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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig
Autoren: Vanessa Dungs
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verwandle.“
    „ Das willst du also immer noch?“ Es klang beinahe ungläubig.
    Ich nickte hastig. „Natürlich! Diese Entscheidung triffst allerdings du selbst.“
    „ Wohl eher die Ältesten…“
    Ich lächelte aufmunternd. „Wir haben eine geringe Chance, aber die werden wir nutzen, Engel. Vertrau mir. Alexander wird seinen Plan nicht ausführen. Ich werde das verhindern.“
    „ Du glaubst, die Ältesten sind dir dann einen Gefallen schuldig?“
    Ich nickte. „So ist es.“
    Sie drückte sanft meine Hand. „Das ist gefährlich.“
    „ Ich weiß, aber du musst dir keine Sorgen machen, hörst du? Ich werde ihn zur Strecke bringen, allein schon weil er dich angefasst hat!“
    „ Nicholas…“
    Ich streichelte ihre Wange. „Ich weiß, was du sagen willst. Du kennst mich, ich lasse mich davon nicht mehr abbringen. Sobald du hier raus kommst, ist bereits alles geregelt.“
    „ Nein, Nicholas. Ich habe Angst… Angst, dass du nicht zu mir zurückkommst.“
    Ich hörte ihre liebevollen Worte, aber dennoch registrierten meine Sinne etwas Anderes. Schritte! Fest, energisch – vielleicht die Schritte eines aufgebrachten Menschen. Sie kamen rasch näher.
    Lesley schien zu bemerken, dass etwas passierte. Mein gesamter Körper hatte sich blitzschnell versteift.
    „ Was hast du?“, wollte sie wissen.
    Ich starrte auf die Tür des Krankenzimmers. „Es kommt jemand!“
    Sie folgte ängstlich meinem Blick. „Wer? Crane?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es ist ein Mensch…“
    Sekunden verstrichen, ehe auch Liz die Schritte hören musste. Und dann wurde die Tür hart aufgestoßen. Ein groß gewachsener Mann trat ins Zimmer. „Lesley!“ Er klang ziemlich erregt.
    Ich war schon fast dabei, mich vor Liz zu werfen, um sie zu schützen. Ich wusste schließlich nicht, was ich zu erwarten hatte. Ein einziges Wort, ließ mich jedoch abrupt inne halten.
    „ Dad!“
    In nur zwei Schritten war er an ihrem Bett. „Mein Gott, was ist passiert?“ Er sah sie eindringlich an.
    Lesley blickte mich kurz an, ehe sie antwortete. „Ich hatte einen kleinen Unfall.“
    Einen kleinen Unfall? Meine innere Stimme musste beinahe hysterisch lachen.
    Ihr Vater hob den Kopf, um mich anzusehen. Seine tiefblauen Augen musterten mich prüfend. Nun wusste ich immerhin, dass Liz seine Augen geerbt hatte. Das war anscheinend aber auch schon alles. Sein Haar war eher dunkelblond und ziemlich schütter geworden. Er war auch viel größer als Lesley, er konnte sich eher mit meiner Statur messen, wenngleich er nicht so kräftig war wie ich. Er hatte die Figur eines Läufers; sehnig, drahtig. Schätzungsweise Anfang Fünfzig und ziemlich gut in Form.
    Ich beugte mich über das Bett und streckte ihm meine Hand entgegen. „Darf ich mich vorstellen, Sir? Mein Name ist Nicholas De Winter.“
    „ Ein Franzose?“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er mich fixierte.
    Ich war etwas irritiert. „Ja, Sir.“
    Er starrte kurz auf meine Hand und ich zog sie wieder zurück. Es war mir irgendwie klar, dass er sie nicht annehmen würde, ich konnte seine Abneigung mir gegenüber regelrecht spüren.
    „ Nun, würden sie uns bitte allein lassen? Ich möchte mit meiner Tochter sprechen.“ Trotz der höflichen Worte, war es eher ein Befehl als eine Bitte. Ich hatte also keinerlei Freundlichkeit von ihm zu erwarten, aber nach Lesleys Erzählungen über ihn, war das nicht unbedingt verwunderlich.
    Ich sah Liz zögernd an.
    Sie nickte. „Ist okay. Bitte.“
    Ihr Vater würdigte mich keines weiteren Blickes. „Erkläre mir bitte, wieso mir niemand etwas gesagt hat.“ Seine Worte waren an seine Tochter gerichtet.
    Schweren Herzens ging ich zur Zimmertür. Bevor ich den Raum verließ, warf ich meinem Engel noch einen kurzen Blick zu. Es war ein kaum auszumachendes Lächeln, das in ihrem Mundwinkeln erschien, als sie verstohlen zu mir herüber sah. Ich lächelte zurück, ehe ich die Tür schloss und beide allein ließ. Es war eine Angelegenheit zwischen Vater und Tochter, ob ich wollte oder nicht.
    Ich ging den langen Korridor entlang. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir blieb, also wollte ich sie nutzen, um Vincent zu informieren. Ich hatte mit ihm noch gar nicht reden können, seit ich ihn verlassen hatte. Also kramte ich nach meinem Handy. „Siebzehn Anrufe in Abwesenheit?“, brachte ich überrascht hervor. Ich klickte die Info an: sie waren alle von Vincents Mobilfunknummer gekommen. Ich drückte auf seine Kurzwahltaste und wartete. Es
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