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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat
Autoren: David Anthony Durham
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Zerstörungswerks wieder in ihr Exil zurückgekehrt waren. Falls man ihnen Glauben schenken konnte, war der alte General ihnen im Schutze der allgemeinen Verwirrung gefolgt. Vielleicht war er jetzt einer von ihnen. Oder aber sie hatten ihn mit ihrem Zorn einfach verdampft. Jedenfalls war er spurlos verschwunden. Man würde den Nashornreiter stets in hohem Andenken bewahren.
    Und die Welt selbst war nicht mehr dieselbe, seit die Santoth ihrem Zorn freien Lauf gelassen hatten. Mena konnte den Unterschied an nichts Bestimmten festmachen und wusste auch nicht, welche Folgen dies für die Zukunft haben würde, doch sie wusste, dass die Auswirkungen jenes grauenhaften Tages in Talay noch nicht vollständig hinter ihnen lagen. Bisweilen spürte sie die Risse im Gewebe der Schöpfung. Dann wieder hatte sie das Gefühl, die Nähte, welche die Welt zusammenhielten, drohten zu platzen. Mit der Zeit legte sich das Durcheinander in der Luft ein wenig, jedoch niemals vollständig. Die Santoth hatten an jenem Tag das Schlachtfeld mit Fluch um Fluch belegt. Sie hatten nur ein paar Stunden lang Magie gewirkt, doch wer vermochte zu sagen, wie die verstümmelten Überreste der Sprache des Schöpfers die Welt verformen würden?
    Als sie das wogende Plateau erklommen, das sich bis zu den Klippen erstreckte, blickte sich Corinn, die vor ihr ging, nach ihr um. Sie entschied sich anscheinend zu warten, damit Mena sie einholen konnte. Was für eine Offenbarung ihre Schwester doch war. Mit dem Mädchen, an das Mena sich erinnerte, hatte sie keinerlei Ähnlichkeit mehr. Zwischen ihnen bestand eine angeborene Verbindung, Blutsbande im eigentlichen Wortsinn, doch ihr Umgang miteinander schien stets ein heikles Unterfangen zu sein. Es war eine unglaubliche Überraschung gewesen, dass es Corinn gelungen war, Acacia von den Mein zurückzuerobern. Dass sie dies mit Hilfe der Numrek getan hatte und eine Art Bündnis mit der Gilde geschmiedet hatte, hatte ihre jüngeren Geschwister noch mehr verblüfft. Mena und Dariel hatten geglaubt, in der Kommandokette gleich hinter Aliver zu kommen. Sie hatten geglaubt, den Krieg zu führen und sich im Mittelpunkt aller Auseinandersetzungen zu befinden. Zu entdecken, dass Corinn sie in einem befreiten Acacia erwartet hatte, dass sie unbestreitbar die Zügel in der Hand hielt, auf eine eigene Numrek-Armee und eine Schiffsflotte zurückgreifen konnte … Das musste Mena erst noch verkraften.
    Noch immer erinnerte sie sich voller Unbehagen an das Wiedersehen. Eigentlich hätte es in so vieler Hinsicht ein freudiges Ereignis sein sollen, aber... sie vermochte es nicht genau in Worte zu fassen, es war anders verlaufen als erwartet. Es war eine Woche her, seit die Santoth das Schlachtfeld von allen Mein-Soldaten geräumt hatten, die zu sehen gewesen waren. Sie und Dariel waren in den Hafen von Acacia eingelaufen. Sie hatten im Bug des Schiffes gestanden, das früher Larken gehört hatte, und zu den Terrassen der Stadt emporgeschaut, in der sie einmal zu Hause gewesen waren. Alles war so gewesen, wie sie es in Erinnerung hatte, doch es war trotzdem ein seltsames Gefühl gewesen, weil sie so viele Jahre damit zugebracht hatte, an ihren eigenen Erinnerungen zu zweifeln.
    Hinter ihnen folgte eine bunt zusammengewürfelte Flotte mit den Überlebenden der großen Armee. Obwohl Mena wusste, dass die Kämpfer müde waren, fühlte sie sich von ihnen vorangetrieben, als wären sie der Wind, der das Schiff auf den Kai zuschob. Triumph. Erleichterung. Erschöpfung. Auch Trauer trugen sie mit sich, doch diese war bereits untrennbar mit dem Sieg vermischt. Mena bezweifelte, dass sie je wieder reine Freude empfinden würde. Bisher hatte das Leben ihr diese Freude vorenthalten; weder als junge Prinzessin noch als Maeben auf Erden, noch als Schwert schwingende Kriegerin auf der talayischen Ebene. Trotzdem sah sie die Insel voll freudiger Erwartung näher kommen. Sie kehrte endlich heim.
    Sie legten an und gingen inmitten einer ausgelassenen Menschenmenge an Land. Die Luft war vom Klang von Flöten und Zimbeln erfüllt, es duftete nach Räucherwerk und gegrilltem Fleisch, nach Eintopf und gebratenem Fisch. Die Abgesandten des Palasts, die sie begrüßten, teilten ihnen mit, dass Corinn in der Nähe auf sie warte. Und als sie den Hafen hinter sich gelassen hatten, sich in der Unterstadt durch die Menge drängten und sich der zweiten Terrasse näherten, war Corinn tatsächlich nicht zu übersehen. Sie stand auf dem ersten Absatz der
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