Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)

Titel: Adamas Entscheidung (Nicht von hier) (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
Vom Netzwerk:
weg und hasteten weiter.
    „Du bist echt ein toller Freund“, fauchte der Polizist. „Wäre es zuviel verlangt gewesen, ihn noch eine Nacht in der Wohnung zu lassen? Du bist schuld, wenn ihm etwas zugestoßen sein sollte! Ich werde das nicht vergessen!“
    Jean Lucs Atem war warm und seine Augen glühten. Noch einmal drückte er ihn an den Stamm und stieß ihn dann von sich. Modibo taumelte und fing sich, dann schaute er Jean Luc nach, der die Menschenmenge durchpflügte wie ein durchgehender Gaul. Er atmete auf, doch ein ungutes Gefühl verschanzte sich in seinem Inneren.
     
    Als Adama wieder zu sich kam, herrschte Dunkelheit um ihn herum. Im ersten Moment glaubte er, eine Augenbinde zu tragen, doch dann zeichneten sich Schemen im Schwarz ab. Dort schien ein Fenster zu sein und gegenüber eine Tür. Das Fenster war klein und hoch oben an der Wand angebracht, graues Licht drang herein. Vielleicht war er in einem Keller. Er spürte harten Betonboden unter sich. Als er sich aufrichten wollte, stach ein Schmerz in seinem Kopf. Ächzend setzte er sich auf und lehnte sich an die rauen Steine. Ihm war schlecht und zugleich hatte er Hunger. Er lauschte, doch er konnte nur von weitem den Lärm einer Straße hören. Mit Mühe erinnerte er sich an den vergangenen Nachmittag. Er hatte Modibo verlassen und war vor der Haustür von dem jungen Mann in Muskelshirt und Basecap angesprochen worden. Bevor er sich wundern konnte, warum er anscheinend ständig von diesem Kerl verfolgt wurde, hatte er einen Schlag auf den Kopf erhalten, mitten auf der Straße. Mehr wusste er nicht, auch nicht, ob es nun Nacht oder Tag war.
    „ Merde “, flüsterte er vor sich hin. Was hatte das alles zu bedeuten? Modibo konnte ihn wohl kaum aus Rache entführt haben. Wem war etwas an ihm, dem armen Illegalen, gelegen? Hatte Jean Luc damit zu tun? Auf einmal erinnerte er sich an Modibos Entführung. Vor einigen Tagen hatte Jean Luc ihn fortgeschleppt, um Adama zu einem Schäferstündchen zu erpressen, damals, als sie sich noch nicht so gut kannten und Jean Luc nicht mehr war als ein korrupter Bulle. Wollte Jean Luc ihn auf diese Weise zwingen, Modibo alles zu gestehen? Erst Haft, dann Outing? Nein, das war Unsinn. Adama schüttelte den Kopf und atmete den Schmerz, der ihn bei dieser Bewegung wie ein Stromstoß peinigte, weg. Was sollte er nun tun? Sein Magen knurrte. Nun hatten sich seine Augen vollends an die Dunkelheit gewöhnt und Adama erkannte die Umrisse des leeren Raumes um ihn herum. Kein Zweifel, es war ein Kellerraum, er war allein. Nichts hatte man ihm gelassen, nicht einmal seinen Beutel. Nun erhob er sich schwerfällig und ging auf die Tür zu. Natürlich rührte sie sich nicht aus den Angeln, sie war verschlossen.
    „Hilfe! Hilfe!“ rief Adama zum Fenster hinauf, doch sein Schrei kam nur als dumpfes Echo zurück. So würde er niemanden erreichen. Nach einigen Runden durch den Raum, während derer er keine losen Mauersteine oder einen anderen Ausgang fand, ließ er sich niedergeschlagen wieder auf dem Boden nieder. Er spürte in jedem seiner Glieder, wie erschöpft er war. Wahrscheinlich war es Nacht und ebenso wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung. Er musste sich schonen und erholen. Ihm fiel ohnehin keine Maßnahme ein, die seine Lage verbessert hätte. Wie gern läge er jetzt in Jean Lucs Bett oder auch in Modibos Schlafzimmer. Er seufzte, strich sich vorsichtig über die wirren Haare, die in alle Richtungen abstanden, und nagte an seinen Lippen. Daheim in Mali hatte er zuletzt als Kind auf dem harten Fußboden geschlafen, meist, wenn sie bei Verwandten eingefallen waren, die nicht genügend Schlafstätten besaßen. Auf jeden Fall war es nicht kalt, sodass er sich die kurze Weste, die er trug, auszog. Er rollte sich auf dem Boden zusammen, steckte sich die Weste unter den Kopf und glitt nach einigen Anläufen in einen tiefen Schlaf.
     
     
    „Jean Luc, Telefon!“
    Zwischen all den Schreibtischen und Körpern mit blauen Uniformhemden ragte die Hand seines Kollegen Duval in die Höhe, die einen Telefonhörer schüttelte. Jean Luc seufzte, eigentlich war er noch arbeitsunfähig und hatte eher zufällig das Revier in der Rue Macardet aufgesucht, um sich die Zeit zu vertreiben und den Gendarmen auf die Nerven zu gehen. Er umrundete die Regale und Tische und riss den Hörer an sich.
    „Hallo?“ Unwillig runzelte er die Stirn. Eine Handynummer wurde im Display angezeigt.
    „Jean Luc also, wie hübsch“, sagte eine ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher