie Edison, der, neben vielem anderen, den Nickel-Eisen-Akkumulator entwickelt hatte. Aatami fühlte sich seelenverwandt mit Thomas Alva Edison, der so vieles ausprobiert und umgesetzt hatte, und auch ihre Jugend war ähnlich verlaufen. Edison war mit fünfzehn Jahren als Fernmeldemonteur durch die Ver-einigten Staaten gezogen, Aatami Rymättylä hatte im kalten Norden als Elektromonteur gearbeitet. Später dann war er jahrelang Mechaniker in einer Akkufabrik gewesen, Edison wiederum Ingenieur im Telegraphen-werk der Western Union.
    Alles in allem wäre die Speicherung von Strom in ei-ner leichten und vernünftigen Form eine ebenso große Sache wie einst Edisons Erfindung.
    Aatami war als Erfinder durchaus kein Anfänger. Während seines Wehrdienstes hatte er eine äußerst geniale Infanteriemine entwickelt, die die tückische Eigenschaft hatte, dass man sie nicht ohne Explosion entschärfen konnte. Die Mine war später von der Armee für die Ausbildung der Pioniere eingesetzt worden. Aatami hatte ein Honorar für die Entwicklung dieser teuflischen Waffe verlangt, aber der Kommandeur der Pioniere, ein starrsinniger Generalmajor, hatte schnöde erklärt, dass sich keine Armee der Welt ihre Kriegsge-heimnisse zu erkaufen pflege, sondern es gebe sie seit jeher umsonst.
    Auf der Offiziersschule hatte Unteroffiziersanwärter Rymättylä dann noch ganz nebenbei ein zweiläufiges Maschinengewehr entwickelt, für das er eine phänome-nale theoretische Feuergeschwindigkeit errechnet hatte, nämlich zweitausend Schuss pro Minute. Die Idee basierte darauf, dass der Verschluss der Waffe mit einer Kurbelwelle verbunden wurde, so wie der Kolben im Verbrennungsmotor. Die rotierende Bewegung würde die Feuergeschwindigkeit erhöhen und die Waffe störfrei machen, erläuterte Aatami, als er seine Erfindung dem Brigadekommandeur vorstellte. Daraufhin versetzte man ihn für mehrere Wochen ins Waffendepot der Division, wo er Entwürfe der neuen Waffe zeichnen sollte, bis sich herausstellte, dass die Idee gar nicht so neu war. Bereits 1905 hatten nämlich die Japaner einen ähnlichen Mechanismus für ihre Schiffsartillerie entwickelt. Die Feuergeschwindigkeit der Waffe war wirklich ausgezeichnet gewesen, die einschlägige Literatur wusste zu berichten, dass es schwierig gewesen war, den Schießvorgang zu stoppen, dazu mussten erst sämtliche Geschosse verbal-lert sein. Ein Verschluss vom Typ der Kurbelwelle war zwar äußerst effektiv, machte die Waffe aber zugleich sehr ungenau: während des Schießens vibrierte die Kanone, genau wie ein laufender Automotor. Die Japaner
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