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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
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sehr. Er
war schwach und ihm war elend, eigentlich wollte er keinen Kaffee. Nach nur vier
Stunden im Krankenhaus hatte er sich nachts um drei in sein Büro zurückgezogen,
weil er sich nichts entgehen lassen wollte. Er hatte Fehler gemacht und konnte es
sich jetzt nicht leisten, im Krankenhaus zu liegen, während alle anderen arbeiteten.
Und jetzt hatte er zwar endlich einen groben Überblick über den Mord und die Zusammenhänge,
fühlte sich aber halb tot, wollte eigentlich nur noch schlafen.
    Pia musste das schon vorher erkannt
haben, sie kam mit einer kleinen Colaflasche ins Büro. »Hier, der Zucker wird dir
ein bisschen helfen«, sagte sie und schwebte auf Wolke sieben.
    Tauner nahm die Flasche dankbar
entgegen. »Wann kommt die Diekmann-Wachte?«, fragte er müde und konnte sich kaum
noch gerade halten.
    Pia sah auf die Uhr. »Müsste gleich
da sein. Was macht Frau Ehlig?«
    »Wohnt im Steigenberger. Hat fast
zwanzig Stunden geschlafen gestern, sie hat Schlaftabletten genommen.« Tauner wollte
nicht mehr sagen. Sie hatten telefoniert, aber er war kaum in der Lage gewesen,
etwas Vernünftiges zu sagen. Er hätte sie gern getröstet, er ahnte, wie verschreckt
sie war. Vielleicht stand sie sogar unter Schock. Doch noch immer war sie eine Grande
Dame durch und durch, ließ sich nichts anmerken, bat ihn nur sich auszuruhen. Nichts
täte er jetzt lieber.
    »Wie seid ihr verblieben?«, fragte
Pia leise.
    »Sie will sich von ihrem Mann trennen.«
Er hatte keine Kraft, darüber zu reden.
    »Ja, aber wie seid ihr verblieben?«
    Tauner hob kraftlos die Schultern.
»Genau genommen kenne ich sie gar nicht.«
    »Und sie kennt dich nicht!«
    »Aber alle anderen kennen euch,
weil ihr schon zweimal zusammen in der Zeitung wart!«, dröhnte Uhlmann. Dann klopfte
es und die Staatsanwältin platzte ins Büro.
    »Mahlzeit!«, sagte sie, warf zwei
dicke Ordner auf den Tisch, setzte sich und sah erwartungsvoll in die Runde. »Vorgestern
…«, begann sie, »habe ich die schlimmsten Stunden meines bisherigen Lebens durchgemacht.
So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben! Wenn die den Ehlig verhaftet hätten
…« Die Staatsanwältin wollte es gar nicht aussprechen, winkte nur ab und schüttelte
den Kopf. Trotzdem schien sie gelöst, erleichtert wie jemand, der festgestellt hat,
dass nach einem verheerenden Sturm nur ein paar Ziegel von seinem Hausdach geflogen
waren. »Was ist denn nun mit dem Bärlach, was haben Sie über den herausgefunden?«
    Pia ließ von Tauner ab und setzte
sich. »Als ich das erste Mal nach ihm recherchierte, da habe ich mich zu sehr auf
seinen Vater konzentriert, der früher beim BND war, weil mir der Name gleich ins
Gesicht sprang. Doch leider habe ich übersehen, dass es gar nicht sein Vater, sondern
sein Onkel mütterlicherseits war. Das ist leider nicht so leicht nachzuvollziehen.
Dazu hätte ich offiziell das Meldeamt abfragen müssen. Seine Mutter nämlich heißt
auch nicht Bärlach, sondern hat in diese Familie eingeheiratet und sich wieder scheiden
lassen, wobei sie ihren Mädchennamen wieder angenommen hat, ihr Junge aber hat den
Namen Bärlach behalten. Die Mutter von Torsten Bärlach heißt Sundermann.«
    »Wer ist denn nun der Vater?«
    »Warten Sie, ich komme gleich darauf!
Der Grund für die Scheidung war eine Affäre, die sie zwischendurch hatte und aus
welcher Torsten entsprungen ist, sie ist erst drei Jahre später aufgeflogen, als
der angebliche Vater misstrauisch wurde. Der richtige Vater ist Seiler, der aus
Hamburg, nicht der vom DFB, der ist sein Großonkel, oder Großgroßonkel.«
    »Seiler«, wiederholte die Staatsanwältin.
»Hätten wir das gewusst, wäre uns eine Menge Ärger erspart geblieben.«
    Pia hob die Schultern. Ihr war gar
kein Vorwurf zu machen. Doch sogleich nahm sie die Kriminalisten in Schutz. »Das
konnte aber niemand wissen. Offenbar war der Anschlag auf Ehlig seit Längerem geplant.«
    »Aber Bärlach ist doch richtiger
Polizeibeamter?«, fragte Tauner, die Fakten verschwammen für ihn langsam zu einem
zähen Brei. Nur mit Mühe konnte er sich konzentrieren.
    Pia nickte. »Ja, er hat eine ganz
offizielle Laufbahn eingeschlagen. Sein richtiger Vater hat ihn wohl finanziell
unterstützt. Die Jungs waren offenbar damals der Meinung, dass es nicht schaden
könnte, jemanden im LKA oder beim BND zu haben. Der BND wollte Bärlach aber offenbar
nicht, ein psychologisches Gutachten hat ergeben, dass er zwar hochintelligent,
aber nicht teamfähig ist, zu egozentrisch,
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