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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat
Autoren: David Anthony Durham
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Waffe und starrte die sichelförmige Klinge ungläubig an. Sein Blick wanderte zwischen Corinn und dem Messer hin und her. Die eingravierten Buchstaben, das reich verzierte Stichblatt und den wulstigen Griff musterte er so prüfend wie ein Händler. Corinn jedoch, die das langsame Heranreifen von Gedanken hinter seinen Zügen beobachtete, wusste, dass sie sich nicht um die Beschaffenheit der Waffe drehten. Er ging die lange Liste der Kränkungen durch, die Hanish ihm zugefügt hatte. Er erinnerte sich daran, wie er jahrelang herabgesetzt, ausgelacht und herumgestoßen worden war. Er dachte daran, wie ohnmächtig er gewesen war und wie sehr er sich danach gesehnt hatte, Rache zu nehmen.
    »Könnt Ihr es tun?«, wollte sie wissen
    »Ist er... gefesselt?«, fragte Rialus.
    Corinn sagte, Hanish werde ihm keine Schwierigkeiten machen. Er sei gefesselt. Er warte. Rialus drehte sich um und ging auf den Eingang zu. »Ja«, sagte er kaum hörbar, »das kann ich, Prinzessin, wenn Ihr es wünscht.« Mit kleinen, zögerlichen Schritten ging er weiter, ein Mann, der sein unverhofftes Glück gar nicht fassen konnte.
    Als die Dunkelheit ihn verschluckt hatte, wandte Corinn sich wieder dem brodelnden Chaos am südlichen Himmel zu. Noch nie hatte sie so etwas gesehen. Es lag Raserei darin, doch sie war durch die Entfernung gedämpft. Ins Auge stach vor allem die Schönheit: die hohen Wolkenschichten, die flüssigem Feuer glichen, das Wogen von Farben, die sie nicht einmal benennen konnte. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, das Schauspiel finde eigens für sie statt, dass es ein Zeichen für den Umsturz des Weltgefüges sei, den sie soeben bewirkt hatte. Sie hätte gern mehr Freude, Erleichterung, inneren Frieden verspürt, doch etwas an dem Anblick ließ sie eher melancholisch werden. Den genauen Grund wusste sie nicht. Allerdings bemühte sie sich, Hanishs Worte zu widerlegen. Er hatte sich geirrt. Sie war ganz und gar nicht wie er.
    »Ich bin besser als du«, sagte Corinn laut, obwohl niemand in der Nähe war, niemand außer ihr, den sie hätte überzeugen müssen.
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