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Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3

Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3

Titel: Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3
Autoren: Kerstin Gier
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direkt an uns vorbei und versetzte die arme Jenny in Panik. Die Angst setzte ungeahnte Kräfte frei, die Nieten der Lederbänder, mit denen das Gitter am Korb befestigt war, wurden gesprengt. Ehe jemand von uns reagieren konnte, sprang die Katze aus dem Korb und hastete mit langen Sätzen quer über die Alm davon.
    Wir hätten sie sicher niemals wiedergefunden, wenn sie nicht Spuren im Schnee hinterlassen hätte, die uns schließlich zu dem Brennholzstapel führten, hinter dem sie sich versteckt hatte. Nur sehr widerwillig ließ sie dort hervorlocken.
    Um sicherzustellen, dass die Katze nicht noch einmalflüchten und vielleicht für immer verschwinden konnte, mussten wir ein geeignetes Transportbehältnis für sie finden. Auf die Schnelle konnten wir nur improvisieren.
    Die Leute in der Seilbahn staunten nicht schlecht, als sie den zappelnden, sich windenden Gitarrensack sahen, den wir zu zweit tragen mussten. Dass darin keine Gitarre war, konnte jeder erkennen, zumal mein Vater die echte Gitarre vorsichtig unter dem Arm hielt. Der Gitarrensack versuchte ständig, davonzukrabbeln, er miaute kläglich, und schließlich machte er sogar noch ein kleines Bächlein.
    Wir zogen eine Lehre aus unseren Erlebnissen und ließen unsere Katzen fortan zu Hause.
    Das Problem ist nur, dass Katzenfreunde zwar sehr gut ohne Katze in den Urlaub fahren können, aber nicht selten mit einer Katze wieder zurückkommen. Vor Ort gibt es nämlich oft genug süße kleine Miezen, die sich nur zu gern adoptieren lassen. Und da hilft es gar nichts, sich vor Augen zu halten, dass man als Tierhalter auf Reisen immer benachteiligt sein wird.

Eine Villa in der Toskana
    Dr. Kahl hat eine Villa in der Toskana«, sagte mein Vater. »Mit acht Schlafzimmern, einem Pool und einem Tennisplatz.«
    »Wie schön für Dr. Kahl«, sagte meine Mutter.
    »Wie schön für uns «, sagte mein Vater. »Denn Dr. Kahl will unbedingt, dass wir dort umsonst Urlaub machen.«
    Dr. Kahl war Teilhaber und Geschäftsführer einer Firma namens ACTI, und er wollte unbedingt, dass mein Vater Vertriebsleiter bei ACTI wurde. Mein Vater war recht zufrieden als Vertriebsleiter einer anderen Firma, deren Namen sich ebenfalls aus Großbuchstaben zusammensetzte, und er sah keinen Grund, die Stelle zu wechseln. Meine Schwester und ich wollten auch nicht, dass er die Stelle wechselte, und das lag an der Hupe des Firmenwagens, die wir sehr in unser Herz geschlossen hatten. Sie machte nicht »Möööööööök« wie alle anderen Hupen, sondern ein fröhliches und melodiöses »Tatatatatataaaata«. Wenn mein Vater uns zur Schule brachte, musste er zum Abschied immer »Tatatatataaaaaata« hupen, und dann waren alle Kinder neidisch. Niemand konnte uns garantieren, dass der Firmenwagen bei ACTI genau so eine Hupe haben würde.
    Dr. Kahl gab so schnell aber nicht auf. Er verabredetesich einmal in der Woche mit meinem Vater zum Tennisspielen und lobte seine Rückhand ebenso sehr wie seine Fähigkeiten in Mitarbeiterführung. Er bot ihm auch das Du an und nannte ihn »mein Freund«.
    »Der will dich doch nur weich klopfen, damit du in seiner Firma anfängst«, sagte meine Mutter.
    »Unsinn«, sagte mein Vater. »Dr. Kahl und ich sind Freunde.«
    In der Adventszeit schickte Dr. Kahl uns eine riesige Kiste Nürnberger Lebkuchen nach Hause, und meine Schwester und ich waren hellauf begeistert von Dr. Kahl. Vor allem wegen der Dominosteine.
    »Der will euch nur weich klopfen«, sagte meine Mutter. »Damit ihr euren Vater überredet, in seiner Firma anzufangen.«
    »Unsinn«, sagte mein Vater. »Dr. Kahl wollte den Kindern nur eine Freude machen.«
    An ihrem Geburtstag kam mit Fleurop ein Blumenstrauß für meine Mutter. Von Dr. Kahl.
    »Der denkt wohl, ich würde dich weich klopfen, damit du in seiner Firma anfängst«, sagte meine Mutter, aber mein Vater sagte: »Unsinn. Er ist nur aufmerksam.«
    Und das war Dr. Kahl in der Tat. Es folgten Opernkarten, Einladungen zu eleganten Abendessen, kleine Geschenke für meine Schwester und mich sowie eine Einkaufsberechtigung für den Handelshof. Und das Allerbeste war, dass wir in der Nobelboutique, in der Dr. Kahls Tochter Sabine arbeitete, dreißig Prozent auf alles bekamen.
    Die Saat, die Dr. Kahl ausstreute, begann allmählich aufzugehen. Warum sollte mein Vater nicht in der Firma seinesguten Freundes Dr. Kahl arbeiten, ehe es ein anderer tat? Wir wären sogar bereit gewesen, auf die Hupe zu verzichten.
    Aber dann war meine Mutter plötzlich vehement
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