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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Anne Tenino
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James hatte sich ihm gegenüber immer richtig cool verhalten. Sie kamen gut miteinander aus.
    Er fand James neben dem Farmhaus seiner Familie, wo er gerade seine Rennmaschine einstöpselte. Matt manövrierte seine eigene Maschine leise neben ihn. Nur der Kies unter den Rädern knirschte. Er klappte den Windschild seiner Maschine hoch, unsicher was er sagen sollte.
    Verdammt. Er wusste, dass James ihn gehört haben musste, aber er drehte Matt weiter den Rücken zu. Matt entschied, dass Unverfrorenheit die beste Herangehensweise war. Er stieg von seiner Maschine.
    „Was soll das?“, fragte Matt, während er auf James zuging.
    James, der gerade seinen Helm hinter dem Sitz verstaut hatte, richtete sich auf. „Ich wusste nicht, dass du eine Schwuchtel bist“, sagte James kühl, ohne sich umzudrehen. Matt fühlte sich, als ob ihm jemand in die Eier getreten hätte. Niemand benutzte das S-Wort noch. Außer man war selber eine. Dann war es okay. Aber wenn nicht? Dann auf gar keinen Fall.
    Aber es war nicht nur das.
    „Wie konntest du nicht wissen, dass ich schwul bin, James? Jeder weiß, dass ich schwul bin. Irgendwer hat es sogar an die Klotür geschrieben! ‚Willst du einen geblasen kriegen? Ruf Matt Tennimore an.’“
    „Ja, habe ich gesehen.“ James verzog angewidert das Gesicht, sah ihn aber immer noch nicht an. „Ich habe nur nicht gedacht, dass es wahr sein könnte, nicht bei jemandem wie dir.“
    „Was soll das heißen, bei jemandem wie mir? Bei jemandem, der dünn und klein ist und ein wenig mädchenhaft aussieht?“ Dass er sich selbst als mädchenhaft bezeichnete, zeigte wie aufgeregt Matt war. Die meiste Zeit wehrte er sich dagegen, dass das auch nur angedeutet wurde. Was natürlich nicht heißen sollte, dass daran etwas falsch gewesen wäre.
    „Nein!“ Endlich sah James ihn an, mit demselben Ausdruck in den Augen, den er gehabt hatte, als er Matt auf den Knien vor Steves Schwanz überrascht hatte. „Bei jemandem, den ich mochte .“ James drehte sich um und stapfte auf die Haustür zu.
    „Aber wenn du mich magst ...“ Sobald es heraus war, hätte Matt sich am liebsten selbst in den Hintern getreten.
    James drehte sich um, nur um Matt den eisigen Blick zuzuwerfen, den er so gut beherrschte. Er schnaubte angewidert. „Hör doch auf. Glaubst du wirklich, ich will mit einer Schwuchtel wie dir rumhängen?“
    „Was ist mit Steve? Immerhin ist er auch eine! Ist der jetzt noch dein Freund?“, schrie Matt ihm nach.
    Aber alles, was er als Antwort erhielt, war eine zugeschlagene Haustür.
    Matt blieb noch ein paar Minuten stehen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und seine Fäuste waren so fest geballt, dass seine Fingernägel sich in seine Handflächen gruben. Es war nicht die schlimmste Demütigung, die er je in dieser verdammten Stadt erfahren hatte, aber sie tat am meisten weh.
    So kann es doch nicht enden.
    Aber natürlich tat es das doch.

    D IE nächsten vier Monate hindurch, war James in der Schule Matts Feind. Wenn er ihm nicht gerade kühle Blicke zuwarf oder sich im Unterricht abfällig über ihn äußerte, tat James so, als würde Matt gar nicht existieren.
    Als James schließlich auf die Oregon State University entschwand, atmete Matt erleichtert auf. Wahrscheinlich auch, weil Steve ebenfalls die Stadt verließ, um aufs College zu gehen. Matt hatte Steve zu diesem Zeitpunkt schon verdammt satt.
    Nicht, dass er ihn seit jenem Tag noch einmal angefasst hätte, aber Steve hörte nicht auf, ihn darum zu bitten.
    James’ Abwesenheit fühlte sich wie ein Splitter in seiner Brust an. Nicht weil es ihm etwas ausgemacht hätte, sondern weil James ein verdammter Arsch war! Niemand durfte ihn so behandeln! Er hatte Verwandte in der Abteilung für Spezialeinsätze, SpecOps. Sollten die je erfahren, dass James Matt eine Schwuchtel genannt hatte, würden sie James das Leben zur Hölle machen. Aber natürlich würde er ihnen nie etwas davon erzählen, weil er nicht wollte, dass irgendwer erfuhr, was für ein Loser er war. Dass er James den Arsch retten wollte, war sicher nicht der Grund.

Kapitel 1

    Oktober 2111

    M ATT versuchte es zuerst im Büro der QESA, einer Organisation, die Homosexuelle aus den Roten Staaten herausholte, aber außer Bull war niemand dort. Warum Bull diesen Spitznamen abbekommen hatte, war offensichtlich und Matt fand es ziemlich lustig mitanzusehen wie der große, muskelbepackte Zweimetermann sich hinter den Empfangstresen quetschte und über den in den Tisch eingelassenen
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