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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe
Autoren: Wolfgang Ecke
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Motorrad.“
    „Ah, er fährt Motorrad. Und was studiert er, der Herr Student?“
    Frau Schönrödel hob ratlos die mächtigen Schultern. „Das weiß ich leider nicht. Aber er ist ein feiner, bescheidener junger Mann.“
    „Hehehehe“, lachte ich und tat besonders lustig, „die Vollbärtigen studieren meist Jura oder Philosophie.“
    „Aber Herr Klappmann hat doch gar keinen Bart, schon gar keinen Vollbart.“
    „Dann muß ich mich geirrt haben.“ Es wurde Zeit, daß ich verschwand. Theatralisch legte ich den Finger über die Lippen. „Ich wiederhole: die Sache ist streng geheim. Gnädige Frau, Herr Schönrödel, Sie haben mir sehr geholfen. Und auch noch vielen Dank für die Wurst. Sicher wird Pinsel noch tagelang von Ihnen träumen.“
    „Sie hoffentlich auch, wo ich doch Ihrer Tante so ähnlich sehe“, sagte Charlottchen und stimmte ihr uriges Hau-ho-La-chen an, und sie winkte mir noch ein letztesmal zu. Ich hoffte nur, beim spinnebeinigen Bonifatius, ihr Wunsch würde nie in Erfüllung gehen. Ich hatte nämlich eine ausgeprägte Abneigung gegen Alpträume...

Auge in Auge
    oder
    Zwei gegen einen

    Auf dem Weg zum „Küferturm“, wie das moderne Bauwerk im Volksmund hieß, erledigte ich auch das versprochene Telefongespräch mit Inspektor Schulz.
    Es war später Nachmittag, als Pinsel und ich das wenig anheimelnde Hochhaus erreichten.
    Wie mit Schulz ausgemacht, wartete ich noch eine Viertelstunde, bevor ich den Fahrstuhl zur neunten Etage betrat. Gemeinsam mit einer vornehmen, Zigarre rauchenden (Ehrenwort!) alten Dame rumpelten wir im Fahrstuhl, der eigentlich Ratterstuhl hätte heißen müssen, nach oben. Die Kringel blasende Lady stieg bereits im dritten Stock aus. Sie tat es, ohne Pinsel und mich eines Blickes zu würdigen. Bei Plaps und Straps, ich war richtig beleidigt.
    An der zweiten Tür, linker Gang, fand ich den gesuchten Namen.
    Eines muß ich zugeben: der Student Klappmann war ein Mann mit Phantasie. Das Namensschild bestand aus einem ehemaligen Kfz-Nummernschild. Weiß überpinselt und mit kunstvoll gemalten Buchstaben versehen, kündete es allen, die es wissen wollten, daß hinter dieser Tür ein gewisser Erwin Klappmann residierte.
    Die Klingel dagegen krächzte mehr, als daß sie klingelte.
    Pinsel hob plötzlich die Nase und begann laut zu schnüffeln. Und da roch auch ich es. Aus irgendeiner Ritze der insgesamt vier Türen schlich sich der himmlisch-intensive Geruch von gebackenen Heringen ins Freie. Bei Wally mit den Hängeohren, ich spürte sie förmlich auf der Zunge, und wenn ich jetzt noch die Augen zumachte, sah ich im Geist den sahnig geschlagenen Kartoffelbrei, der zu den Heringen gehörte.
    Ein Tropfen Öl dagegen fehlte der Tür, die sich in diesem Moment leise quietschend vor uns öffnete und Heringe samt Zubehör vergessen machte.
    Das Alter des blonden Burschen siedelte ich nach dem ersten Blick zwischen 25 und 28 Jahren an.
    Er war schlank, fast schmal, und wirkte trotzdem durchtrainiert. Er trug die Haare gescheitelt und die Brille auf der Stirn. Die Jeanskombination, in der er steckte, schien noch ziemlich neu.
    Mit mißtrauischen Blicken musterte er mich von oben bis unten und über Pinsel wieder zurück bis oben. Er schien dabei zu dem Schluß gekommen zu sein, daß von mir keine Gefahr drohte.
    „Jaaa?“
    Ich strahlte ihn an und fragte laut und poltrig:
    „Na, erkennen Sie uns wieder?“
    Es dauerte ein paar Sekunden, in denen er mich wie einen anstarrte, der das Gulasch mit zwei Schraubenziehern aß.
    „Wiedererkennen? Sie???“
    „Mich!“
    „Aber ich hab’ Sie doch noch nie gesehen!“
    „Stimmt!“ nickte ich. „Da habe ich mich eben ein bißchen komisch ausgedrückt, was?“
    Wieder ließ ich mein freundliches Gesicht strahlen, während mein Gegenüber gegen aufkommende Nervosität kämpfte.
    „Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.“
    Ich senkte die Stimme: „Wir müßten dringend was Vertrauliches mit Ihnen besprechen.“
    „Wiiiiir???“
    Ich ließ meinen Zeigefinger zuerst gegen meine Brust prallen und dann nach unten deuten.
    „Wir zwei!“
    „Aber ich wüßte nicht, was es zu besprechen gäbe. Ich kaufe sowieso nichts.“
    „Ich sagte doch, daß es sich um etwas Vertrauliches handelt. Und ich glaube kaum, daß es Ihnen recht wäre, wenn ich hier in aller Öffentlichkeit über ein Geheimnis laut reden würde.“
    Wieder traf mich sein abschätzender Blick. Sicher rechnete er sich aus, nach wie vielen Schlägen ich k. o.
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