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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat
Autoren: David Anthony Durham
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mit zusammengekniffenem Mund zurück und verständigte sich so mit ihnen wie Mena. Aliver ist tot! Diese Armee wird uns vernichten. Ihr seht sie doch, oder? Erklärt mir, wie ihr euch aus der Verbannung zu lösen hofft, wenn wir tot sind. Dann bleibt euch keine Hoffnung, und das wisst ihr auch.
    Nualo richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf den jungen Akaran. Auf seiner Stirn bildete sich eine Falte, glitt über den Augapfel nach unten, veränderte die Form der Nase und krümmte einen Mundwinkel, ehe sie verschwand. Leeka wusste, dass die Falte Ausdruck des Zorns und der Verzweiflung war, ein Zeichen, wie schwer es den Verbannten fiel, in der materiellen Welt zu leben. Er hörte Nualo sagen: Ihr wisst nicht, was Ihr von uns verlangt. Leeka glaubte ihm aufs Wort.
    Verärgert wandte Dariel sich ab, ging auf die Mein zu und forderte die anderen auf, sich ihm anzuschließen. Als er an seinem Zelt vorbeikam, nahm er Waffen und Rüstung mit. Einige Soldaten befolgten seinen Befehl, doch Mena blickte weiterhin Nualo an. Das mag sein , sagte sie, aber ihr wisst es. Ich habe euch gerufen, und ihr seid gekommen. Ihr seid nicht hergekommen, um tatenlos zuzuschauen. Tut, was ihr könnt. Später, wenn wieder Frieden herrscht, werden wir Das Lied von Elenet finden. Dann werdet ihr eure Sprache wieder ohne Makel sprechen können. Ihr werdet alle Fehler rückgängig machen können.
    Nualo und die anderen Santoth waren damit eine Weile beschäftigt. Ihre Gesichter veränderten sich jetzt schneller als zuvor – Falten und Narben bildeten sich, die Haut schälte sich ab und heilte wieder, Nase, Mund und Kinn wechselten ständig die Form. Sie waren aufgeregt, zornig und hungrig. Ja, sie waren auch hungrig. Sie beratschlagten untereinander.
    Der erste Schlachtenlärm drang an Leekas Ohr. Er fühlte, wie das Getöse ihn anzog. Er würde Dariel nicht allein sterben lassen. Schon hatte er sich abgewandt, als Nualo abermals das Wort ergriff. Auch andere haben den Fehler gemacht zu glauben, aus Bösem könne Gutes entstehen. Das stimmt nicht. Heute wäre es nicht anders.
    Leeka ging weiter. Er legte die Hand an den Schwertgriff und spürte, wie das Heft sich in seine Hand schmiegte. Doch er wusste, dass von den Santoth noch mehr kommen würde. Mit Zorn kannte er sich aus, er wusste, welche Macht er über die Menschen hatte, und in seinem Rücken fühlte er das Pulsieren des Zorns immer stärker. Sie würden es tun. Trotz all ihrer Weisheit und Friedensliebe waren sie immer noch menschlich. Sie lehnten sich gegen ihr Schicksal auf. Sie trauerten um ihren Erretter. Sie dürsteten nach Rache. Und sie wollten das Eine tun, was man ihnen viele Generationen lang verwehrt hatte. Sie wollten den Mund öffnen und sprechen.
    Was auch geschehen mag , sagte Nualo, haltet euch hinter uns. Folgt uns nicht und seht nicht hin. Es wird besser für euch sein, wenn ihr nicht hinseht.
    Leeka schritt noch immer voran, als die Santoth ihn überholten. Einer vollführte auf eine Art und Weise eine Geste mit der Hand, die den alten General zurückstieß und beinahe stürzen ließ. Dasselbe machten sie auch mit anderen und mit denjenigen, die vor ihnen waren. Mit Bewegungen ihrer Finger und Hände packten sie Soldaten mitten im Gewühl und rissen sie von den Mein zurück. Leeka sah, wie Dariel anscheinend mit zwei Fingern am Kopf hochgehoben und über das Schlachtfeld geschwenkt wurde, sodass er schließlich neben seiner Schwester auf den Hintern plumpste. Mena half ihm auf die Beine, dann wandte sie sich von der Schlacht ab. Sie rief den anderen zu, es ihr gleichzutun.
    »Nualo hat gesagt, wir sollen nicht hinschauen!«, schrie sie.
    »Tut, was er gesagt hat. Was auch passiert, seht nicht hin.«
    Leeka brauchte nicht lange, um einen Entschluss zu fassen. Er wog seine Entscheidung nicht sorgfältig ab. Ebenso wenig beabsichtigte er, mit seinem Akt des Ungehorsams auch nur den leisesten Mangel an Respekt zu zeigen. Doch er war an diesem Morgen für den Tod bereit erwacht, war sich sicher gewesen, dass er zum letzten Mal in den Sonnenschein hinaustrat. Jetzt, da sich ihm ein Jahrhundertanblick bot, konnte er ihm nicht den Rücken kehren. Sollte es nur das Letzte sein, was er sah, wenn es denn so sein musste. Er wandte sich von Mena, von Dariel und den Rücken der dicht zusammengedrängten acacischen Kämpfer ab und folgte den Zauberern in die Schlacht.
    Als die Santoth auf dem Schlachtfeld fächerförmig ausschwärmten, war er unter ihnen und konnte aus der Nähe
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