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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe
Autoren: Wolfgang Ecke
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Dafür beteilige ich mich auch an Ihrem Schweinebraten.“
    Das saß!
    Ein Mitesser bei einem halben Pfündchen Schweinebraten...
    Und wenn ich mich nicht verhört hatte, knurrte jemand fröhlich in der Ofenecke... Tatsächlich. Fleischklößchen-Vernichter Pinsel saß aufrecht, sein Stummelschwänzchen blobberte und das, was er mit seiner winzigen Hundeschnauze anstellte, konnte man nur als zufriedenes Pinselgegrinse bezeichnen...

Expreß, Expreß...

    Eine Wolke lauwarmen Duftes, bestehend aus mindestens einem Dutzend verschiedener lauwarmer Gerüche, traf meine hochempfindliche Nase.
    Es roch nach Stoff, Strom, Gummi, Klebstoff, Gas, Papier, Wasser, Heizung, Chemie und noch ein paar anderen Quellen.
    Und mittendrin in allem stand Tante Olly!
    Bei Jussuv, dem Bartzupfer, es war nicht zu glauben, wie ähnlich sie der längst heimgegangenen Tante, Onkel Balduins Tausendschönchen, war. Gleich groß, gleich rechteckig, gleich großnasig, gleich langarmig, und sogar die Brillenform und der gewaltige Dutt paßten sich in das Bild der seligen Tante Olly ein.
    Groß und mächtig stand sie inmitten des chemischen Duftgemischs, während es hinter ihr, versteckt durch einen Vorhang, rumpelte und rumorte. Auch eine Männerstimme drang nach vorn. Offensichtlich hielt sie einem schweigenden Dritten einen Vortrag über die schwache Leitung eines Schiedsrichters.
    Tante Olly aber sprach mit Tante Ollys rostiger Stimme:
    „So wie Sie mich ansehen, junger Mann, könnte man glauben, ich sei Ihnen etwas schuldig.“
    Nein, böse klang es nicht, eher neugierig, vielleicht auch eine Spur rügend. Ich ging auf sie zu, lächelte und fragte: „Haben Sie schon mal was von Olga Pfiff gehört, gnädige Frau?“
    „Olga Pfiff?“ Man konnte es ihren mißtrauischen Blicken entnehmen, daß sie weder Olga Pfiff kannte noch etwas mit meiner Frage anzufangen wußte. „Sie war meine Tante und glich Ihnen wie ein Zwilling!“ Und bevor sie auf schlechte Gedanken kommen konnte, ergänzte ich rasch: „Sie war meine Lieblingstante!“

    Das versöhnte! Die große, mächtige Frau stützte ihre langen Arme in die Hüften, und ein zufriedener Glanz trat in ihre wasserhellen Augen.
    „Wir Kinder nannten sie Tante Olly“, fuhr ich fort.
    Und sie: „Sie sah mir wirklich so ähnlich?“
    Ich zwinkerte ihr zu und versicherte:
    „Wüßte ich nicht genau, daß ich als Sechzehnjähriger bittere Tränen an ihrem Grab vergossen habe, wäre ich jetzt mit ausgebreiteten Armen auf Sie zugeflitzt.“
    Sie breitete die Arme aus und rief: „Von mir aus können Sie trotzdem flitzen!“ Danach stieß sie ein gellendes Gelächter aus, das Pinsei, der eben noch apathisch neben meinen Füßen hockte, zu einem gewaltigen Satz in den Hintergrund veranlaßte.
    Er legte die Ohren an, zog seinen Stummelschwanz ein und stimmte ein kehliges „Chrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr“ an.
    „Was hat er denn?“ fragte Tante Olly.
    „Er hat heute seinen melancholischen Tag. Da stört ihn sogar ein fröhliches Gelächter.“
    „Hau-ho-hau-ho-hau-ho“, lachte Olly, die Mächtige. Dann beugte sie sich über den Tresen und flüsterte: „Warte mal, ich hab’ was für dich!“
    Sssssst!! Wie von Geisterhand war sie verschwunden.
    Pinsel stellte sein Knurren ein und brachte sich hinter meinen Beinen in Sicherheit.
    Sssssst!! Ebenso plötzlich tauchte sie wieder auf.
    „Ich bin übrigens Frau Schönrödel!“ sagte Frau Schönrödel und schaukelte mit zwei Fingern eine Scheibe Wurst durch die warme Luft.
    „Sie sind ja schneller als der Schall!“ lobte ich ihre Beweglichkeit.
    „Expreß, Expreß!“ schnalzte sie. „Bei uns geht alles im Expreßtempo! Na, komm schon...“
    „Ich weiß nicht, Frau Schönrödel, aber ich könnte mir denken, daß Ihnen Pinsel einen Korb gibt. Er hat heute nämlich bereits mein Mittagessen verspeist.“
    Eigentlich wollte ich ihr die Geschichte vom traurigen Ende meiner Fleischklößchen schildern, doch Pinsel strich die Geschichte auf seine Art vom Programm.
    Mit winkendem Stummelschwanz und flatternden Ohren tippelte er auf die einladende Wurstscheibe zu.
    Meine Hoffnung, er würde nur höflich daran riechen, danke bellen und wieder auf den Platz hinter meinen Beinen zurückkehren, zerschlug sich. Zähneknirschend wurde ich Zeuge, wie er seiner Verfressenheit die Krone aufsetzte und die Wurst so unanständig laut schmatzend verdrückte, als hätte er tagelang nur an der Glasur seines Freßnapfes geleckt.
    „Hat Hunger!“ sagte Tante Olly noch zu allem
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