Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
das.
    Links-zwo-drei-vier...
    Ich wuchtete meine ganzen hundertneunundneunzig Pfund auf die Klinke. Von meiner grimmigen Miene, glaubte ich, würde selbst der abgebrühteste Klingler in Angst und Schrecken versetzt werden.
    „Mann, Herr Pfiff, Ihre Leitung ist ja länger als das Telefon-Überseekabel!“ knurrte mich Alfons Blaumichel, Tierfreund und Taxifahrer, an. Ohne an meinem Gesichtsausdruck Anstoß zu nehmen, drängelte er sich an mir vorbei. Ein leises Duftgemisch von Bockwurst und Benzin traf meine hochempfindliche Nase. Blaumichels Gesicht nach zu schließen, hatte ihm entweder seine zahme Krähe Konrad einmal mehr einen bösen Streich gespielt, oder Abraham, der Igel, war wieder einmal spurlos verschwunden.
    Aber warum tat er, als sei ich daran schuld? Und von wegen lange Leitung. Schließlich hätte ich ja auch in der Badewanne sitzen können. Potz, Rotz und Nase, ich spürte doch das dringende Bedürfnis, diesem Asphaltkleckser ordentlich die Meinung zu sagen.

    Also schloß ich erst einmal die Wohnungstür. Leise natürlich, so, wie es sich für einen höflichen Mann geziemte. Ich zog mir die Weste glatt, streckte mich zu vornehmer Höhe, das ist die, wo man die Brust rausdrückt, und folgte ihm in die gute Stube.
    Beim spinnebeinigen Bonifatius, an manchen Tagen schien der mürrische alte Tierfreund Blaumichel total zu vergessen, was gutes Benehmen war.
    Ohne zu fragen knautschte er seinen gefüllten, nach Bockwurst und Benzin riechenden Anzug in meine Lieblingssofaecke und schnitt dazu eine Grimasse, als sei ihm ein Lastwagen über die großen Zehen gefahren.
    Ob Blaumichel krank war?
    Vielleicht quälte ihn ein Magengeschwür...
    oder ein vereiterter Zahn...
    oder gar der Blinddarm??
    Natürlich, das mußte es sein.
    Ich setzte mich ihm gegenüber. Doch bevor ich zu einem Wort des Trostes kommen konnte, kniff er sich eine dicke Falte des Mißtrauens zwischen die Augenbrauen und kippte seinen Kopf nach links.
    „Was soll das nun wieder bedeuten?“ motzte er kriegerisch. „Warum starren Sie mich so mitleidig an?“
    „Sie haben sicher große Schmerzen, was?“ sagte ich mitfühlend.
    „Waaaaas???“
    „Soll ich Ihnen eine warme Milch machen?“
    „Zum Teufel, warum sollte ich Schmerzen haben? Was soll das Getue? Sie wissen doch genau, daß ich zur Zeit keine Milch trinke, weder warm noch kalt!“
    „Dann leiden Sie also an keinem Magengeschwür, und auch der Blinddarm ist in Ordnung!?“
    „Weder das eine noch das andere. Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich krank bin?“
    „Es liegt an Ihrem Gesicht, ei der Daus! Ihre Mundwinkel reichen mindestens bis zum Hals. Warum schniefen Sie mit so einer miesepetrigen Maske in die Welt?“
    „Sie haben damit angefangen, mein Lieber!“ giftete Blaumichel und stieß seinen Zeigefinger in meine Richtung.
    Jawohl, er spielte wahrlich den Beleidigten, dieser Krähenhalter. Aber das brauchte ich mir ja nicht gefallen zu lassen, schließlich saß er auf meinem Sofa, in meiner Ecke.
    „Womit habe ich angefangen, he?“ Ich streckte das Kinn vor, so was machte sich immer gut.
    „Mit dem Grimassenschneiden!“
    „Iiiiiiich?“
    „Ja, Sie!“ Er boxte sich auf seine Hühnerbrust und beteuerte: „Ich, Alfons Blaumichel, klingle ahnungslos an Ihrer Tür, um eine mysteriöse Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Und was tun Sie? Sie reißen die Tür auf und behandeln mich mit den Augen wie einen ertappten Schirmdieb. Mit sooo einem Gesicht!“
    „Erstens habe ich die Tür nicht aufgerissen...“
    „Haben Sie!“
    „Ich habe sie höchstens mit Nachdruck geöffnet, lieber Herr Blaumichel, und zweitens haben Sie nicht ahnungsvoll...“.“
    .....los!!!“ verbesserte er bissig.
    „... los geklingelt, sondern sind mit beiden Füßen und voller Wucht auf meinem Klingelknopf gestanden.“
    „Gestanden??“
    „Ich meine natürlich symbolisch! Sie haben unhöflich heftig und aufdringlich geklingelt. Wollen Sie das etwa abstreiten?“
    „Das will ich! Auf das energischste.“
    „Ich habe einen Zeugen!“
    „Einen Zeugen, daß ich nicht lache.“
    „Pinsel!“
    „Daß ich nicht gleich noch mehr lache. Der schnarcht ja wie ein Flußpferd!“
    Und damit hatte mein Freund Blaumichel natürlich mitten ins Schwarze getroffen. Pinsel war in keinem Fall ein Zeuge, er war, so wie er dalag, nur ein schamlos vollgefressener Hund ohne Charakter, der wirklich wie ein Flußpferd schnarchte, nur daß ein Flußpferd dabei nicht auf dem Rücken lag.
    „Sie haben recht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher