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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat
Autoren: David Anthony Durham
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blickte erst ihren Bruder an, dann Leeka. Sie schluckte. Aliver – der Erstgeborene – ist tot ...
    Mit rotem Kopf und zitternden Lippen fuhr Mena fort. Er wurde von unserem Feind getötet. Deshalb habe ich euch gerufen. Bevor er starb, sagte er mir, ihr allein könntet -
    Die Santoth ließen sie nicht ausreden. Sie verlangten einen Beweis für den Tod des Erstgeborenen. Mena sagte ihnen, sein Leichnam liege ganz in der Nähe. Sofort schwebten die Santoth darauf zu. Sie wussten, wo sie Alivers Leichnam finden würden, ohne dass ihnen jemand den Weg gewiesen hätte.
    Leeka, der kein Wort hervorbrachte, nicht wusste, wo er anfangen sollte, regte sich nicht. Auch die anderen rührten sich nicht von der Stelle, sondern wechselten lediglich Blicke. Schließlich brach Dariel das Schweigen und sagte mit einer gepressten Andeutung seines üblichen Humors: »Ich habe das schon mal gefragt, und jetzt versuche ich es noch einmal... Haben wir einen Plan?«
    Mena blieb keine Zeit, ihm zu antworten. Die Santoth kehrten bereits zurück und nahmen dieselben Positionen ein wie zuvor. Leeka vermochte der Unterhaltung, die Mena mit ihnen führte, kaum zu folgen. So vieles wurde zwischen ihnen ausgetauscht, nicht nur Worte, sondern auch Gedanken, die ohne Worte auskamen. Während Leeka sich hoffnungslos darin verstrickte, gelang es Mena, die Masse an ausgetauschten Informationen zu ordnen. Die Santoth erklärten, sie hätten es gespürt, als Aliver gestorben sei. Sie hätten es in dem Moment gewusst, als die Verbindung zwischen ihnen abgebrochen sei, hätten aber gehofft, sie hätten sich getäuscht. Sie hätten ihm geglaubt, dass er sie erlösen werde. Er allein sei dazu in der Lage gewesen, denn er sei der Erste seiner Generation gewesen und stamme direkt von Tinhadin ab. Sie wollten wissen, weshalb er zugelassen habe, dass er ums Leben kam, ohne sein Versprechen eingelöst zu haben.
    Darauf wusste Mena keine Antwort; es war eben passiert. Sie fragte, ob er nicht von neuem leben könne. Könnten sie ihn nicht wieder zum Leben erwecken? Hätten sie nicht die Macht, ihn zu heilen? Doch Nualo, der jetzt für die anderen sprach, sagte nein, nein, nein. Sie könnten das Leben nicht wiederherstellen. Dieses Geheimnis habe Elenet niemals ergründet. Der Schöpfer habe in dieser Hinsicht besondere Vorsicht walten lassen und sich zurückgezogen, ohne die Worte jemals ausgesprochen zu haben. Vielleicht gebe es überhaupt keine Worte, um das Leben wiederherzustellen, jedenfalls nicht, wenn jemand wahrhaftig tot war, ohne dass Zauberei im Spiel sei.
    Dann tut, was ihr tun könnt , sagte Mena. Helft uns, die Mein zu besiegen. Sie rücken bereits gegen uns vor. Seht hin, wenn ihr es nicht glaubt. Sie kommen.
    Nualo und die anderen Santoth blickten in die Richtung, in die Mena zeigte. Sie hatte recht. Die Armee der Mein rückte vor, anscheinend zahlreicher als am Tag zuvor. Sie kamen, um zu beenden, was sie begonnen hatten. Als Leeka sie ansah, wurde ihm das ganze Ausmaß ihrer Niederlage bewusst. Vielleicht hatte er gehofft, die Riesengestalten am Himmel hätten die feindlichen Kämpfer eingeschüchtert, doch nun marschierten sie vor, als hätten sie nichts Ungewöhnliches gesehen. Er spürte, wie der Mut der Soldaten sank. Das Ende nahte. Es war nur noch Augenblicke entfernt.
    Das können wir nicht , sagte Nualo. Wir würden nur Schaden anrichten .
    »Als wäre das nicht genau deren Absicht«, sagte Dariel, doch es lag kein Humor darin, besonders da laut gesprochene Worte in Gegenwart der Santoth so misstönend klangen.
    Mit einem scharf abgegrenzten Gedanken erklärte Nualo, die Sprache des Schöpfers sei trügerisch. Sie sei nicht für Menschen gedacht. Sie hätten sie niemals erlernen sollen. Die damit einhergehende Macht wäre selbst dann gefährlich gewesen, wenn sie Das Lied von Elenet hätten lesen können. Ganz gleich, was sie Gutes tun wollten, es wurde stets auf irgendeine Weise verfälscht. Tinhadin habe sie nicht grundlos verbannt. Kein Santoth wolle riskieren, ihr Wissen jetzt für gewalttätige Zwecke einzusetzen. Wenn sie damit anfingen, könne niemand sagen, wo es enden würde.
    Nualo sagte: Der Prinz hat gewusst, dass wir nichts tun können, ohne zuerst Das Lied von Elenet zu studieren.
    Dariel meldete sich zu Wort. »Was nützt uns das Gerede?«
    Er blickte nach Norden, wo es von Mein wimmelte, die laute Kriegsgesänge angestimmt hatten und Schmähungen ausstießen. Als er sich wieder den Santoth zuwandte, hielt er seine Worte
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