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Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Titel: Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
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kein Weißer, eher Naher Osten oder Algerisch oder so.“
    Behutsam ergriff Jean Luc den zugeklebten Umschlag, öffnete ihn und zog einen Zettel heraus. Er las und erblasste.
    „Was ist los, Mann? Hat das was mit Adama zu tun?“
    „Kann dir doch egal sein. Du bist doch schuld daran, dass er weg ist“, flüsterte Jean Luc und ging davon.
    „He!“ Modibo folgte ihm und zog ihn an der Schulter herum. „Ich habe nichts damit zu tun. Wo ist Adama?“
    „Lass mich!“
    Jean Luc schüttelte seine Hand ab und ging davon.
     
    „Mist!“
    Modibo warf den Sack achtlos in die Ecke seines Appartements und setzte sich auf das Sofa. Normalerweise würde Adama jetzt mit dem Kochen beginnen. Er konnte gut kochen, einiges sogar besser als Gabriela, die manchmal afrikanische Snacks anbot. Adama hatte viel von seiner Mutter gezeigt bekommen, Gerichte, die Modibo mit einem genüsslichen Heimweh in sich hineinschaufelte. Barsch mit Chilisauce und gebratenen Bananen oder gefüllte Brotfladen oder auch nur To, das einfach Maisgericht. Die Nacht war unruhig gewesen, immer wieder war er aufgewacht und hatte das ungewohnte Bett unter sich gespürt. Nun war er allein, er musste noch einkaufen, um sich Essen zubereiten zu können. Allein und verdammt einsam. Adama war ein Blödmann, warum musste er schwul sein? Alles hätte so schön sein können.
    Doch es war vorbei. Warum hatte er eigentlich seine Kumpel in Gabrielas Café nach ihm befragt? Warum machte er sich überhaupt Sorgen? Das war völlig unnötig, Adama kam schon zurecht. Wahrscheinlich hatte der Umschlag gar nichts mit Adama zu tun und dieser hatte sich inzwischen mit Jean Luc getroffen - und alles war in bester, schwuler Ordnung. Modibo schnaufte und stand auf, um aus dem Fenster zu sehen. Dann nahm er eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und trank sie in einem Zug leer. Vielleicht würde ihn das ruhiger machen. Was war bloß mit Jean Luc los gewesen? Hatte er Angst um Adama? Wieder fragte er sich, was diese beiden ungleichen Männer noch verband außer Sex. Konnte es sein, dass er sich Sorgen machte, genauso wie ein normaler Ehemann um seine Frau? Schwule hatten doch bloß das Eine im Kopf, oder etwa nicht? Immer noch klang ihm Jean Lucs gehässige, leise Stimme in den Ohren. „Du bist doch schuld daran.“ War das wirklich wahr?
     
    Ein Alleingang war die einzige Alternative. Jean Luc riss seine Augen von den modernen Drucken an der Wand los und schaute erneut auf den Zettel, den er von Modibo erhalten hatte. Adamas Foto war darauf aufgedruckt, ein Wuschelkopf vor einer rauen Wand, das Gesicht mit entschlossen zusammengepressten Lippen. Doch der Ausdruck der Augen schnitt Jean Luc ins Herz. Er streichelte zärtlich das DIN A 4-Blatt, das schon ganz zerknittert war vom häufigen Falten. Er kauerte sich in dem schweren Sessel zusammen und krallte seine bestrumpften Zehen in den dicken Teppich, als wäre ihm kalt. Adama hatte Schiss wie noch nie in seinem Leben, doch er versuchte, tapfer zu sein. Jean Luc wollte sich nicht vorstellen, wie sein Freund sich fühlte, denn sonst hätte er zu heulen begonnen. Auf der Fensterbank seines Salons starb gerade eine Orchidee. Das Foto zog seinen Blick immer wieder an. Darunter stand eine Anweisung: „Boule-Platz am Park Rue Cardinet, 13. August, 22 Uhr, allein“. Der Erpresser hatte tatsächlich Adama und Modibo beobachtet und ihn selbst natürlich auch. Er schien sicher zu sein, dass Jean Luc heute noch an das Heroin kam. Wie sollte er das machen, als kleiner Beamter? Er konnte nicht einfach in das Polizeigebäude am Quai des Orfèvres hineinspazieren und ein Päckchen Heroin verlangen. Es war schon schwer genug gewesen, unter der Hand die Fingerabdrücke vom Umschlag prüfen zu lassen. Die Prüfung hatte nur ergeben, dass es sich um einen Algerier namens Omar Hasbani handelte, der wegen Drogenhandels vorbestraft war. Die Adresse im 17. Arrondissement stimmte nicht mehr, er hatte es vorhin überprüft. Omar war untergetaucht, hatte sich wahrscheinlich falsche Papier besorgt. Es war keine Zeit mehr, noch weitere Informanten zu befragen. Viele der untergetauchten Kleinkriminellen blieben ihrem ursprünglichen Arrondissement treu, dort kannten sie sich aus und pflegten ihre alten Verbindungen. Doch das half ihm im Moment nicht weiter. Nichts half ihm weiter, gar nichts, außer seinem eigenen Willen. Während er seine Schuhe wieder anzog, dachte Jean Luc nach. Ein Boule-Platz am Rand eines Parks, direkt an einer viel befahrenen Straße
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