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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe
Autoren: Wolfgang Ecke
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sah durch mich durch, so, als suche er hinter meinem Kopf nach etwas Bestimmtem. Ich spürte förmlich das Loch, das er mit seinen Augen durch meine wertvolle Haut brannte. Und da geschah es auch schon. Blaumichels Rechte schoß in seine Gesäßtasche, und mit Hilfe der Linken und eines mächtigen Gestöhns öffnete er zwei Sekunden später seine Geldbörse. Wenig feierlich rupfte er einen Hundertmarkschein heraus und hielt ihn vergleichenderweise neben den Schatz im Saxophonkoffer...
    Seine Stimme klang wütend und heiser, als er sagte:
    „Die gleiche Nummer wie hier unten... Es... es ist das erste Mal, daß mich einer mit einer Blüte reingelegt hat... Oh, ich klopf’ ihn zu Brei, diesen falschen Seemann, ich... ich... ich... Ich muß noch was trinken. Immer wenn ich mich aufrege, kriege ich Durst. Kann ich noch ein Glas Limo haben?“ Er stutzte, sah mich an. „He, Sie stört das wohl kein bißchen? Kalt wie ein Eiswürfel...“
    „Warum soll ich mich jetzt schon aufregen, Herr Blaumichel. Dazu ist immer noch Zeit, wenn uns der Bursche wirklich durch die Lappen gegangen ist.“
    „So ein Schuft!“ Blaumichel warf den falschen Hunderter mit einer Geste des Abscheus zu der restlichen Blütenpracht.
    „Ich hole Ihnen noch was von der Limonade. Inzwischen sollten Sie es sich bequem machen und froh sein, daß Ihnen die Polizei vor der Post verziehen hat.“
    Im Hinausgehen riskierte ich einen Blick auf Pinsel. Er schnarchte jetzt nicht mehr in gewichtigem c-Moll, sondern in wesentlich beschwingterem A-Dur. Ein Zeichen dafür, daß die Verdauung meiner Tongolesischen Fleischklößchen Fortschritte machte.
    Als ich mit der Limonadenflasche zurückkehrte, überfiel mich Blaumichel mit der Frage: „Warum soll ich froh sein, daß mir die Polizei verziehen hat?“
    „Immerhin wäre es möglich gewesen, daß Sie die Strafe mit dem falschen Hunderter bezahlt hätten.“
    „Na und?“
    Ich goß ihm das Glas voll. Also, manchmal konnte der krähenhaltende Taxifahrer von unglaublicher Begriffsstutzigkeit sein.
    „Heiliges Kanonenröhrchen“, schimpfte ich, „wenn ich schon eine überseekabellange Leitung habe, dann reicht Ihre glatt bis zum Mond! Sie sollten Buttermilch statt Limo trinken. Ist Ihnen noch nicht der Gedanke gekommen, daß der falsche Hunderter eine Menge Ungelegenheiten hätte bedeuten können?“
    „Aber wo ich doch unschuldig bin?“
    „Sie wären nicht der erste Unschuldige, der Wassersuppe schlürfen muß. Die Polizei kann schließlich nicht alles glauben, was man ihr erzählt.“
    „Mann... Pfiff! Sie... Sie haben vielleicht eine hinterhältige Art“, schniefte Blaumichel. „Sie bringen es tatsächlich fertig und machen aus einem braven, biederen Taxiunternehmer einen Ängstling, der sich nicht mal mehr traut, schräg über die Straße zu gehen.“
    „Zum Wohl, Ängstling!“ Ich schwenkte die Buttermilch.
    Das Gute an Blaumichel war, daß er keinerlei Geschick zum Gekränktsein und Nachtragen besaß. Selbst wenn er polterte, war es ein kurzes Poltern. Und fluchte er hinter dem Steuer einem anderen Steuerhalter hinterher, weil der ihm um ein Haar den Kühler gestreichelt hatte, so legte sich das bei ihm nie auf die Galle. Ja, meist lachte er schon Augenblicke später wieder über seinen Ausbruch.
    „Wie geht’s nun weiter, Meisterdetektiv?“ wollte er wissen. Ich sagte es ihm: „Da ich mit leerem Magen arbeitsunfähig bin, werde ich noch in dieser Minute ein ernsthaftes Wort mit dem kalten Schweinebraten in meinem Kühlschrank sprechen. Und danach, wenn es den kalten Schweinebraten nicht mehr gibt, mache ich mich auf die Ringelsöckchen, während Sie, Herr Alfons Blaumichel, samt Schatz und Seesack die Reise zur Polizei antreten. Sie wenden sich an Inspektor Schulz, den kennen Sie ja. Sagen Sie ihm, daß ich mich bei ihm melde!“
    „Und wo gehen Sie hin?“
    Ich tippte auf jenes Stückchen gelbes Papier, das so eine große Ähnlichkeit mit einer Kinokarte aufwies, und sagte:
    „Ich war lange nicht mehr in der Annahmestelle einer Expreßreinigung.“
    „Sie glauben?“
    „Es könnte der Anfang einer Spur sein!“
    Der Taxifahrer zwang sich zu einer ernsthaften Miene: „Ich hoffe doch sehr“, redete er in gezierter Sprechweise, „daß Sie nicht versäumen werden, meine Verdienste in dieser Angelegenheit gebührend zu unterstreichen, Herr Pfiff.“
    Ich nickte Zustimmung. „Werde alles tun, damit man Sie öffentlich würdigt!“
    Blaumichel schlug mir auf die Schulter.
    „Danke!
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