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Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3

Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3

Titel: Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 3
Autoren: Kerstin Gier
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tatsächlich bin ich nie wieder handgreiflich geworden, nicht mal in der Schwangerschaft, als der Eisenwert in meinem Blut in vergleichsweise unendliche Tiefen absackte.
    Der Blutrausch, der mich damals überkam, war (bis jetzt jedenfalls) ein einmaliges Vorkommnis.
    Neulich hat meine Mutter mein altes Aufsatzheft aus dem vierten Schuljahr wiedergefunden und mir daraus vorgelesen:
    »Mein schönstes Ferienerlebnis. Mein schönstes Ferienerlebnis war, als ich dem Ingo die Nase gebrochen habe.«
    Und was soll ich Ihnen sagen: Es ist bis heute mein schönstes Ferienerlebnis geblieben.

Nicht ohne meine Katze
oder warum Tierhalter auf Reisen benachteiligt sind
    Tierhalter haben, was das Reisen betrifft, ganz klar ein Handicap gegenüber Leuten ohne Tiere. Wer sich Hühner, Papageien, Schildkröten, Schafe, Gänse, Kühe, Schweine und Pferde hält, muss sich schon sehr genau überlegen, wann und wie lange er wegfahren kann, ohne dass seine Tiere Schaden nehmen. Immer muss sich jemand finden, der die Lieblinge/Nützlinge in seiner Abwesenheit füttert, ihren Stall ausmistet, melkt, mit ihnen spricht, das Fell bürstet und sie auch sonst mit allem versorgt, was sie so brauchen.
    Hundebesitzer nehmen ihre Tiere ja gerne mit in den Urlaub, denn gerade Hunde leiden sehr, wenn sie nicht bei ihrem Herrchen sein können. Ehe sie freiwillig in ein Hundehotel gehen, lassen sie sich lieber mit Beruhigungstabletten vollstopfen und im Frachtraum eines Flugzeugs abstellen. Außerdem gibt es für Hunde sogar eigene Strände, was man ja von Schweinen oder Schildkröten nicht sagen kann.
    Katzen macht es weniger aus als Hunden, mal ein paar Wochen allein zu Hause zu bleiben, vorausgesetzt, sie haben freien Aus- und Eingang durch die Katzenklappe und einen freundlichen Dosenöffner, der ihnen auch die gewünschten Streicheleinheiten zukommen lässt.
    Wir haben nur zweimal den Fehler gemacht, eine Katze mit in den Urlaub zu nehmen. Unser Kater Wanja verhielt sich jedes Mal, wenn wir unsere Koffer packten, merkwürdig. Er warf sich zwischen die Klamotten, klaute die Socken und versteckte sie in der Blumenvase, und einmal pinkelte er meiner Mutter, während sie die Handtücher in den Koffer legte, in den Rücken. Es war, als wolle er um jeden Preis verhindern, dass wir abfuhren. Wir zogen daraus den falschen Schluss und dachten, der Kater würde sich freuen, wenn wir ihn in den Urlaub mitnähmen.
    Das war aber völliger Kokolores. Wanja hasste das Autofahren. Er hasste Urlaub, und er wollte, dass wir das auch merkten. Wir hofften, dass sich das ohrenbetäubende Miauen geben würde, wenn Wanja sich an das Autofahren gewöhnt hatte, und als wir begriffen, dass er sich niemals daran gewöhnen würde, waren wir schon viel zu weit von zu Hause weg. Bis an die Nordsee jaulte der Kater in den höchsten Tönen. Er pinkelte auch nicht in das Katzenklo, das hinter dem Beifahrersitz stand, sondern daneben, und das gleich dreimal, und als wir in unserem Ferienhaus angekommen waren, kroch er dort unter das Bett und kam vierzehn Tage lang nur zum gelegentlichen Fressen und Pipimachen wieder darunter hervor. Überflüssig zu erwähnen, dass wir uns vor lauter schlechtem Gewissen dem Kater gegenüber kein bisschen erholten. Auf der Rückfahrt schließlich verlegte er sich auf abwechselndes Miauen, Hecheln und Untersichmachen. Als wir endlich wieder zu Hause waren, wo das Tier beleidigt aufs Sofa sprang und sich dort erst einmal gründlich putzte, waren wir absolut urlaubsreif.
    Den gleichen Fehler ein zweites Mal zu machen, war schon ziemlich dumm, aber es lagen ein paar Jahre dazwischen, und unsere Tigerkatze Jenny erschien uns mit ihren vier Monaten zu jung, um allein zu Hause zu bleiben. Deshalb nahmen wir sie mit in den Skiurlaub. Und Jenny überraschte uns positiv: Die Autofahrt empfand sie als reinstes Vergnügen, sie turnte über die Sitze, räumte übermütig das Katzenstreu aus und knabberte meinem Vater bei Überholmanövern am Ohrläppchen herum. Und sie liebte Schnee. Wir dachten schon, endlich eine Katze gefunden zu haben, die sich fürs Reisen eignete, zumal sie überhaupt gar nicht mehr abreisen wollte, sondern sich hartnäckig am Teppichboden festkrallte, als wir losmussten.
    Nur mit den vereinten Kräften aller Familienmitglieder konnten wir die Katze für die Rückfahrt in ihren Korb zwängen, so gern wollte sie noch bleiben. Auf dem Weg zur Seilbahnstation passierte dann das Unvorhersehbare: Eine Schneeraupe fuhr mit einem Höllenlärm
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