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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig
Autoren: Vanessa Dungs
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dann aber auch nicht mehr. Er war so blitzschnell auf mich zu geschossen gekommen, dass ich im letzten Moment noch zur Seite springen konnte. Ich besaß hervorragende Reflexe, das war bisher immer meine Stärke gewesen, aber gegen Alexander Crane war es anscheinend kaum genug.
    Er wirkte selbst bei seinem Angriff noch elegant. „Wirklich beeindruckend“, rief er abermals aus. „Vincent hatte mal erwähnt, dass du äußerst flink bist.“
    Meine Eckzähne hatten sich bereits verformt und meine gesamten Muskeln bebten nun vor Anspannung. Alles in mir signalisierte höchste Alarmbereitschaft, ich würde jetzt zumindest darauf vorbereitet sein, wenn er einen zweiten Versuch starten würde.
    Seine Mundwinkel schoben sich nach oben und entblößten dabei seine Fänge. Bevor ich allerdings auch nur realisieren konnte, was er als nächstes tun würde, hatte Crane mich bereits erwischt. Seine rechte Hand legte sich wie eine Eisenklaue um meine Kehle und er knallte mich fest gegen den erstbesten Gegenstand, der in unserer unmittelbaren Nähe stand. Der verstaubte Marmortisch brach unter meinem Gewicht ächzend zusammen. Alexander hatte mich mit einer so unmenschlichen Kraft darauf geworfen, dass mein Rückrat augenblicklich gebrochen wäre, wenn ich noch sterblich gewesen wäre. Über meinem Rücken breiteten sich trotzdem höllische Schmerzen aus, aber ich unterdrückte einen Schrei.
    Der abtrünnige Vampir beugte sich rasch über mich und in einer kaum auszumachenden Bewegung hatte er mich wieder in die Höhe gezogen. Durch seinen stählernen Griff, sorgte er dafür, dass mein Körper nicht zu Boden sackte, obwohl ich gerne die wenigen Sekunden Verschnaufpause in Anspruch genommen hätte. Doch das war wohl etwas, was ein Ältester nicht benötigte. „Sag mir die Wahrheit, Nicholas oder ich muss dir wirklich wehtun!“ Seine Finger schlossen sich enger um meinen Hals. Fester.
    „ Ich werde dich töten“, röchelte ich schwerfällig.
    Sein verächtliches Lachen dröhnte in meinen Ohren. Er schleuderte mich hart gegen eine Wand, aber sein Griff lag noch immer fest um meine Kehle und genau das war der perfekte Moment für mich, vielleicht auch der Einzige.
    Ich mobilisierte alle Kraft, die ich noch aufbringen konnte, um meine Beine anzuwinkeln und dann stemmte ich mich so sehr ich konnte gegen Crane.
    Zuerst schien er amüsiert zu sein, über den mickrigen Versuch meinerseits, mich zu befreien, doch seine Freude hielt nicht lange an, denn mein Plan funktionierte. Genau wie damals bei Vincent schaffte ich es tatsächlich, diesen schier übermächtigen Gegner von mir wegzudrücken. Alexander musste mich loslassen, damit er nicht nach hinten kippte. „Was zum…“, vollkommen verblüfft starrte er mich an. „Habe ich dich womöglich kurzzeitig unterschätzt?“ Er wirkte auf eine irritierende Weise immer noch belustigt, als er das sagte.
    Mehr als das!
    Er fing bei meinem Gedanken an zu grinsen und im nächsten Augenblick drehte er sich auf einmal um. In nur einem riesigen Satz war er am Absatz einer langen Treppe angekommen, die ins obere Stockwerk führen musste.
    Ohne sich noch einmal nach mir umzusehen, flog er förmlich die Stufen hinauf und auch wenn ich ihm auf dem Fuß folgte, so war er dennoch schneller als ich. Wir rannten durch einen lang gezogenen Flur, um in ein großes Zimmer zukommen, das beinahe so groß war, wie die Eingangshalle. Von hier aus führte eine weitere Treppe wieder nach unten, ansonsten gab es scheinbar nichts mehr in diesem Raum, was noch brauchbar war. Alexander war nur kurz vor mir hier angekommen, aber ihm genügte bereits der Bruchteil dieser einen Sekunde, um sich seines besten Druckmittels zu bedienen.
    Lesley hing in Cranes Umklammerung und baumelte hilflos mit den Beinen in der Luft. Er stand in der Mitte des Zimmers und hielt sie wie eine Puppe in der Hand, so als würde sie sich nicht mit Leibeskräften gegen ihn wehren.
    „ Engel“, jaulte ich verzweifelt. Ich wollte einen Schritt vortreten, doch dann bemerkte ich, dass noch jemand hier war. Fast schon mechanisch drehte ich mich zur Seite, und da stand ein weiterer Verräter. Ich hatte zwar erwartet, dass noch jemand hier war, aber nicht mein einstiger Verbündeter.
    Peter lehnte in lässiger Pose an einer schäbigen Wand, mir direkt gegenüber.
    „ Du!“, spukte ich giftig aus. Ich erhielt nur ein halbherziges Grinsen. Angewidert wandte ich mich von ihm ab, um Liz wieder im Blickfeld zu haben. Ich bewegte mich nur ein kleines
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