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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
Autoren: Anne Tenino
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Er konnte sich bloß nicht vorstellen, wer es sein könnte. Bitte lass es nicht Steve sein. Matt scrollte über den üblichen Militärkram am Anfang der Datei drüber, bis er den Namen fand.
    „Verdammter Mist“, murmelte er. Schlimmer als Steve .
    „Was?“
    „Es ist James Scheißkerl Ayala!“
    „Komischer zweiter Vorname“, sagte Sid milde.
    Matt warf ihm einen bösen Blick zu. Klugscheißer.
    „Na und, was stimmt denn mit diesem James Ayala nicht?“
    „Er ist ein Scheiß Homophober, das stimmt mit ihm nicht! Er hat mich in der Highschool wie Dreck behandelt, weil ich schwul bin.“
    „Was meinst du damit, wie Dreck?“ Beide Grampas sahen ihn alarmiert an. Ihre Highschoolerfahrungen waren so schlimm gewesen, dass Matt sich innerlich einen Idioten schimpfte, weil er es überhaupt erwähnt hatte.
    „Ach, so schlimm war es eigentlich gar nicht. Er hat mich eben Schwuchtel genannt und so.“
    Sie blinzelten ihn über den Tisch hinweg an. Na gut, ihm hatte während der Spaltung keine organisierte Bande homophober Mitglieder der Jungen Koalition für Christen nach dem Leben getrachtet, so wie ihnen.
    Es konnte eben nicht jeder so eine glamouröse Vergangenheit haben.
    „Oh, das ist schlimm“, sagte Grampa Sid. Soweit Matt das beurteilen konnte, meinte er es ernst.
    „Jemanden eine Schwuchtel zu nennen, ist schlimm?“, fragte Lance ungläubig.
    Sid sah ihn an und schnaubte. „Oh ja. Man benutzt das S-Wort nicht mehr, Lance, außer, wenn man selbst schwul ist. Dann ist es in Ordnung. Du verlangst von Matt, einen verdammten Homophoben zu extrahieren? Was denkst du dir dabei, Lance?“
    „Aber er ist doch schwul!“, verteidigte sich Lance.
    „Zumindest behauptet das die Red Idaho Authority. Das heißt nicht, dass das auch stimmt“, bemerkte Matt.
    „Jede Menge ungeoutete Jugendliche machen dummes Zeug, um sich selbst zu schützen. Die extremsten Schwulenhasser sind wahrscheinlich selber alle Homos“, meinte Lance.
    „Ja, aber er hat sich an unserem Enkel vergriffen, Baby. Wenn du nicht geoutet bist und so etwas sagst, um jemand anderen zu beleidigen, dann ist das definitiv eine Verletzung der S-Wort-Regel. Absolut nicht in Ordnung.“ Wenn es darum ging seine Familie zu schützen, konnte Sid zur Bestie werden.
    „Außerdem sollte heutzutage niemand mehr das Wort benutzen, wenn er noch nicht geoutet ist, weil es verdammt noch mal keine Entschuldigung dafür gibt, nicht geoutet zu sein. Nicht hier in den Blauen Staaten.“
    Grampa Sid war außerdem gelegentlich eine militante alte Schwuchtel.
    „Na und, dann war er eben ein etwas verwirrter Junge, der sich in einer Kleinstadt durchschlagen musste. Du weißt doch, dass Matt damals der einzige geoutete Junge an seiner Schule war. Vielleicht hatte Ayala Angst. Vielleicht stand seine Familie damals nicht hinter ihm. Vielleicht tut es ihm leid, dass er das S-Wort benutzt hat, als er noch nicht unter dem Schutz des Schwuchtel-Siegels stand.“ Matt zuckte zusammen. Jetzt übertrieb Lance es aber.
    Sid zog alle Register. Er setzte sein „Verletzt“-Gesicht auf. „Lance“, sagte er mit zitternder Stimme, „machst du dich über mich lustig?“ Seine großen blauen Augen wirkten feucht, als ob tatsächlich Tränen darin stünden.
    Eindeutig zu viel des Guten. Das musste Lance doch durchschauen.
    „Oh, Baby, du weißt, dass ich mich nicht über dich lustig gemacht habe!“ Lance schluckte, denn natürlich hatte er genau das getan. „Es tut mir leid, wenn das so rübergekommen ist. Komm, ich hole dir noch einen Kaffee.“ Er stand so hastig auf, dass er fast seinen Stuhl umgeworfen hätte.
    „Ich hoffe, du machst dir Notizen, Junge“, murmelte Sid Matt zu, sobald Lance in der anderen Ecke des Raumes stand.
    Guter Gott, war es ein Wunder, dass er ein loses Mundwerk hatte, bei solchen Vorbildern? Ja, er machte sich Notizen: Grampa Lance ist leichtgläubig.
    Lance stellte eine Tasse Kaffee vor Sid ab und strich ihm gleichzeitig entschuldigend mit der Hand über den Rücken. Dann sah er Matt an. „Hör zu, es ist nur ein Auftrag. Ich kann ihn jemand anderem geben, wenn dir das lieber ist. Aber wir müssen Ayala entweder selbst rausholen oder den Vertrag einem Konkurrenten überlassen. Vielleicht ist Ayala schwul, vielleicht auch nicht, aber jemand muss ihn extrahieren und seinen bemitleidenswerten Arsch retten. Wenn er nicht schwul ist, dann steht er uns jetzt vielleicht toleranter gegenüber, nachdem er mal selbst zum Opfer seiner eigenen Vorurteile
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