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Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Titel: Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
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und neben der breiten Einfahrtschneise der Züge zum Bahnhof Saint Lazare. Kein gutes Gebiet für Heckenschützen, doch er wollte ohnehin der Anweisung Folge leisten und allein kommen. Er durfte niemanden hineinziehen. Auf seinem Revier ahnte niemand, dass er schwul war, und so sollte es auch bleiben. Er konnte die abfälligen Sprüche seiner Kollegen zwar nicht mehr hören, doch das war nicht so schlimm, wie selbst im Visier ihrer Dämlichkeit zu stehen. Jean Luc seufzte. Warum um alles in der Welt kam immer wieder etwas zwischen ihn und seinen Geliebten? Zuerst musste er Modibo entführen, um Adama zu beweisen, dass er es ernst meinte, dann kam der Schusswechsel mit Abdul dazwischen und jetzt war Adama in Gefahr.
    „Bald sehen wir uns, Adama. Du bleibst bei mir“, flüsterte er versonnen. Dann erhob er sich aus dem Sessel und ging in sein Schlafzimmer. Der Anblick des leeren Bettes machte ihn depressiv. Hier hätte jetzt Adama liegen sollen, eines der bunten Kissen neckisch vor seinen Unterleib gedrückt. Er griff in ein Regal, holte seine Pistole heraus und lud sie durch. Das metallische Klicken tat ihm gut.
    Mit der Metro gelangte er auf die Ile de France. Wenige Minuten später betrat er den Eingang zum Gebäude der Kriminalpolizei und zeigte seine Marke. Für eine Weile lungerte er in der Lobby herum. Er brauchte einen Anlass, in die Asservatenkammer zu gelangen. Als ein entfernt bekannter Kollege, ein Inspektor, plötzlich mit einem Karton in der Hand auftauchte und sich mit eiligen Schritten dem Aufzug näherte, stieß Jean Luc sich von der Wand ab und trat neben ihn.
    „Salut, Pierre, wie geht’s?“, fragte er und lächelte.
    „Danke, viel zu tun“, war die Antwort des Beamten, der den Karton auf den Boden gestellt hatte und seine Papiere ordnete.
    „Soll ich das mitnehmen in die Asservatenkammer? Ich muss sowieso hin“, bot er unschuldig an.
    „Würdest du das tun? Ich habe nämlich noch einen Termin beim Arzt und bin ohnehin zu spät.“
    „Facharzt?“
    Der Inspektor nickte und schaute auf seine Armbahnuhr. Die Türen des Aufzugs öffnete sich.
    „Oh Mann, dann aber los, sonst kriegst du den nächsten Termin erst in einem Vierteljahr!“
    „Ja, das ist ja das Problem. Also, hier die Papiere und die Kiste mit hochwertigen Kameras, aus einem Diebstahl.“
    „Alles klar.“
    „Danke, Mann“, sagte sein Kollege und grüßte mit der Hand, bevor er im Eiltempo aus dem Gebäude lief.
    „Gern geschehen“, sagte Jean Luc lächelnd.
     
    Adama wartete. Die Zeit verging so langsam, dass er jegliches Zeitgefühl verlor und nicht wusste, wie lange er schon in diesem Keller steckte. Anfangs war recht viel Betrieb gewesen. Gleich nach dem Aufwachen, als das Licht durch das Fenster noch etwas heller geworden war, hatte er Besuch erhalten und war von einem Mann um die Vierzig fotografiert worden, dessen Schweißgeruch aus dem Hemd ihm sofort in die Nase gestiegen war. Der Junge mit dem Basecap hatte neben ihm gestanden und ihm mit einem rüden Schubser zu verstehen gegeben, dass er sich nicht rühren sollte. Er hatte alles stumm über sich ergehen lassen, er hatte es nicht gewagt, Fragen zu stellen. Dann waren sie wieder verschwunden, um eine geschätzte Stunde später erneut zurückzukehren. Adama hatte ein Telefonat mit Jean Luc geführt, wenn man es denn so nennen konnte. Immer, wenn er an den erschrockenen Ausruf seines Geliebten dachte, fühlte er sich verdammt schuldig. Er hatte sich einfach so übertölpeln lassen und nun musste Jean Luc für ihn illegale Dinge machen. Soweit hatte er das Gespräch verstanden. „Was habt ihr mit mir vor?“ hatte er noch gerufen, doch die Männer hatten ihn links liegen gelassen und waren gegangen. Seitdem war er allein. Die Männer hatten sich nicht vermummt. Würde man ihn vorsichtshalber töten, wenn er seinen Zweck erfüllt hatte? Adama schloss die Augen und lehnte den Kopf auf seine Knie. Man hatte seine Fesseln gelöst und ihm ein Sandwich und eine Dose Cola an die Tür gestellt. Längst war das Brot verzehrt und sein Durst war nach dem süßen Zeug nur noch größer geworden. Er leckte sich über die Lippen, stand auf und wanderte im Raum umher, um sich die Füße zu vertreten und sich zu beruhigen. Immerhin war er froh, dass Jean Luc nun über seine Lage Bescheid wusste, auch wenn er sich bestimmt weiterhin große Sorgen machte. Anscheinend wollte man ihn gegen etwas oder jemanden austauschen. Adama betete zu Allah, dass die Übergabe klappte und er zu
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